Fast jeder meint Schlagerstar Helene Fischer zu kennen. Die unschuldig wirkende Alleskönnerin ist überall präsent – doch sie schirmt sich auch ab. Am 5. August wird die Entertainerin 30 Jahre alt.
Frankfurt/Main. Sie heizt nicht nur der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ein: Schlagerstar Helene Fischer ist ein Phänomen. Jogi Löws Jungs hat sie mit ihrem Lied „Atemlos durch die Nacht“ auf die Spiele der WM in Brasilien eingestimmt. Und sie war nach dem gewonnenen Finale bei der Feier in Berlin dabei, wo sie eine Zeile ihres Hits für das Spektakel umtextete: „Spür', was Fußball mit uns macht“.
Am 5. August wird die Sängerin 30 Jahre alt. Sängerin ist dabei ein wenig kurz gegriffen: Sie ist Sängerin, Tänzerin, Akrobatin, Schauspielerin und Moderatorin in einer Person.
„Unschuldig wie ein Engel“
Ihre Lieder mögen nicht jedem gefallen, aber die, denen sie gefallen, sind in millionenfacher Gesellschaft – ob Jung oder Alt, Mann oder Frau, In- oder Ausland. Ihre Musik hat sich seit ihrem Karrierestart ebenso gewandelt wie ihr Auftreten. „Und morgen früh küss ich dich wach“ aus dem ersten Album „Von hier bis unendlich“ (2005) klingt wie klassischer Schlager, „Atemlos“ auf dem Album „Farbenspiel“ von 2013 schon eher wie Deutsch-Pop. Und während Helene Fischer früher in langen Kleidern auftrat, zeigt sie heute deutlich mehr Haut. Gern wird sie mit Andrea Berg verglichen.
„Helene Fischer kam zumindest anfangs auch immer sehr unschuldig wie ein Engel auf die Bühne und war jemand, die durften die Männer verehren, ohne dass die Frau eifersüchtig wurde“, sagt der Bochumer Schlagerforscher Ingo Grabowsky. „Auch wenn sie sich ja heute sehr stark optisch freizügiger gibt, glaube ich, dass sie insgesamt dieses Bild des Engels immer noch darstellt.“ Und sie biete nicht nur Schlager bei ihren Konzerten, sondern auch Akrobatik und internationale Songs.
Am 5. August 1984 kam Helene Fischer in Krasnojarsk in Sibirien zur Welt. „Ich trage eine russische Seele in mir“, sagte sie 2011 der Schweizer Tageszeitung „Blick“. Vier Jahre später zog sie mit ihrer Familie ins rheinhessische Wöllstein. „Das war eine ganz normale Familie, die hier sehr gut integriert war“, sagt Ortsbürgermeisterin Lucia Müller (CDU). Verbandsgemeinde-Bürgermeister Gerd Rocker (SPD) freut sich: „Wir sind stolz auf sie.“ Er würde sie gern zum Konzert dorthin holen. Private Kontakte gebe es noch zum Onkel.
„Ich weiß ja selbst nicht, wie lange diese Phase anhält“
Nach der Schulzeit ging es nach Frankfurt, wo Helene Fischer an der Stage & Musical School eine Ausbildung zur Musical-Darstellerin machte. Familienbande ist ihr wichtig. Ihre Eltern Peter und Maria sowie Schwester Erika sind bei Konzerten oft dabei. Helene Fischer lebt in Hessen und auf Mallorca, ist aber meist unterwegs. Heimat ist für sie da, wo ihre Familie ist. „Ich habe zurzeit noch keinen bestimmten Ort, zu dem ich mich hingezogen fühlen würde und den ich als Heimat bezeichnen könnte“, sagte sie 2013.
Mit ihrem jüngsten Album hält sich die Sängerin seit Wochen in den Charts. In der NDR-Talkshow bekannte sie im März: „Ich weiß ja selbst nicht, wie lange diese Phase anhält. Ich genieße es einfach.“ In diesem Jahr moderierte sie den Musikpreis Echo und heimste selbst zwei Auszeichnungen ein: Album des Jahres, erfolgreichster Schlager.
Fast jeder meint Helene Fischer zu kennen. Sie ist präsent in Shows und Zeitschriften. Und doch unnahbar. Sie schirmt sich so ab, wie es bei ihrer Bekanntheit noch möglich ist. Ein Porträt über sie wäre unvollständig, wenn nicht der Name Florian Silbereisen fällt. Der Mann, mit dem sie seit 2008 zusammen ist. Der Mann, der wie sie als Multitalent gilt. Der Mann, dem sie das Lied „Wär' heut' mein letzter Tag“ widmete, wie sie selbst 2011 in „Blick“ verriet. „Vor jedem Schlafengehen telefonieren wir“, sagte sie „Bild“ 2012.
Ab 25. September auf Tour
Ab 25. September geht Helene Fischer auf Tour. 2015 singt sie in mehr als 15 Stadien. Vor den Auftritten kommt stets ein Ritual: Mit Band und Tänzern steht sie im Kreis und motiviert ihr Team. Zu ihrem Erfolg beigetragen haben auch Manager Uwe Kanthak, Komponist Jean Frankfurter und Texterin Kristina Bach. Was hört sie selbst gern? Zum Beispiel Céline Dion und Jon Bon Jovi, verriet sie „Planet Interview“ 2013.
Künstlerkollegen haben eine hohe Meinung von ihr. „Helene Fischer ist einfach so, dass man sagt: „Oh Mann, die ist wirklich perfekt.““, sagte Barbara Schöneberger im Februar. Roland Kaiser attestierte ihr im April: „Qualität setzt sich durch.“ Und Hape Kerkeling bezeichnete sie wie Andrea Berg im März beide als „Top-Granaten des Schlagers“.
„Fehlerfrei“ heißt ein Lied auf ihrem aktuellen Album. Der Titel scheint wie für sie geschaffen. Im Text heißt es allerdings auch: „Keiner ist fehlerfrei! Was ist denn schon dabei?“ Wie sie ihren Geburtstag feiert, ist ein Geheimnis. Ihr Management möchte die Sängerin bis Jahresende vor zuviel Rummel bewahren – keine Interviews. Hat sie bei dem Erfolg noch Wünsche? Ja: Der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ sagte die 1,58 Meter große Frau 2012: „Ein paar Zentimeter mehr wären schön.“