Nach zweiwöchigen Verhandlungen und einem Warnstreik gelang schließlich der Kompromiss: Die Gewerkschaften und die Deutsche Bahn einigen sich auf 4,5 Prozent mehr Geld und zwölf freie Wochenenden pro Jahr für die rund 150.000 Tarifbeschäftigten.

Hamburg. Nach nur rund zweiwöchigen Verhandlungen hat sich die Deutsche Bahn in der diesjährigen Tarifrunde mit den drei zuständigen Gewerkschaften auf einen neuen Abschluss geeinigt. Am Sonnabendabend kamen Bahn-Vorstand Norbert Hansen und die Vorsitzenden der Gewerkschaften Transnet, GDBA und GDL in Frankfurt nach 40 Stunden Verhandlungen überein.

Die rund 150.000 Tarifbeschäftigten der Bahn erhalten von Februar an 2,5 Prozent mehr Gehalt sowie von Januar 2010 an weitere zwei Prozent. Hinzu kommt im Dezember eine Einmalzahlung von 500 Euro. Festgeschrieben wurde auch ein Anspruch auf zwölf freie Wochenenden im Jahr.

Ein für heute drohender Warnstreik bei der Bahn wurde damit abgewendet. Der Abschluss muss noch von den Gremien der Gewerkschaften bestätigt werden, was jedoch als sicher gilt. Die diesjährige Tarifrunde war auffallend kurz, verglichen mit dem monatelangen Ringen zwischen der Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL Ende 2007 und Anfang 2008.

Dieser Erfolg ist maßgeblich dem Bahn-Personalvorstand Norbert Hansen zuzurechnen, der von 1999 bis zum Mai 2008 selbst die größte Bahngewerkschaft Transnet geführt hatte. Sein Wechsel in den Bahn-Vorstand und seine ersten öffentlichen Äußerungen in dieser Position hatten im vergangenen Jahr für massive Verstimmung bei den Bahn-Arbeitnehmern gesorgt und zu etlichen Austritten bei Transnet geführt.

Mittlerweile hat sich die Beurteilung des 56-jährigen gebürtigen Husumers offenbar gedreht. "Hansen hat das ordentlich gemacht und seine Rolle im Konzern damit gefestigt", sagte Uwe Reitz, Sprecher der Gewerkschaft GDBA, dem Abendblatt. "Vom Vorstand aus hatte er sicher nicht allzu viel Spielraum bei den Verhandlungen."

Hansen selbst betonte in einem Interview mit der "Welt am Sonntag", dass sich sein Verhältnis zu den Beschäftigten bei der Bahn mit seinem Wechsel in den Vorstand nicht geändert habe: "Meine Loyalität zu den Arbeitnehmern ist nie verloren gegangen. Ich war immer Eisenbahner und bin das jetzt immer noch."

Bahn-Chef Hartmut Mehdorn war, entgegen den üblichen Gepflogenheiten, zum Abschluss der Tarifrunde am Sonnabend in Frankfurt nicht anwesend. Er muss sich derzeit öffentlich für die flächendeckende Überprüfung von 173 000 der seinerzeit 240 000 Bahn-Mitarbeiter in den Jahren 2002 und 2003 im Zuge der internen Korruptionsbekämpfung rechtfertigen.

Die Gewerkschaften lobten das Verhandlungsergebnis: "Wir sind stolz darauf, diese Tarifrunde ohne Arbeitskampf abschließen zu können, sagte GDL-Chef Claus Weselsky. Die Vertretung der Lokführer - kleinste der drei Bahn-Gewerkschaften - hatte sich vor rund einem Jahr im Kampf um einen eigenen Tarifvertrag einen massiven Arbeitskampf mit dem Konzernvorstand geliefert. Der Personen- und Güterverkehr in Deutschland war spürbar behindert worden.

Als wesentlichen Erfolg werteten es die Gewerkschaften, dass der Abschluss nicht an die Entwicklung des Konzerngewinns gekoppelt wird, wie von der Bahn zunächst gefordert. GDBA-Chef Klaus-Dieter Hommel sprach von einem "merkbaren Einkommenszuwachs" für die Arbeitnehmer.