Stefan Raab erfindet sich und immer neue Spaß-Wettbewerbe neu. Damit begeistert damit vor allem das jüngere Publikum. Nach der Wok-WM versuchte er es mit Fußball auf dem Eis, natürlich nicht ohne den nötigen Schutz. Es wird in Eishockeyanzügen gebolzt.

Hamburg. Auf so eine Idee kommt auch nur Stefan Raab. Eisfußball! Die Spieler tragen Bowlingschuhe mit glatten Sohlen, zum Schutz steckt man sie vorsichtshalber in echte Eishockey-Anzüge. "Verletzungen sind nicht auszuschließen, es geht durchaus ruppig zur Sache", warnte denn auch Stefan Raab. Der Moderator und Produzent, der sich immer neue Spaß-Wettbewerbe einfallen lässt, kündigte grinsend "eines der größten fußballerischen Ereignisse der nächsten zehn Jahre" an.

Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt Raab ohne ihr.

Der 42-Jährige traut sich was; und das scheint sein Erfolgsgeheimnis zu sein. Es gibt nicht mehr viele Sportarten, in denen der Kölner sich noch nicht ausprobiert hat. Vor allem jüngere Zuschauer sind regelmäßig vor dem Fernseher dabei, wenn Raab und seine Halbpromis bei der "Wok-WM" in chinesischen Kochtöpfen durch einen Eiskanal sausen, vom Turm in ein Schwimmbecken springen, sich in Boxen, Springreiten, Stockcar-Rennen oder gleich in mehreren Disziplinen bei "Schlag den Raab" messen; die letzte Ausgabe sahen 3,86 Millionen Menschen. "Man muss die Leute begeistern können, und dann geht alles", hat er kürzlich in einem "Spiegel"-Interview gesagt. Das scheint zu klappen. Im Internet loben die (grammatikalisch nicht ganz sicheren) Fans, "dass der Moderator bereit ist sich selbst dem Publikum zu stellen. Dazu erfordert einen gewissen Mut." Ein anderer meint: "Er ist mir mit seiner authentischen Art und offensichtlichen Cleverness hundertmal lieber als die ganz falschen, gelackten Fatzken die bei den Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen wie in den 50ern machen, und intellektuell immer noch weit über dem durchschnittlichen Privatfernseh-Moderator."

Dem muss man nicht unbedingt zustimmen. Raab polarisiert. Menschen über dreißig ist er zumindest suspekt, Menschen jenseits der fünfzig können in der Regel überhaupt nichts mit seinen spätpubertären Späßen anfangen; sie kennen ja kaum das Programm, das er in seiner Show "TV total" spätabends aufs Korn nimmt. Für seine überwiegend männlichen Fans aber ist Raab einer der letzten Gründe, überhaupt den Fernseher einzuschalten.

Das macht Stefan Raab ja auch so interessant für die öffentlich-rechtliche Konkurrenz, die in ihm nicht mehr nur den Pausenclown des Privatfernsehens sieht. Bei ARD und ZDF hatte man ihn ewig bloß als Flegel betrachtet und dem Metzgersohn die Lehre im elterlichen Betrieb vorgehalten, als sei das etwas Anstößiges; dabei hat er auch ein paar Semester Jura studiert. Wie salonfähig Raab mittlerweile ist, zeigten zuletzt die Überlegungen in der ARD, ihn in die Kandidatenkür für den Eurovision Song Contest mit einzubeziehen. Der Umworbene hat nach einigem Überlegen von sich aus abgelehnt, und das vermutlich aus gutem Grund.

Mit seiner Produktionsfirma "(Metzger) Raab TV" ist er unabhängig, er hat Mitspracherecht. Die Entscheidungsstrukturen in der ARD lassen einen Macher, der spontan und aus einer Laune heraus handelt, ins Leere laufen. Dass bei ProSieben zu viele mitreden, hat man im Falle Raab noch nicht gehört. Der Privatsender schätzt sich überglücklich, mit ihm ein sogenanntes Sendergesicht zu haben, das vor allem die begehrte Zielgruppe der jüngeren Fernsehzuschauer für sich einnimmt. Erst im März wurde der Vertrag mit Raab verlängert - auf unbestimmte Zeit und für viele neue Überraschungsprojekte.