Der neue Großaktionär des Hannoveraner Autozulieferers Conti hat sich durchgesetzt: Auf Druck von Schaeffler trat der Aufsichtsratschef von Continental, Hubertus von Grünberg, von seinem Posten zurück. Dennoch bleibt die Zukunft der beiden Unternehmen ungewiss. Die Kooperation zwischen den Automobilsparten soll vorangetrieben werden.

Hannover. Conti-Großaktionär Schaeffler hat seine Muskeln gezeigt. Auf Druck des Familienunternehmens tritt Conti-Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg von seinem Posten ab, bleibt aber Mitglied des Kontrollgremium. Vier Schaeffler-Vertreter ziehen zügig in den Aufsichtsrat ein. Und: Unter dem Druck der dramatischen Krise in der Autoindustrie wollen sich die beiden hoch verschuldeten Konzerne zusammenraufen und einen neuen Zuliefergiganten schmieden. Mit diesem Ergebnis der Krisensitzung des Aufsichtsrats von Continental am Samstag in Hannover scheint der wochenlange Machtkampf beendet zu sein.

Continental und Schaeffler hätten das Kriegsbeil begraben, hieß es in Konzernkreisen. "Wir müssen jetzt die Probleme anpacken." Die Finanz- und Autokrise hat beide Unternehmen mit voller Wucht erwischt. Beide Konzerne wollen nun im eigentlichen Geschäft an einem Strang ziehen und die Kooperation zwischen den beiden Automobilsparten vorantreiben. Neben Branchenprimus Bosch wollen sie einen "zweiten globalen Champion im Automobilzuliefergeschäft" in Deutschland schaffen.

Fast pathetisch kommentierte Schaeffler-Eigentümerin Maria-Elisabeth Schaeffler das Ergebnis: "Ich freue mich sehr, dass das, was gut zusammenpasst, jetzt zusammenwachsen kann." Die Eigentümerin der Schaeffler-Gruppe aus Herzogenaurach, die 49,9 Prozent an Conti hält, hatte an der Krisensitzung in Hannover teilgenommen und zieht in den Aufsichtsrat ein. Nicht sie aber wird Chefin des Gremiums, sondern überraschend der Schaeffler-Berater Rolf Koerfer.

Conti-Reifensparte soll ausgegliedert werden

Zu der Einigung gehört auch, dass die Conti-Reifensparte ausgegliedert werden soll. Eingeleitet werden soll nun ein Prozess für eine "organisatorisch und rechtlich selbstständige" Rubber Group, unter "enger Begleitung" von Grünbergs ein wichtiges Ergebnis für Continental. Es bedeutet zwar faktisch eine Aufspaltung des Konzerns, der von Schaeffler geforderte Verkauf der Reifensparte aber scheint vorerst vom Tisch.

Wochenlang hatten sich Conti und der Großaktionär einen Machtkampf um die Zukunft von Continental geliefert, in dessen Verlauf vor allem Aufsichtsratschef von Grünberg in den Mittelpunkt geriet. Die Schaeffler-Gruppe hatte von Grünberg vorgeworfen, er sabotiere systematisch gemeinsame Lösungen und verfolge eigene Interessen, das Vertrauen sei zerstört. Die Drohung: Falls von Grünberg nicht zurücktrete, behalte sich die Gruppe das Recht vor, alle zehn Sitze der Anteilseigner im Aufsichtsrat neu zu besetzen.

Hinter den Kulissen hieß es nach der Krisensitzung, nun sei der Weg frei für eine konstruktive Zusammenarbeit. Offen aber ist, wie genau die beiden Automobilsparten zusammenwachsen sollen, welche Folgen dies für die Beschäftigten haben könnte, wo etwa der Konzernsitz ist. Der Weg für Schaeffler und Conti ist noch lang, um das gemeinsam formulierte Ziel zu erreichen.