Der NDR plant eine Kooperation mit TV-Moderator Stefan Raab und ProSieben. Heute wird darüber entschieden, ob Raab der Grand Prix-Retter wird.
Hamburg/Köln. Mit seinem Nonsens-Rap "Wadde hadde dudde da?" wurde Stefan Raab (42) im Jahr 2000 Fünfter im Grand-Prix-Finale. Sein Schützling Max Mutzke (27) schaffte 2004 mit dem Song "Can't Wait Until Tonight" immerhin Platz acht, der schräge Guildo Horn (46) und seine Orthopädischen Strümpfe sangen sich 1998 mit dem Raab-Song "Guildo hat euch lieb" auf Platz sieben. Und wadde hadde der Raab denn nun vor?
Offenbar soll der als Musiker und Musikproduzent anerkannte Schlachter-Sohn jetzt den deutschen Grand Prix retten. Nach der Blamage von Belgrad im Vorjahr (letzter Platz für die No Angels) und der neuerlichen deutschen Pleite im Finale des Eurovision Song Contests in Moskau - Platz 20 von 25 Teilnehmern für das Duo Alex Swings Oscar Sings mit "Miss Kiss Kiss Bang" - plant der NDR eine Zusammenarbeit mit dem TV-Moderator ("TV Total", "Schlag den Raab") und seinem Haussender ProSieben. Der Goldene-Kamera-Preisträger könnte liefern, was der NDR so dringend braucht: ein gutes Lied und einen deutschen Vorentscheid, der emotionalisiert und das Publikum bindet. Eine solche Zusammenarbeit zwischen öffentlich-rechtlichem und kommerziellem Programm wäre einmalig. Die Idee, so die "Süddeutsche Zeitung", stammt von ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber (48). "Das Ergebnis von Moskau ist nicht das, was wir uns erhofft hatten", sagte er. "Wir müssen jetzt radikal neue Wege gehen." Die Auswahl des Songs für Oslo 2010 soll demnach über mehrere Monate gehen - vom Casting über die Vorauswahl und Vorentscheidung bis zur eigentlichen Show.
Gestern tagten die Programmdirektoren in Köln. Schon heute soll die neue Lösung verkündet werden. Denn es geht nicht nur um die Grand-Prix-Ehre, sondern auch ums Geld. Geschätzte 3,3 Millionen Euro kostete die Veranstaltung in Moskau für die Fernsehanstalten.
Die Hälfte davon übernahm Gastgeber Russland, den Rest teilten sich vor allem die Hauptgeldgeber Deutschland, England, Frankreich und Spanien. Schreiber: Der deutsche Anteil liege signifikant unter den Produktionskosten einer durchschnittlichen Unterhaltungsshow im Hauptabend. Eine "Wetten, dass..?"-Sendung kostet mehr als eine Million Euro.
Auch Altmeister Ralph Siegel (63), der 1982 mit Nicole ("Ein bisschen Frieden") den einzigen Sieg für Deutschland holte, ist geschockt: "Mir haben die schon fast leidgetan", sagte er über das deutsche Duo. Man habe "wieder mal die USA imitiert. Da lachen sich die Leute tot. Das ist infantil." Sein Erste-Hilfe-Rezept sieht so aus: "A: was Originelles, B: was in die Seele und in die Beine geht." Genau das hatte Stefan Raab bisher immer zu bieten. Auf seinen "Bundesvision Song Contest" konnte die ARD angesichts der Teilnehmer bislang nur neidvoll blicken. In diesem Jahr gewann dort Peter Fox (37) - und der Sänger aus Berlin steht noch immer ganz oben in den Charts.
Ob "Maschendrahtzaun" oder die Ex-Kanzler-Hymne "Ho mir ma ne Flasche Bier"- Raab weiß, wie man Hits macht. Auch im Fernsehen. 2004 war er erfolgreich mit der ProSieben-Kopie eines deutschen Song Contests - mit SSDSGPS, was "Stefan sucht den Super-Grand-Prix-Star" bedeutet. Sieger war Max Mutzke. 2007 folgte SSDSDSSWEMUGABRTLAD: "Stefan sucht den Superstar, der singen soll, was er möchte, und gerne auch bei RTL auftreten darf!" Die Geburtsstunde von "Sternchen" Stefanie Heinzelmann (20). Ihr Song "My Man Is A Mean Man" ist heute noch häufiger im Radio zu hören als Deutschlands Flop für Moskau "Miss Kiss Kiss Bang."