Die US-Aktienmärkte verzeichneten die größten prozentualen Verluste seit April 2009. Alle wichtigen Indizes brachen ein.

New York. Die Wall Street ist am Donnerstag wegen der Griechenland-Krise eingebrochen. Die US-Aktienmärkte verzeichneten die größten prozentualen Verluste seit April 2009. Investoren zeigten sich enttäuscht, dass die Europäische Zentralbank (EZB) keine zusätzlichen Maßnahmen ergriff, um ein Ausweiten der Schuldenkrise auf andere Länder zu vermeiden. „Es herrscht ein Unbehagen, das anscheinend von Tag zu Tag schlimmer wird, weil die Angst vor Ansteckung zunimmt“, sagte Craig Peckham, Stratege bei Jefferies & Company. Die EZB erklärte sich nicht bereit, Hellas-Anleihen zu kaufen. Verstärkt wurde der Abwärtstrend von enttäuschenden Einzelhandels-Zahlen.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte ging mit einem Minus von 3,2 Prozent bei 10.520 Punkten aus dem Handel. Er brach im Handelsverlauf mehr als neun Prozent ein und pendelte damit zwischen 9869 und 10.879 Stellen. Der breiter gefasste S&P-500-Index verlor 3,24 Prozent auf 1128 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq fiel 3,44 Prozent auf 2319 Punkte. In Frankfurt ging der Dax mit einem Minus von 0,8 Prozent bei 5908 Punkten aus dem Handel.

Neben dem Dow brachen auch die anderen wichtigen Indizes zeitweise um bis zu neun Prozent ein. Ob ein Systemfehler die mögliche Ursache dafür war, wie der Fernsehsender CNBC berichtete, war zunächst unklar. Die New York Stock Exchange wies dies zurück. Die Nasdaq erklärte, sie arbeite mit anderen Marktbetreibern zusammen, um den Kursverfall unter die Lupe zu nehmen.

Im Mittelpunkt des Handels stand wieder einmal die Schuldenkrise Griechenlands. „Das sind Panikverkäufe“, sagte Keith Springer von Capital Financial Advisory Services. Daten vom US-Einzelhandel dämpften zudem die Hoffnungen auf eine schnelle Erholung der Wirtschaft. „Obwohl viele Leute in die Läden gehen, geben sie anscheinend nichts aus“, sagte Tim Ghriskey, Analyst bei Solaris Asset Management. Elf von 17 Einzelhändlern blieben mit ihrem Umsatz hinter den Erwartungen zurück, darunter führende Einzelhändler wie der Discounter Costco Wholesale und die Modekette Gap. Die Aktien von Costco gaben knapp vier Prozent nach und die von Gap über sieben Prozent.

Nachrichten aus Deutschland lasteten auf Solarwerten. Nachdem der Bundestag am Donnerstag die umstrittene Kürzung der Solarförderung beschlossen hatte, gaben Solaraktien nach. Papiere von Trina Solar fielen 14 Prozent, Yingli Green Energy Holding elf Prozent und Suntech Power Holdings zehn Prozent. Deutschland ist der größte Markt für Solarenergie und obwohl die Kürzungen seit längerem erwartet wurden, hatten einige Analysten gehofft, sie würden verschoben.

Die Aktie von Freddie Mac fiel nach Vorlage der Quartalszahlen 6,3 Prozent. Der verstaatlichte Hypothekenfinanzierer erweist sich für die US-Regierung als Fass ohne Boden. Das Unternehmen bat am Mittwoch nach einem neuen Milliardenverlust um eine weitere Finanzspritze von 10,6 Milliarden Dollar und warnte gleichzeitig, wegen der Flaute am Immobilienmarkt in Zukunft weitere Hilfen zu benötigen.

Unter Druck standen auch Aktien von Breitbandanbietern. Die US-Regulierungsbehörde konnte mir ihrer Zusicherung, den Markt für Internetanbieter weiterhin nur wenig regulieren zu wollen, nicht überzeugen. Aktien von Comcast fielen über sechs Prozent, die von Time Warner Cable um acht Prozent und die von Cablevision Systems sieben Prozent.

Federn ließen auch die Papiere großer US-Fluggesellschaften. Die Anteilsscheine der United-Muttergesellschaft UAL fielen neun Prozent, die vom Fusionspartner Continental 7,6 Prozent. Der Markt mache sich Sorgen, dass sich die griechische Schuldenkrise ausweite und andere Branchen in Mitleidenschaft ziehen könnte, sagte S&P-Analyst Jim Corridore.

An der New York Stock Exchange wechselten rund 2,57 Milliarden Aktien den Besitzer. 173 Werte legten zu, 2998 gaben nach und 26 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 4,42 Milliarden Aktien 330 im Plus, 2418 im Minus und 53 unverändert.

An den US-Kreditmärkten stiegen die zehnjährigen Staatsanleihen um einen Punkt und 8/32 auf 101-28/32. Sie rentierten mit 3,3975 Prozent. Die 30-jährigen Bonds kletterten drei Punkte und 14//32 auf 107-09/32 und hatten eine Rendite von 4,1916 Prozent.