Viele deutsche Einrichtungen für Behinderte beliefern Autobauer mit Einzelteilen - weil bei Mercedes & Co. weniger produziert wird, brechen jetzt die Erträge ein. Rund 270.000 Menschen verdienen sich in den Werkstätten einen Teil ihres Lebensunterhalts.

Sindelfingen. "Im Autobereich ist die Lage wirklich nicht rosig", sagt Burkhard Roepke von der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM). Der Einbruch bei den Erträgen liege bei drei Prozent. "Das ist noch keine Katastrophe, aber wir wissen nicht, wo die Reise hingeht." Die Interessenvertretung mit 654 Mitgliedsunternehmen zählt insgesamt 270.000 Werkstattbeschäftigte.

Viele Behinderten-Einrichtungen arbeiten für die Autoindustrie. Etwa 15 Prozent ihres Ertrags erwirtschaften die Werkstätten durch eigene Produkte, berichtet Roepke. 85 Prozent des Ertrags werde aber durch Dienstleistungen und Lohnfertigungen erzielt. Auch die Gemeinnützige Werkstätten & Wohnstätten GmbH (GWW) in Sindelfingen bei Stuttgart ist in der Lohnfertigung tätig. In der Werkstatt mit ihren 250 Mitarbeitern werden beispielsweise Heckscheiben für die neue E-Klasse von Mercedes montiert.

Am Arbeitsleben teilnehmen

Laut GWW-Geschäftsführer Rainer Knapp wird der Umfang der Aufträge allerdings kleiner, weil die Autoindustrie weniger Fahrzeuge verkauft und somit weniger Teile benötigt. In der Werkhalle, wenige hundert Meter Luftlinie vom Mercedes-Werk Sindelfingen entfernt, geht es nicht um Akkordarbeit oder hohe Stückzahlen.

Die Arbeiten bei GWW seien in viele kleine Schritte untergliedert. Knapp betont: "Menschen mit Behinderung haben Potenzial und Kompetenz. Sie sollen am Arbeitsleben teilhaben und nicht basteln." Insgesamt gehören zur GWW 970 Werkstattplätze. Nicht nur Teile für die Autoindustrie, sondern auch spezielle Paletten oder Biertische und Bierbänke werden in den verschiedenen Werkstätten produziert.

Der Durchschnittslohn eines behinderten Mitarbeiters beträgt bei der GWW 461 Euro im Monat. Gemessen am Bundesdurchschnitt ist das relativ viel: Üblicherweise liege der Schnitt bei lediglich 160 Euro im Monat, erklärt Knapp.