Conchita Wurst triumphiert beim Eurovision Song Contest. Als Vollbart tragende Frauenfigur konnte der 25-jährige Österreicher Tom Neuwirth mit der Ballade „Rise Like A Phoenix“ in Kopenhagen überzeugen.
Hamburg. Ein golden glitzerndes Abendkleid, lange braune Locken und dazu ein schwarzer Vollbart - als irritierend und polarisierend galt die mit der im James-Bond-Stil pompös inszenierte Hymne "Rise Like a Phoenix" angetretene Conchita Wurst bereits im Vorfeld des ESC-Finales. Doch wer steckt hinter der schillernden Kunstfigur, die am Sonnabend den ESC in Kopenhagen gewann?
Conchita Wurst wurde als Thomas Neuwirth geboren, wuchs in Bad Mitterndorf auf. „Schon mit vier Jahren trug ich gern Röcke“, erzählt die Dragqueen der „Bild“-Zeitung. Neuwirth studierte Modedesign in Graz und outete sich 2006 als homosexuell.
In Österreich ist der Travestie-Künstler schon länger ein Star. In der Casting-Show "Starmania" landete er 2006 auf dem zweiten Platz, danach sang er kurze Zeit in einer Boyband. Als Conchita Wurst trat Neuwirth zum ersten Mal 2011 auf – ebenfalls in einer Talentshow. Ein Jahr später machte Conchita Wurst den zweiten Platz im Wettbewerb um den österreichischen ESC-Teilnehmer.
Mancher deutsche TV-Zuschauer kennt Conchita Wurst als Teilnehmerin der gefloppten RTL-Doku-Soap "Wild Girls – Auf High Heels durch Afrika", wo sie vergangenes Jahr neben Kader Loth oder Sarah Knappik agierte.
Zahlreiche Anfeindungen gegen Wurst
Doch Wurst wurde nicht immer gefeiert. Vor ihrem Auftritt sah sich der Mann in Frauenkleidern zahlreichen Anfeindungen ausgesetzt. Neuwirths Art zu Leben sei „nicht natürlich“, sagte der im Vorhinein mit zu den Favoriten gezählte armenische Sänger Aram MP3. Der am Ende als Vierter mit deutlichem Punkteabstand hinter Conchita Wurst gelandete Aram MP3 entschuldigte sich zwar für seine Äußerung.
Conchita Wurst nutzte die Anfeindung aber zur selbstbewussten Feststellung, dass auch ein dummer Spruch verletzt. „Aber auch wenn er beteuert, dass er alles als Witz gemeint hat, muss man sagen, dass es einfach nicht lustig ist. Die Anfeindungen waren einfach geschmacklos“, sagte Neuwirth der österreichischen Nachrichtenagentur APA.
Dabei geht es Neuwirth gerade darum, in der Gestalt der Conchita Wurst deutlich zu machen, wie viel Freiheit der Einzelne hat. „Ich habe diese bärtige Lady erschaffen, um der Welt zu zeigen, dass du machen kannst was du willst“, sagt der 25-Jährige. „Solange du niemandem weh tust, kannst du alles mit deinem Leben machen, schließlich haben wir nur eines.“
Mit ihrem Kampf um die Freiheit der sexuellen Orientierung sorgt Conchita Wurst auch unter Homosexuellen für Diskussionen. Ihr Auftritt könne Menschen abschrecken, denen es schwer falle, ihre Homosexualität zu akzeptieren, wird kritisiert. "Ich will niemandem Angst machen", sagt Neuwirth. "Ich will ihnen vielmehr zeigen, dass sie in ihrer Art akzeptiert werden können. Sie haben das Recht, das zu tun, was sie wollen."