Berlin. Saharastaub kann vielerorts in Deutschland wieder den Himmel trüben. Wie ist die Lage heute und morgen? Die wichtigsten Infos.
- Saharastaub wird heute und in den kommenden Tagen wieder nach Deutschland gewirbelt
- Die Staubpartikeln werden jedoch nicht alle Regionen erreichen
- Eine aktuelle Karte zeigt, wo mit Saharastaub zu rechnen ist
Saharastaub legt sich wieder über Deutschland. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) rechnet damit, dass die Staubpartikel aus Nordafrika heute und morgen erneut vielerorts in Deutschland die Luft trüben. „Das geht bereits am Donnerstag los, der Höhepunkt ist dann am Freitag verbreitet im ganzen Land“, sagte der Meteorologe Tobias Reinartz am Mittwoch.
Der Freitag wird es „in sich haben“, warnt Reinartz. Das Unwetter-Potenzial im ganzen Land steigt erneut. Der Saharastaub wird dadurch dann auch schnell wieder weggespült und die feucht-schwüle Luft verdrängt. Während die Temperatur in der Osthälfte auf 25 bis 30 Grad ansteigt, sickert in den westlichen Landesteilen schon langsam etwas kühlere Luft ins Land bei bis zu 25 Grad. Auch beliebte Reiseländer, wie Italien, Österreich, Albanien und Kroatien werden von dem Phänomen in den nächsten Tagen betroffen sein.
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Bis zu 20 Mal im Jahr werden die Partikel nach Europa getragen – vor allem im Frühling, Sommer und im Herbst. An dieser Stelle klären wir die wichtigsten Fragen zu den Staubpartikeln – und zeigen, wo der Saharastaub in besonders hoher Konzentration auftreten soll.
Was ist Saharastaub?
Saharastaub ist ein erstaunliches Phänomen. Über Hunderte, sogar Tausende Kilometer werden feinste Mineralstaubpartikel als sogenannte Aerosole aus der nordafrikanischen Sahara in andere Weltgegenden transportiert. Von starken Winden aufgeweht, gelangen kleinste Partikel so bis ins Amazonasgebiet oder – wie zuletzt über Ostern – nach Mitteleuropa.
Meist breitet sich der Saharastaub in höheren Luftschichten aus und wird nur von Meteorologen wahrgenommen. Wenn sich die Partikel allerdings bodennah zeigen, kommt es zu einer milchig-rötlichen Färbung des Himmels und oft zu einer erhöhten Feinstaubbelastung. Auch von einem negativen Effekt auf die körperliche Gesundheit müsse dann ausgegangen werden, heißt es auf der Seite des Umweltbundesamtes.
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Saharastaub: Karte zeigte Konzentration für heute
Die Saharastaub-Konzentration in Deutschland ist am Montag zunächst noch gering, nimmt dann am Dienstag aber deutlich zu. Besonders betroffen ist der Süden der Bundesrepublik: Vor allem Baden-Württemberg und Bayern werden laut Vorhersage des europäischen Klimawandeldienstes Copernicus betroffen sein. Zum Teil zieht das Feld auch bis in die Mitte Deutschlands. Am Mittwoch verlagert sich der Saharastaub Richtung Westen: Während die Konzentration in Bayern abnimmt, soll sie in Rheinland-Pfalz und im Saarland steigen. Wie aus den aktuellen Daten hervorgeht, geht das Wetterphänomen aber schon am Donnerstag wieder zurück. Eine aktuelle Karte der Saharastaub-Belastung in Deutschland findet sich hier.
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Aus welchen Materialen besteht Saharastaub?
Wie der DWD mitteilt, besteht Saharastaub aus Aluminosilikaten (zum Beispiel Ton, Kaolinit, Montmorillonit), Eisenoxiden (Hämatit, Geothit), Quarz, Kalzit und Gips. Die Eisenoxide sorgen wiederum dafür, dass roter Saharastaub je nach Zusammensetzung magnetisch reagieren kann.
Höhenwinde tragen die Partikel je nach Luftströmung über Tausende Kilometer, wobei laut Experten auch robuste und langlebige Krankheitskeime auf Partikeloberflächen mittransportiert werden können. So wurde bereits ein zeitlicher Zusammenhang zwischen Saharastaub und Ausbrüchen einer bakteriellen Hirnhautentzündung in der Sahelzone festgestellt.
Saharastaub eine Lüge? Warum er magnetisch ist
Doch nicht nur bei Meteorologen, auch bei Verschwörungsideologen ist der rötliche Staub immer wieder Thema. Die These: Es könne sich gar nicht um Sand aus der Sahara handeln, schließlich seien die Partikel magnetisch. Und tatsächlich: Zahlreiche Internetvideos zeigen, wie Ablagerungen auf einen Magneten reagieren und daran hängen bleiben. In verschwörungsgläubigen Kreisen werden daher Verbindungen zu anderen angeblichen Wettermanipulationen wie Chemtrails hergestellt.
Tatsächlich gibt es aber eine ganz einfache Erklärung für die magnetische Reaktion des Saharastaubs, der auch seine rötliche Färbung erklärt: Der herbei gewehte Saharastaub enthält Hämatit, ein Eisenoxid, so Harald Strauß vom Institut für Geologie und Paläontologie der Universität Münster. Tatsächlich besteht die Sahara zu einem großen Teil aus verwitterten Gesteinen, so Harald Elsner von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe. Auch andere Eisenoxide wie etwa Magnetit, welches sehr stark magnetisch ist und in allen Gesteinsarten vorkommt, können daher Teil der Mischung sein.
Wie oft kommt Saharastaub nach Deutschland?
Daneben hat Saharastaub aber auch positive Effekte. In der Karibik und im Amazonas-Regenwald hat er eine düngende Wirkung und versorgt die genannten Gebiete mit wichtigen Nährstoffen. In Europa ist Saharastaub keine seltene Erscheinung.
Laut Deutschem Wetterdienst tritt das Phänomen pro Jahr zwischen zehn und 20 Mal auf, vor allem im Frühjahr und Sommer. Vereinzelt erreicht uns das Aerosol aber auch im Winter. Der Staub verfärbt dann den Schnee rotbraun – ein Schauspiel, das als „Blutschnee“ bekannt ist. Wenn der Regen die Partikel aus der Atmosphäre wäscht, könne sich die Regentropfen rot färben, was wiederum als „Blutregen“ bezeichnet wird.
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Ist der Saharastaub gefährlich?
Bleibt die Frage, ob der Saharastaub eine gesundheitsgefährdende Wirkung hat. Der Bundesverband der Pneumologen gibt Entwarnung – wenigstens für gesunde Menschen. Selbst Sport im Freien ist demnach bei Saharastaub möglich. Asthmatiker und Pollenallergiker sollten dagegen vorsichtig seien, da sich die Pollen mit den Staubpartikeln verbinden und dadurch aggressiver werden können. tok/bee