Die Finanzmarktkrise drückte den Gewinn der Sparkasse um 40 Prozent, brachte aber auch mehr Kunden.

Hamburg. Bei der Haspa sind bislang sechs Klagen von Lehman-Geschädigten eingegangen. "Wir gehen davon aus, dass noch die eine oder andere hinzukommt", sagte Reinhard Klein, Vorstandsmitglied der Sparkasse. Von insgesamt gut 3700 Kunden, denen man Zertifikate der Mitte September insolvent gewordenen US-Investmentbank Lehman Brothers im Gesamtwert von 54 Millionen Euro verkaufte, haben nach den Worten von Haspa-Vorstandssprecher Harald Vogelsang rund 1000 eine Entschädigung erhalten. Dafür habe man 9,5 Millionen Euro ausgegeben, wobei "zwischen zehn Prozent und in sehr wenigen Fällen 100 Prozent" des Schadens ausgeglichen wurden. Mittlerweile sei der Prozess der Entschädigungen "weitgehend abgeschlossen". Nach Prüfung aller Beratungsprotokolle und Gesprächen mit allen Betroffenen sei der Vorstand zu dem Schluss gekommen, dass die Beratung weit überwiegend korrekt abgelaufen sei. Allerdings räumte Vogelsang ein: "In 250 Fällen hätten wir stärker auf das Emittentenrisiko hinweisen können" - also auf das Risiko einer Pleite der Bank, von der die Zertifikate stammen, "auch wenn absolut nicht vorhersehbar war, dass die viertgrößte US-Investmentbank insolvent werden könnte." In den übrigen Entschädigungsfällen habe man sich aufgrund einer "kritischen Lebenssituation" des Kunden dafür entschieden. "Eine vollständige Entschädigung kann nicht in Betracht kommen", sagte Vogelsang.

Bei der Verbraucherzentrale Hamburg sieht man dies anders. "Wir wissen aus einer Umfrage unter Hunderten betroffenen Kunden, dass in fast keinem Fall auf das Emittentenrisiko hingewiesen wurde", sagte Verbraucherschützerin Edda Castelló. "Also hätte die Haspa nach ihrer eigenen Logik praktisch alle Kunden entschädigen müssen." Zudem hätten die Berater nicht darüber informiert, in welcher Form die Haspa durch den Verkauf der Zertifikate profitierte. Dazu heißt es bei der Haspa, Provisionen spielten in ihrer Beratung keine maßgebliche Rolle.

Auf eigene Rechnung war die Sparkasse nur mit 1,3 Millionen Euro von der Lehman-Pleite betroffen. Ohnehin erwiesen sich Sparkassen und Genossenschaftsbanken in dieser Zeit der großen Verunsicherung als "sichere Häfen", so Vogelsang: "Nun schlägt die Stunde klassischer Geschäftsmodelle. Sie sind wieder modern, auch wenn sie keine Höchstrenditen abwerfen. Die "Luftschlösser internationaler Geldvermehrung" seien geplatzt - "und das kann man nur begrüßen."

Allerdings hat die Finanzmarktkrise auch im Jahresüberschuss der Haspa ihre Spuren hinterlassen. Der Nettogewinn sackte um 41 Prozent auf 60 Millionen Euro ab, vor allem weil Abschreibungen auf Wertpapiere das Ergebnis per Saldo um 65 Millionen Euro belasteten. Damit rutschte die Eigenkapitalrendite von zuvor 9,8 Prozent auf 5,9 Prozent. Damit sei man angesichts des Umfelds in der Branche noch zufrieden, sagte Vogelsang.

Im Geschäftsvolumen hat die Haspa nach eigener Darstellung von den Verwerfungen im Finanzsektor aber auch profitiert: Insbesondere seit Mitte September, als die Lehman-Pleite die Vertrauenskrise der Banken drastisch verschärfte, seien der Sparkasse massiv Einlagen zugeflossen, hieß es. So erhöhte sich der Umfang der Kundengelder in der Bilanz um zwölf Prozent auf 25,5 Milliarden Euro. Die Anzahl der Girokonten kletterte um 80 000 auf knapp 1,13 Millionen. Zuwächse gab es auch im Geschäft mit vermögenden Privatkunden. Hier wurden 700 neue Kunden gewonnen, das betreute Vermögen nahm um rund eine Milliarde Euro zu.

Im Firmenkundengeschäft konnte die Haspa das vor einem Jahr genannte Ziel, die Neukreditvergabe 2008 um eine Milliarde auf sechs Milliarden Euro zu steigern, sogar leicht übertreffen. 55 Millionen Euro flossen an Existenzgründer. "Dies ist das höchste Volumen seit sechs Jahren", erklärte Vogelsang.

Mit dem Ausblick auf 2009 tat er sich vor dem Hintergrund der hohen Unsicherheiten schwer. Man gehe aber davon aus, dass der Jahresüberschuss an das Niveau des Jahres 2008 anknüpft und sich das Wachstum bei den Kundengeldern und den Krediten fortsetzt.

Für Hamburg erwartet der Haspa-Chef in diesem Jahr einen kräftigen Rückgang der Wirtschaftsleistung um mehr als zwei Prozent. Die Hansestadt sei wegen ihrer Außenhandelsorientierung im Vergleich zum Bundesdurchschnitt etwas stärker vom Konjunktureinbruch betroffen, sagte Vogelsang. "Aber wenn wir weltweit wieder Aufwärtstendenzen spüren, werden die auch zuerst hier in Hamburg ankommen."