Auf der Reisemesse ITB dürfte sich die Touristikbranche in diesem Jahr schwertun, die übliche Partystimmung zu verbreiten: Die weltweite Wirtschaftskrise hat sich auch im Urlaubsgeschäft zum bestimmenden Thema entwickelt.

Frankfurt. Der am Dienstag beginnende Branchentreff in Berlin wird für viele Anlass sein, über Strategien gegen die sinkende Urlaubslaune zu beraten.

Zwar wird die Internationale Tourismusbörse (ITB) trotz Krisenstimmung kaum an Glanz verlieren. Immerhin erwartet die Messe 2009 mit 11.000 Ausstellern aus über 180 Ländern so viele wie im Vorjahr, als die deutsche Branche vor einem neuen Rekordjahr stand und die Welt noch in Ordnung war. Dennoch ist der Sparzwang in der Touristik nach wie vor groß. Diese Jahr verzichten nicht nur die beiden Branchenführer TUI und Thomas Cook aus Kostengründen auf einen eigenen Messestand, sondern auch die größte deutsche Fluggesellschaft Lufthansa.

Ohnehin ist das Geschäft mit Pauschalreisen nur wenig ertragreich - den großen Veranstaltern bleiben dabei oft nur Renditen von ein bis drei Prozent. Während die ersten Reiseanbieter bereits über Kurzarbeit nachdenken, hat der Chef des weltweit zweitgrößten Tourismuskonzerns Thomas Cook die Branche auf einen längeren Abschwung eingestimmt. "Es wird noch härter in diesem und im nächsten Jahr", sagte Manny Fontenla-Novoa der Fachzeitschrift "fvw". Einen Aufschwung erwartet er erst wieder im Geschäftsjahr 2010/11.

Sollten sich seine Prognosen bewahrheiten, drohen der Branche nach den überstandenen Krisen durch die Anschläge vom 11. September 2001 und die Lungenkrankheit SARS erneute Einbrüche. TUI und Thomas Cook hatten zu Jahresbeginn bereits mit zweistelligen Buchungseinbrüchen für die Sommersaison zu kämpfen. Nach Einschätzung des Deutschen ReiseVerbands (DRV) hat sich die Lage auch während der vergangenen Wochen nicht wesentlich gebessert. "Im Verhältnis zum Vorjahr liegen wir im Moment etwas zurück", erklärte DRV-Präsident Klaus Laepple vergangene Woche.

Die Reiseveranstalter hatten sich bereits im Vorfeld gegen die Krise gerüstet und weniger Reisen angeboten, um diese nicht in letzter Minute zu Schleuderpreisen verkaufen zu müssen. Auch viele Fluggesellschaften legen wegen der schwachen Nachfrage Teile ihrer Flotten still. Ob die Unternehmen ihre Kapazitäten deutlich genug zurückgefahren haben, wird sich spätestens in den Bilanzen zu Jahresende zeigen. Oder bereits davor - wenn Veranstalter mit Schnäppchenpreisen versuchen sollten, ihre Kunden zum Reisen zu animieren. Vielleicht wagen die als Reiseweltmeister bekannten Deutschen dann doch noch den Gang ins Reisebüro und helfen der Touristik zumindest hierzulande aus der Krise.