Der Name stand für Glamour und verhalf der Hansestadt zu einem Hauch einer Modemetropole. Doch das liegt in der Vergangenheit. Inzwischen ist der...

Hamburg. Der Name stand für Glamour und verhalf der Hansestadt zu einem Hauch einer Modemetropole. Doch das liegt in der Vergangenheit. Inzwischen ist der Designkonzern Jil Sander fast ganz aus Hamburg abgewandert. Und von den rund 100 verbliebenen Arbeitsplätzen in dem Unternehmen sollen bis Ende März knapp 40 weitere gestrichen und in die Modemetropole Mailand verlagert werden. In Hamburg verbleiben rund 60 Jobs der Abteilung Verkauf Deutschland und Nordeuropa.

"Die Schnitt- und Modellabteilungen für Jacken und Mäntel werden künftig in Mailand angesiedelt", sagte Andreas Bergbaur dem Abendblatt. Er ist Unternehmenssprecher des japanischen Modekonzerns Onward Holdings. Die Japaner hatten Jil Sander im vergangenen September für 167 Millionen Euro von der britischen Beteiligungsgesellschaft Change Capital Partners übernommen. Nun wird über einen Sozialplan verhandelt, für die betroffenen Mitarbeiter soll nach Angaben der Hamburger Agentur für Arbeit eine Transfergesellschaft eingerichtet werden.

Die Modefirma Jil Sander befindet sich bereits seit mehreren Jahren in der Krise. Bezüglich des Designs hat sich das Unternehmen, das von der Hamburger Modeschöpferin Jil Sander (65) im Jahr 1968 in Pöseldorf gegründet wurde, in den vergangenen Monaten stark verbessert, aber wirtschaftlich hat sich die Lage - auch wegen der internationalen Finanzmarktkrise - weiter verschärft. Deshalb muss die Firma nun restrukturiert werden. Dabei setzt Onward Holdings auf eine engere Vernetzung von Jil Sander mit dem Mailänder Unternehmen Gibo, das ebenfalls zu den Japanern gehört.

Der Aderlass in Hamburg hat bei Jil Sander Tradition. Während in den guten Zeiten Mitte der 1990er-Jahre noch mehr als 350 Mitarbeiter bei der Designfirma in Hamburg und im nahen Ellerau arbeiteten, fällt jetzt die Zahl auf weniger als ein Fünftel. "Was hoffnungsvoll begann, endet in einem Scherbenhaufen", sagte gestern eine ehemalige Mitarbeiterin, die Jil Sander über Jahre begleitete, dem Abendblatt. Damals, als in den 1970er-Jahren aus der Boutique in Pöseldorf ein kleines Unternehmen mit Mode, Parfüm und Accessoires wurde. Eine Firma, die nicht nur in Deutschland wuchs, sondern auch ins Ausland strebte. Das Geld für die Expansion holte sich die Designerin Jil Sander 1989, als sie ihren Modekonzern an die Börse brachte. Erstmals engagierte sie einen weiteren Geschäftsführer an ihrer Seite.

Die Mode kam weiter gut an, aber wirtschaftlich geriet das Unternehmen ins Stottern. Hohen Aufwendungen für die Einführung der ersten Männerkollektion im Jahr 1997 und die rasche Expansion drückten die Erlöse. Firmengründerin Jil Sander dürfte wohl auch deshalb zugestimmt haben, als ihr der italienische Prada-Konzern 1999 einen dreistelligen D-Mark-Millionenbetrag für rund 75 Prozent des von ihr gegründeten Unternehmens anbot.

Danach blieb bei der Firma kein Stein auf dem anderen. Die Produktion in Ellerau (160 Mitarbeiter) wurde 2005 geschlossen, zudem sollten 130 Arbeitsplätze in Hamburg abgebaut werden. Am Ende kam es zwar nicht ganz so schlimm, aber Prada hatte das Kernstück des Hamburger Unternehmens nach Mailand verlagert. Im Jahr 2006 übernahm Change Capital Partners Jil Sander. Nun gehört sie den Japanern.