Keine Boni für Vorstände. Dividende fällt aus. Experte: “Geld sicher wie Schatzbrief.“

Hamburg. Wo es etwas zu verlieren gab, war die Postbank dabei: Sie hatte der insolventen US-Investmentbank Lehman Brothers ebenso Geld geliehen wie isländischen Banken, die inzwischen unter staatlicher Zwangsverwaltung stehen. Außerdem erwarb das Institut im großen Stil verbriefte Kreditforderungen, deren Werthaltigkeit jetzt nur noch schwer zu beurteilen ist.

Denn bis zur Übernahme des Baufinanzierers BHW 2006 hatte die Postbank wesentlich mehr Einlagen als Kredite. Als Ausgleich engagierte sich das Institut im sogenannten strukturierten Kreditersatzgeschäft, das der Bank jetzt zum Verhängnis wurde. Hohe Wertberichtigungen haben dazu geführt, dass die Postbank erstmals seit 1996 in die roten Zahlen rutschte. Das Geldinstitut verzeichnete im vergangenen Jahr einen Verlust nach Steuern von 821 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2007 stand noch ein Gewinn von 856 Millionen Euro in der Bilanz. "Natürlich enttäuscht und schmerzt das sehr, auch mich persönlich", sagte Postbank-Chef Wolfgang Klein. "Jeder Cent tut weh."

Dennoch sehen Hamburger Experten die Bank, die bei den Spareinlagen und der privaten Baufinanzierung einen Marktanteil von je neun Prozent hat, noch gut gerüstet. "Die Postbank steht deutlich besser da als die Commerzbank", sagte Christian Hamann von der Hamburger Sparkasse. Denn die Commerzbank werde wegen ihres Firmenkundengeschäfts stärker unter der Rezession leiden. "Gut ist, dass die Bank ohne Staatshilfen und staatliche Bürgschaften auskommt, wenn auch die Kernkapitalquote von 7,4 Prozent noch verbesserungswürdig ist", sagte Andreas Pläsier vom Hamburger Bankhaus M.M. Warburg. Dennoch sieht er noch Risiken bei der Bank, die in diesem Jahr zu weiteren Abschreibungen führen könnten. Klein betonte: "Die Postbank ist weiterhin in der Lage, diese Krise aus eigener Kraft zu meistern."

Mit 14,1 Millionen Kunden ist der Konzern Deutschlands größte Privatkundenbank. Vor allem Sparer hat die Bank, an der sich die Deutsche Bank einen Anteil von 22,9 Prozent gesichert hat, stark angezogen. Das Einlagevolumen stieg um fünf Milliarden auf 49 Milliarden Euro. Verbraucherschützer beruhigen die Sparer: "Das Geld bei der Postbank ist genauso sicher wie in einem Bundesschatzbrief", sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Das operative Kundengeschäft ist nach Angaben der Postbank so stark wie nie. Ziel ist es, die Zahl der Stammkunden zu erhöhen. Sie machen erst gut ein Drittel der Gesamtkundenzahl aus. "Stammkunden nutzen drei und mehr Produkte von uns oder überschreiten eine bestimmte Einlagen- oder Kredithöhe", sagte Postbank-Sprecher Hartmut Schlegel dem Abendblatt.

Erstmals seit dem Börsengang 2004 müssen die Aktionäre auf eine Dividende verzichten. Im Vorjahr wurden noch 1,25 Euro pro Anteilsschein ausgeschüttet. Stille Einlagen werden dagegen - ähnlich wie bei der HSH Nordbank - verzinst. Die Vorstände der Postbank erhalten für 2008 keinen Bonus. Bei den Führungskräften habe die Postbank vor, "genauso individuell zu honorieren, wie wir es vereinbart haben", kündigte Klein an. "Wir sind da in der Pflicht, wenn die Ziele, wie etwa die Erhöhung der Zahl der Sparkonten, erreicht wurde", sagt Schlegel. Natürlich werde der Bonus wegen der Verluste geringer als in den Vorjahren ausfallen.

Die hohen Verluste begründet die Bank auch damit, dass sie ihre Aktienbestände komplett abgebaut hat, was zu Belastungen in Höhe von 581 Millionen Euro führte. "Diesen Preis zahlen wir dafür, dass wir in künftigen Perioden weniger anfällig sein werden", sagte Postbank-Finanzvorstand Marc Heß.

Die Wertkorrekturen für Lehman Brothers belaufen sich auf 336 Millionen Euro und für Island auf 35 Millionen Euro. Abschreibungen auf strukturierte Kredite kosteten die Bank 156 Millionen Euro. Geld verdiente die Postbank mit dem Zins- und Povisionsüberschuss, der um 11,4 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro stieg - den Sparern sei Dank.