Die Konjunkturflaute erreicht jetzt auch die Urlaubsbranche: Air Berlin stellt LTU-Langstrecken auf Prüfstand. Obwohl die Konzerne mit Rabatten locken, wird ein Aufschwung erst 2010 erwartet. Im Trend liegen momentan kurze Ferien.

Frankfurt. In der Tourismusbranche ziehen zunehmend düstere Wolken auf. In diesem Jahr gehen die Frühbuchungen erstmals deutlich zurück. Viele Veranstalter haben ihre Frühbucherfristen bereits um sechs bis acht Wochen verlängert, um Kunden zu locken.

Die Entwicklung hinterlässt auch bei den Unternehmen Spuren: TUI Deutschland kündigte bereits Kurzarbeit an. Der Reiseveranstalter IPM Service und Reisen meldete am Wochenende Insolvenz an und stellte seinen Betrieb ein - mit der Folge, dass die Reisen für einige Tausend Kunden storniert werden. Die Fluggesellschaft Air Berlin will angesichts der Buchungsrückgänge sogar die Fortführung der Langstreckenverbindungen ihres erst 2007 übernommenen Ferienfliegers LTU auf den Prüfstand stellen.

"Wir dürfen uns nichts vormachen: Es wird noch härter in diesem und im nächsten Jahr", sagte der Chef des Reiseveranstalters Thomas Cook, Manny Fontenla-Novoa, dem Touristikblatt "fvw" im Vorfeld der weltgrößten Reisemesse ITB, die übermorgen in Berlin beginnt. "Die Arbeitslosigkeit wird zunehmen, niemand weiß derzeit, wann die Rezession überwunden wird." Mit einem Aufschwung rechnet er frühestens wieder im Geschäftsjahr 2010/2011.

Bei dem Branchenprimus TUI Travel lag die Zahl der Buchungen Anfang Februar aus Deutschland für den Sommer zehn Prozent unter dem Vorjahresniveau. Allein das gewinnbringende Geschäft mit Pauschalreisen verlor 14 Prozent. Dabei bietet TUI auf dem deutschen Markt nach eigenen Angaben für den Sommer bereits 14 Prozent weniger Plätze an als im Vorjahr. Vor diesem Hintergrund sind wohl auch die umfangreichen Frühbucherangebote zu sehen, die seit Anfang des Jahres von fast allen Anbietern auf den Markt geworfen werden.

Bei Thomas Cook und der zur Gruppe gehörenden Marke Neckermann Reisen gelten die Frühbucherrabatte jetzt bis Ende März statt wie sonst üblich bis Mitte Februar. TUI verlängerte seine Frist bis Ende April und senkte für viele Ziele die Preise. Der USA-Spezialist DER Tour der Rewe-Reisegruppe senkte ebenfalls einige Preise.

Trotz Lockangeboten ist die Reiselust gebremst, wie eine Umfrage für die Stiftung für Zukunftsfragen zeigt. So planen derzeit nur 42,2 Prozent der Bürger eine Reise, im Vorjahr waren es zu dieser Zeit 71 Prozent. Zudem fahren die Deutschen 2009 lieber billiger, seltener und kürzer in die Ferien. "Statt Wärme, Ferne und Weite heißt es eher: kurz, nah, weg", so Zukunftsforscher Horst W. Opaschowski. Eine weitere Reise wollen sich nur 11,6 Prozent leisten.