Im Frühjahr landete Tim Bendzko mit seinem Album „Am seidenen Faden“ auf Platz 1 der Charts. Am Freitag legt der Berliner Musiker mit zwölf neuen Songs auf einem Doppelalbum nach.

Berlin/München. Tim Bendzko hat das Singen zwar zum Beruf gemacht, in der Weihnachtszeit schont er aber seine Stimme. „Bei mir wurden in der Familie schon lange keine Weihnachtslieder mehr gesungen“, sagt der Berliner. Traurig über die vernachlässigte Brauchtumspflege ist er nicht: „Dafür möchte ich mich bei meinen Eltern bedanken.“

Dem Musiker dürfe es in den vergangenen Tagen nicht gut gegangen sein. „Für mich sind die Wochen nach der Fertigstellung und vor der Veröffentlichung eines Albums die allerschlimmsten“, gesteht der 28-Jährige. Am Nikolaustag erscheint sein Doppel-Album „Am seidenen Faden/Unter die Haut“ – ganz neu ist es nicht, wie schon der Titel verrät – auch wenn es jede Menge neue Songs zu hören gibt. Denn der Sänger stockte sein Nummer-Eins-Werk „Am seidenen Faden“ um zwölf weitere Titel auf.

Das hat wiederum mit Bendzkos Gefühlslage zu tun: „Ich kann nicht lange ohne Musik“, sagt er – und so sind die meisten der neuen Songs während oder direkt nach der Entstehung des Vorgängeralbums geschrieben worden. „Ich habe beschlossen mich in dieser Zeit einfach wieder in die Arbeit zu stürzen“, erklärt der Berliner.

Für die Hälfte der neuen Titel holte er sich Verstärkung – den Titelsong „Unter die Haut“ beispielsweise nahm er mit der deutschen Pop- und R&B-Sängerin Cassandra Steen auf. „Ich hatte beim Schreiben viele Unter-die-Haut-Momente“, bekennt Bendzko. Einer gar am Gepäckband im Flughafen. „Da treffen sich zwei Menschen, die sich davor noch nie gesehen haben, und beschließen, jetzt einen Song zusammen zu machen“, schildert der er das erste Zusammentreffen mit Steen. „Dass das dann so locker von der Hand ging, war für mich ein besonderer Moment“, sagt Bendzko. Zwischen Kaffee und chinesischem Essen in seiner Wohnung sei der Titelsong des Albums entstanden.

Unter die Haut ging auch die Songpremiere im vergangenen Sommer vor 20.000 Menschen auf der Berliner Waldbühne. „Man kann sich nicht vorstellen, was da los war“, schwärmt Bendzko. Die Freilichtbühne der Hauptstadt ist ohnehin ein besonderer Ort für den Musiker: Als Sieger eines Talentwettbewerbs der Söhne Mannheims durfte er im Sommer 2009 dort erstmals auftreten.

Mittlerweile füllt Bendzko die Ränge alleine und schart die Künstler um sich. Mit der Newcomerin Lary singt er jetzt eine Liebeserklärung, einfach aber treffend: „Bei Dir Sein“. Xavier Naidoo, mit dem Bendzko häufig verglichen wird, und Rapper Kool Savas stehen zusammen als „Xavas“ in „Um jeden Preis“ an der Seite des mit Platin ausgezeichneten Künstlers.

Der Senkrechtstarter aus dem Jahr 2011 beweist auch in seinen neuen Songs im jazzigen Pop-Soul-Stil wieder Ohrwurmpotenzial. Wie schon mit „Nur noch kurz die Welt retten“ aus dem Debütalbum oder auch dem Siegertitel des Bundesvision-Song-Contests „Wenn Worte meine Sprache wären“ besticht das Album mit eingängigen Melodien. Neben den blonden Locken bleiben sie Bendzoks Erkennungszeichen. Doch er betritt jetzt nicht zum ersten Mal in 2013 auch neues Terrain. Im Sommer sang der bekennende Bayern-München-Fan schon eine Art Vereinshymne, die er „Auf jedem Platz dahoam“ nannte; nun wagt er sich mit dem rockigeren „Give a little“ (Featuring Rea Garvey) auch erstmals an ein englischsprachiges Stück.

Dass die nun veröffentlichten Songs aus einem Guss und in derselben Lebensphase gemeinsam mit den Liedern des Vorgängeralbums entstanden sind, hört man ihnen nicht unbedingt an. Die neuen Stücke auf dem Doppel-Album kommen etwas weniger soft, aber genauso bodenständig daher. Was bleibt sind die klaren, einfachen Worte des Künstlers, auch die gängigen Streicherarrangements finden sich in vielen seiner Songs wieder. Tim Bendzko spinnt den „seidenen Faden“ weiter.