Das mit der Erforschung der Datenermittlung beauftragte Hasso-Plattner-Institut hat den Vertrag mit der Schufa Holding am Freitag gekündigt.
Potsdam/Berlin. Nach einer Welle der Kritik von Politikern und Datenschützern ist das Facebook.Projekt der Schufa aufgegeben worden. Das mit der Erforschung der Möglichkeiten der Datenermittlung beauftragte Hasso-Plattner-Institut (HPI) kündigte nach eigenen Angaben den Vertrag. Das HPI sollte erforschen, inwieweit Informationen aus dem Internet bei der Bewertung der Bonität helfen können.
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Angesichts mancher Missverständnisse in der Öffentlichkeit über den vereinbarten Forschungsansatz und darauf aufbauender Reaktionen könne ein solches wissenschaftliches Projekt nicht unbelastet und mit der nötigen Ruhe durchgeführt werden, erklärte HPI-Direktor Christoph Meinel am Freitag.
Obwohl Schufa und HPI betont hatten, es handele sich ausschließlich um ein ergebnisoffenes Forschungsprojekt, war die Idee am Donnerstag unter massiven Beschuss von Politik und Datenschützern geraten. Der eigene Verbraucherbeirat des Unternehmens bat den Vorstand am Freitag zuletzt, so schnell wie möglich eine gemeinsame Sitzung anzusetzen. Beiratsmitglied Uli Röhm sagte, er könne nicht verstehen, wie man „bei der derzeitigen Diskussion über Soziale Netzwerke anfängt, so blauäugig zu forschen“.
Bisher sei die Schufa auf einem guten Weg gewesen, "um von dem Bild der Datenkrake wegzukommen“, sagte der Fernsehjournalist Röhm. „Diese Fortschritte für das Image der Schufa sind jetzt gefährdet.“
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Politische Konsequenzen forderte der verbraucherschutzpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Erik Schweickert. „Wir als Politik sind gefordert, in dem Bereich zu schauen, ob das Bundesdatenschutzgesetz das auch genügend schützt“, sagte Schweickert am Freitag im Deutschlandfunk. „Das soziale Leben, der Freundes-, oder der Kollegenkreis gehören zur Privatsphäre eines Menschen“, betonte der Abgeordnete.
Der netzpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Manuel Höferlin, sagte dem Rundfunksender "rbb", er halte es für rechtswidrig, „wenn sich die Schufa nichtöffentliche Daten auf irgendwelchen Wegen besorgen sollte“. Zudem sei es ziemlich aufwendig, die tatsächliche Identität von Personen im Internet eindeutig festzustellen. „Ich bin mal gespannt, wie die Schufa das im Internet machen will mit einem einfachen Facebook-Account“, sagte Höferlin.
In Blogs, auf Facebook sowie im Kurzmitteilungsdienst Twitter löste die Debatte eine Flut von ironischen Kommentaren aus. So waren Empfehlungen im Umlauf, mit welchen Statusmeldungen man die Bewertung der eigenen Kreditwürdigkeit heraufsetzen könnte oder welche unbedingt zu vermeiden sind. Einige begannen bereits, entsprechend aktiv zu werden, wie ein Twitter-Nutzer mit der Bemerkung: „Mist, der Ferrari hat nen Platten. Jetzt müssen wir wieder mit dem Q7 nach Sylt.“