Die Schuldenkrise in Europa hat die wichtigsten US-Indizes belastet. Die Sorgen vor einer Ausweitung der griechischen Schuldenkrise auch auf andere Staaten der Eurozone erhielt durch die Ratingagentur Moody’s neue Nahrung. Sie drohte Portugal mit einer Herabstufung der Kreditwürdigkeit.
Sorgen vor einer Ausweitung der Schuldenkrise in Europa haben die US-Aktienmärkte den zweiten Tag in Folge nach unten gezogen. Unerwartet gute US-Konjunkturdaten dämmten die Verluste jedoch ein. Zudem seien nach den Kursabschlägen des Vortages Schnäppchenjäger unterwegs, sagten Händler.
In Griechenland eskalierte die Situation. Bei Protesten gegen das Sparprogramm der Regierung kamen drei Menschen ums Leben. Nachdem Bundeskanzlerin Angela Merkel eindringlich für das Griechenland-Hilfspaket geworben hatte, stimmte in Berlin der Haushaltsausschuss des Bundestags für die Hilfen. Das hat empfehlenden Charakter für die endgültige Abstimmung im Bundestag, die am Freitag stattfindet.
In Portugal spitzte sich die Lage ebenfalls zu. Das südwesteuropäische Land musste zur Wochenmitte viermal so hohe Zinsen für Geldmarktpapiere zahlen wie noch vor wenigen Wochen. Zudem warnte die Agentur Moody's davor, dass Portugals Rating nach dreimonatiger Überprüfung wohl herabgestuft werde.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte beendete den Handel mit einem Minus von 0,55 Prozent bei 10.866 Punkten. Er pendelte im Handelsverlauf zwischen 10.814 und 10.946 Stellen. Der breiter gefasste S&P-500-Index fiel 0,66 Prozent auf 1165 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gab 0,9 Prozent auf 2402 Punkte nach. In Frankfurt konnte der Dax die psychologisch wichtige Marke von 6000 Punkten nicht halten und fiel 0,8 Prozent auf 5958 Punkte.
„Alle Augen sind jetzt darauf gerichtet, wie sich das Hilfspaket für Griechenland auf Europa auswirkt, wieviel Schaden angerichtet wird“, sagte Marc Pado, Marktstratege von Cator Fitzgerald. Die Lösung des Griechenland-Problems werde den anderen angeschlagenen Staaten die Rahmenbedingungen vorgeben.
Etwas Unterstützung für die Wall Street kam von der US-Privatwirtschaft, die im April wieder neue Stellen schuf. Einer veröffentlichten Erhebung der privaten Arbeitsagentur ADP zufolge stieg die Zahl der Jobs in der Privatwirtschaft um 32.000.
Von Reuters befragte Analysten hatten mit einem Plus von 30.000 gerechnet. Zugleich revidierten die Experten die Zahl für März nach oben: Damals wurden 19.000 neue Arbeitsplätze eingerichtet, nachdem zunächst von einem Minus von 23.000 die Rede war.
Bei den Einzelwerten ließen die Aktien von Time Warner trotz guter Quartalszahlen um 2,4 Prozent Federn. Dank einer kräftigen Erholung der Werbeumsätze erzielte der US-Mediengigant zu Jahresanfang einen überraschend hohen Gewinn. Das Ergebnis ermutigte das Unternehmen, sein Gewinnziel für 2010 leicht anzuheben.
Die Anteilsscheine der unter Betrugsverdacht stehenden Investmentbank Goldman Sachs fielen um 0,8 Prozent. Die Ratingagentur Fitch senkte den Ausblick auf negativ von stabil. Damit ist eine Herabstufung als nächster Schritt wahrscheinlich.
Auf der Suche nach billigen Einkaufsmöglichkeiten griffen Anleger vor allem bei Konsumwerten wie Wal-Mart oder Coca-Cola zu. Wal-Mart-Papiere verteuerten sich um 1,4 Prozent, Coca-Cola-Aktien legten 0,9 Prozent zu.
An der New York Stock Exchange wechselten rund 1,5 Milliarden Aktien den Besitzer. 625 Werte legten zu, 2461 gaben nach und 79 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 2,94 Milliarden Aktien 675 im Plus, 2039 im Minus und 94 unverändert.
An den US-Kreditmärkten stiegen die zehnjährigen Staatsanleihen um +12/32 auf 100-19/32. Sie rentierten mit 3,55 Prozent. Die 30-jährigen Bonds kletterten 13/32 auf 103-26/32 und hatten eine Rendite von 4,39 Prozent.