In Berlin trifft sich die Bundesregierung mit der Opel-Spitze und diskutiert darüber, ob es Sinn macht, das Leben des Autoherstellers mit einer...

Hamburg. In Berlin trifft sich die Bundesregierung mit der Opel-Spitze und diskutiert darüber, ob es Sinn macht, das Leben des Autoherstellers mit einer möglichen Bürgschaft zu verlängern. Und nur 285 Kilometer weiter nordwestlich ist von Krise kaum etwas zu spüren.

In den Verkaufsräumen von Hamburgs größtem Opel-Händler Ernst Dello ist ein Leben ohne Opel einfach undenkbar. Der Gedanke an ein mögliches Aus für die Automarke, die bereits auf der ersten Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) 1897 mit dem Opel-Patentmotorwagen für Aufsehen sorgte, scheint abwegig. "Es läuft hervorragend, auch dank der Abwrackprämie. Wir haben den Absatz seit Anfang des Jahres verdoppelt", sagt Matthias Gerleit. Er ist Niederlassungsleiter bei Dello im Nedderfeld, dessen geschäftsführender Gesellschafter Kurt Kröger sich federführend für eine Beteiligung der Händler an der Rettung des Konzerns engagiert.

Die Corsas und Agilas seien "super gefragt", und der Chevrolet Matiz geradezu "der Renner", schwärmt Gerleit. Schließlich biete er den Stadtflitzer zurzeit inklusive Abwrackprämie auch gut 4500 Euro billiger an. Nur noch rund 5000 Euro, "für ein neues Auto" ist der Manager begeistert. Beim Rundgang später über den Parkplatz des Autohauses, auf dem die eingetauschten Abwrackautos Stoßstange an Stoßstange stehen, wird sich der sportlich wirkende Mann im dunklen Anzug zwar einen kleinen Scherz erlauben über die dort ebenfalls parkenden Saabs. Für die schwedische Marke, die genau wie Opel zur angeschlagenen US-Mutter General Motors gehört, hat Stockholm Staatshilfen bereits abgelehnt. Sonst aber herrscht bei Dello, auch bei den Kunden, Business as usual.

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Konzern schließt", sagt Michael Handke, der gerade den Auftrag für seinen neuen Corsa unterschreibt. Diese Überlegung habe bei ihm auch gar keine Rolle gespielt, "mir gefällt der Corsa einfach", sagt der Raumausstatter, "nicht so viel Schnickschnack wie bei den Japanern". Und dann der Preis: Statt des Listenpreises von 18 500 Euro zahlt er für den Wagen bestens ausgestattet dank Hauspreis und Umweltprämie 13 500 Euro. "Da musste ich einfach zuschlagen."

Die Freude über die Verkaufserfolge lässt auch für die Angestellten wenig Platz für Untergangsstimmung. "Natürlich reden wir auch im Kreis der Führungskräfte über die Krise bei Opel", sagt Gerleit mit leicht gesenkter Stimme und beugt sich am Tisch seines gläsernen Büros vertraulich nach vorne, "aber es wird gar nicht so weit kommen". Der Opel-Mann zählt auf, was das für Europa bedeuten würde: 400 000 Stellen weg, die Folgen bei den Zulieferern, und bei den Autohäusern auch noch einmal 120 000 Jobs. Unvorstellbar so etwas. "Das wird niemand zulassen", schließt Gerleit. Und redet wieder über das Geschäft.