Die Übernahme des Autozulieferers Continental wird immer mehr zum Risiko für das Familienunternehmen Schaeffler. Staatshilfe wird es vorerst auch nicht geben - zumindest nicht ohne ein “tragfähiges und zukunftsweisendes Konzept“.

Hannover/Berlin. Die Bundesregierung macht eventuelle Hilfen für den in Schieflage geratenen Autozulieferer Schaeffler von einem glaubwürdigen Rettungsplan abhängig. "Die beteiligten Unternehmen werden in den nächsten Wochen ein tragfähiges und zukunftsweisendes Konzept vorlegen, das mit den wichtigsten beteiligten Banken abgesprochen ist", sagte Wirtschaftsminister Michael Glos am Donnerstag. "Das ist eine Voraussetzung für weitere Verhandlungen mit Bund und Ländern."

Am Vorabend hatten sich Vertreter von Schaeffler und Conti, sowie Bund, Niedersachsen und Bayern zu einem Krisengipfel in Berlin getroffen. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück zeigte sich grundsätzlich skeptisch, was Hilfen für Schaeffler angeht: "Es ist nicht Aufgabe des Staates, in solchen Fällen einzugreifen, in denen unternehmerische Entscheidungen möglicherweise nicht durchdacht genug waren", sagte er der "Berliner Zeitung".

Schaeffler hatte auf Pump 90 Prozent der dreimal größeren Continental gekauft. Dafür zahlte das Familienunternehmen zehn Milliarden Euro - mittlerweile beträgt der Börsenwert aber nur noch gut zwei Milliarden Euro. Wegen des Einbruchs der Autokonjunktur kann Schaeffler die für den Kauf aufgenommenen Kredite immer schwerer bedienen.

Erfolgslose Suche nach Investoren

Das verschwiegene fränkische Familienunternehmen machte bislang keine konkreten Angaben zu seinen Plänen. Abgesagt werden könne die Conti-Übernahme nicht mehr. "Das ist rechtlich gar nicht möglich", sagte Schaeffler-Eigentümerin Maria-Elisabeth Schaeffler. Ihr eigenes Vermögen stecke in der Firma, weshalb Zuschüsse aus der Privatschatulle nicht möglich seien, betonte sie.

In den Verhandlungen um die Zukunft der Autozuliefer-Gruppe mit mehr als 200.000 Beschäftigten kommt den kreditgebenden Banken eine Schlüsselrolle zu. Dabei wird vor allem über zwei Varianten gesprochen: Die Umwandlung von Schulden in Eigenkapital und die Gewinnung externer Geldgeber. Bei der Umwandlung in Eigenkapital gewännen die Institute zwar ein stärkeres Mitspracherecht, kämen aber im Pleitefall als letzte an ihr Geld.

Mögliche Investoren von außen hat Schaeffler zwar schon dutzendfach angesprochen, bislang aber ohne Erfolg. "Deshalb ist Schaeffler nun auf den Staat zugekommen", sagte ein Insider. Kreisen zufolge hat Schaeffler um eine Kapitalspritze von vier Milliarden Euro nachgesucht.

Dieses Geld aus dem neuen 100-Milliarden-Unternehmensfonds der Bundesregierung zu nehmen, ist aber nicht möglich. Dieser ist nur für Bürgschaften und Kredite des Bundes, nicht aber für direkte Staatsbeteiligungen vorgesehen. "Das geht definitiv nicht", sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person. "Sonst müsste der Koalitionsbeschluss noch einmal geändert werden."

"Klumpenrisiko" Schaeffler-Kredite

Dass dies geschieht, gilt als unwahrscheinlich. Wie die Hilfen ansonsten aussehen könnten, blieb unklar. Steinbrück antwortete in der "Berliner Zeitung" auf die Frage, ob die Regierung einen Rettungsschirm über die Schaeffler-Gruppe aufspannen werde: "Ein ganz klares Nein."

Die Politik setzt nun darauf, dass sich zunächst die Banken bewegen und zu Stundungen oder der Umwandlung von Schulden in Eigenkapital bereiterklären. Wenn für eine Gesamtlösung am Schluss staatliche Hilfe unabdingbar sei, würden sich Bund und Länder für neue Gespräche bereitfinden, hieß es.

Die Schaeffler-Banken sind auch deshalb unter Druck, weil sie für die Milliardenkredite an Schaeffler zum Teil Conti-Aktien zu hohen Kursen als Sicherheit genommen haben. Zum Konsortium gehören Royal Bank of Scotland, Commerzbank, Dresdner Kleinwort, UBS, LBBW und Bayerische Hypo-und Vereinsbank - und somit einige Banken, die von der Finanzkrise ohnehin schwer gebeutelt worden sind und die ein Ausfall des "Klumpenrisikos" Schaeffler-Kredite schwer treffen würde.