Und jetzt höggschde Konzentration, bitte. Warum Deutsch-Südwest den Kretschma wählte.
Das Schwarzwälder Retortenland Baden-Württemberg ist gespalten. Nicht nur in die Badener und die Württemberger, sondern seit dem Wahlsonntag ("Sunndich") auch in zwei neue Volksstämme: die, die grün wurden, und die, die immer schon grün waren. Gell, do gloddsch. Heißt: So wie du guckst, hast du es nicht verstanden.
Das liegt an diesem Ministerpräsidenten wider Willen, Winfried Kretschmann, 62. Der Prototyp des widerborstigen Provinz-Schwaben - Karriere in Kirchenchor, Schützenverein, Bürgerinitiative - wird das Land künftig regieren. "Weisch, der Kretschma isch a Gudda." Ob als Lehrer oder Anführer der grauen Wutbürger. Weil er eigentlich in die Opposition drängte, ist dieser Beamte mit dem Bürstenhaarschnitt ("isch günstisch") das Idol der 10,7 Millionen Unzufriedenen im Land.
Chemie, Bio, Ethik sind seine Fächer. Das ist die DNA für einen modernen Volkstribun. Der Kretschmann ist einer, mit dem man "schwätze welled" oder "a Viertele schlotze". Reden und Trinken waren bislang die Disziplinen, mit denen der frühere heimliche Landesvater Gerhard Mayer-Vorfelder die Schwaben charmiert und den Rest Deutschlands in Atem gehalten hat. Von Großkopferten haben die Erfinder der schwäbschen Eisebahne jedoch genug.
Baden-Württemberg ist die Heimat deutscher Exportschlager: Steffi, Bobbele, Jogi. Doch nur einer dieser drei schwätzt weiter, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Stichwort: "Höggschde Konzentration!" Insofern ist Kretschmann wie Löw. Er weiß, dass die Leute immer Ha-jo oder Ha-noi sagen. Und dass dieses Ja und Nein im süddeutschen Idiom oft dasselbe ist. Deutschlands sparsamster Baden-Württemberger hat dafür eine mundartliche Erklärung, in der alle Logik des Landes versammelt ist. Wolfgang Schäuble pflegt zu sagen: 's ischd wie 's ischd.