Der Kampf ums Überleben geht mit harten Einschnitten einher: General-Motors-Chef Rick Wagoner hat in Detroit mitgeteilt, dass der Konzern 47.000 Stellen weltweit abbauen wird - 26.000 davon außerhalb der USA. Wie es mit der Tochter Opel weitergeht, ließ er offen.

Detroit/Bochum. Opel-Mitarbeiter an den deutschen Standorten müssen um ihre Arbeitsplätze zittern: Der ums Überleben kämpfende Opel- Mutterkonzern General Motors (GM) will 26.000 Stellen außerhalb der USA streichen.

Das genaue Schicksal der deutschen Tochter Opel ließ GM-Chef Rick Wagoner in der Nacht zum Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Detroit aber offen. Damit ist weiterhin unklar, ob GM deutsche Standorte schließen oder Opel komplett verkaufen will. Insgesamt will der US-Konzern 47.000 Stellen abbauen - das wäre etwa jeder fünfte Arbeitsplatz bei weltweit 245.000 Beschäftigten.


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In seinem der US-Regierung am Dienstag vorgelegten Sanierungsplan verlangt GM zudem bis zu 30 Milliarden Dollar (24 Milliarden Euro) vom Staat. Das ist mehr als doppelt so viel wie GM bisher bekommen hat.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) forderte während seiner USA-Reise Klarheit, was der Sanierungsplan konkret für die deutschen Opel-Standorte bedeutet. Im Bochumer Opel- Werk diskutierten die Beschäftigten der Nachtschicht die Lage. Ein Fertigungsmonteur sagte stellvertretend für Kollegen, dass man auf eine Zukunft ohne GM setze. "Wir hoffen, dass das Werk verkauft werden kann und erhalten bleibt", sagte er. Der Betriebsrat des Bochumer Werkes hält einen Verkauf für die beste Lösung.

Milliardengrab für Steuergelder

Der schwer gebeutelte größte US-Autohersteller droht zunehmend zu einem Milliardengrab zu werden. Der deshalb von der Regierung eingeforderte Sanierungsplan sieht neben Stellenabbau die Schließung von fünf US-Werken vor. Die Marken Saab in Schweden sowie Hummer und Saturn in den USA stehen zum Verkauf. Die Einschnitte sind die Voraussetzung für neue Staatshilfen.

Bislang hatte GM von der US-Regierungrund 13,4 Milliarden Dollar zugesagt bekommen. Nun fordert der US-Branchenführer insgesamt weitere 16,6 Milliarden Dollar. Ein geordnetes Insolvenzverfahren mit Gläubigerschutz würde - GM zufolge - noch teurer werden, bis zu 100 Milliarden Dollar kosten.

GM und Wettbewerber Chrysler müssen ihre Überlebensfähigkeit auf Basis ihrer Sanierungspläne konkret bis Ende März beweisen. Dazu laufen auch noch Verhandlungen mit den Gewerkschaften über Zugeständnisse und mit den Gläubigern zur Umschuldung.

Noch keine Entscheidungen über Opel-Werke

Zur Frage, ob im Rahmen des Plans auch Werke in Deutschland geschlossen werden, wollte sich Wagoner nicht äußern. Laut Medienberichten erwägt GM, die Opel-Fabriken in Bochum und im belgischen Antwerpen zu schließen und das Werk Eisenach zu verkaufen.

Opel verhandelt unterdessen mit der Bundesregierung wegen der GM-Schieflage über eine Bürgschaft von bis zu 1,8 Milliarden Euro. "Wir sind mittendrin, mit verschiedenen Seiten zu sprechen, darunter auch die deutsche Regierung", sagte GM-Chef Wagoner. Man höre sich alle Optionen an. Zu Spekulationen über eine Trennung von Opel sagte Wagoner lediglich, bisher sei niemand an GM wegen eines Verkaufs herangetreten.

Nach Bekanntgabe des GM-Plans verlangte NRW-Ministerpräsident Rüttgers Informationen über die Auswirkungen in Deutschland. "Es ist jetzt Aufgabe von Opel, zu sagen, wie langfristig das Zukunftskonzept aussieht", sagte der CDU-Politiker am Dienstagabend bei einer Veranstaltung in der deutschen Botschaft in Washington. "Wir haben gesagt, wir sind bereit zu helfen - aber das geht nur, wenn man weiß, wohin die Reise geht." Rüttgers wollte am Mittwochnachmittag mit Wagoner in Detroit zu einem Treffen zusammenkommen. "Ich bin sehr froh darüber, dass wir dann darüber reden können, was das (Sanierungskonzept) für die einzelnen Standorte heißt", sagte er.

Warnung vor Opel-Rettung durch Staatsgelder

In der Diskussion um eine Opel-Rettung warnte der Präsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) und künftige Wirtschaftsweise, Christoph Schmidt, vor Staatshilfen. In der "Bild"-Zeitung forderte Schmidt Bundesregierung und Landesregierungen auf, auf Hilfen für Opel zu verzichten. "Ich halte Hilfen für einzelne Branchen für eine ganz schlechte Idee. Die Politik sollte sich nicht anmaßen, zu entscheiden, welche Unternehmen erhaltenswert sind und welche nicht", sagte Schmidt.