Zehn Filialbanken sind “mangelhaft“, zwei erhielten “ausreichend“. Vergleiche kaum möglich, Banken stellen falsche Schufa-Anfragen.
Berlin. Viele Banken in Deutschland beraten ihre Kunden nach Einschätzung der Stiftung Warentest ausgesprochen schlecht. In einem Praxistest fragten die Testpersonen bei 17 Filial- und Direktbanken an und holten 85 Kreditangebote in Höhe von 4.000 Euro ein. In der Untersuchung von „Finanztest“ schnitten Filialbanken besonders negativ ab. Zehn von zwölf erhielten für ihre Kreditangebote das Urteil „mangelhaft“. Vier von fünf Internetbanken bekamen hingegen die Note „sehr gut“, wie die Verbraucherschützer am Dienstag in Berlin mitteilten.
Keine der in der getesteten Filialbanken sei bei den Beratungsgesprächen den Anforderungen gerecht geworden. Zwei Institute wurden mit „ausreichend“ bewertet. Oft hätten die gesetzlich vorgeschriebenen Informationen gefehlt, mit denen Kunden auf einen Blick Kreditangebote vergleichen können.
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In einigen Fällen verschlechterte sich sogar die Bonität der Kunden, weil die Bankberater bei den Anfragen bei der Auskunftei Schufa Fehler machten. Als Folge davon wird es für den Kunden entweder deutlich teurer, Geld zu leihen, oder er erhält gar kein Kreditangebot mehr. Alle Testpersonen hätten eine ausreichend hohe Bonität gehabt. „Das Ergebnis ist niederschmetternd“, erklärten die Verbraucherschützer.
Die Direktbanken ohne Filialen erzielten demnach so gute Resultate, weil ihre Kreditangebote standardisiert erstellt werden. Der Kunde bekommt nur dann eine Offerte, wenn er online die nötigen Fragen zur seiner Person und zu seinen Finanzen beantwortet.
Bei den zwölf Filialbanken führten 23 kreditwürdige Männer und Frauen jeweils fünf Gespräche. Sie zeigten Interesse an einem Kredit über 4000 Euro. Die Warentester prüften unter anderem, ob der Kunde ein individuelles Angebot erhielt. Wichtige Angaben wie der effektive Zinssatz, der Gesamtkreditbetrag und die Höhe der monatlichen Raten sollten enthalten sein.
Jede Bank sei verpflichtet, dem Kunden ein Formblatt – die Europäische Standardinformation für Verbraucherkredite – mit den exakten Kosten seines Kredites auszufüllen und auszuhändigen. Die Banken hätten dieses Instrument aber nicht genutzt und damit gegen das Gesetz verstoßen, beklagte die Stiftung Warentest.
Weil sie die Untersuchung zunächst auf überregionale und Berliner Kreditinstitute beschränkt hatten, überprüften die Tester das schlechte Ergebnis nochmals bei 14 regionalen Banken und Sparkassen. Auch dort wurde die EU-Standardinformation meist nicht verwendet. Einige Banken im Test hätten auf den Abschluss einer Restschuldversicherung beharrt, die bei der geringen Kreditsumme verzichtbar sei. In einem Beispiel habe sich wegen der Versicherung der Zins von 9,99 Prozent auf 19,33 Prozent erhöht. (dpa/dapd/abendblatt.de)