Die Zahl der bestätigten Todesopfer steigt weiter. Insgesamt sollen nach Angaben der Vereinten Nationen acht Millionen Menschen von dem Beben betroffen sein.

Vier Tage nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal ist die Zahl der bestätigten Todesopfer auf über 5000 gestiegen. 10260 Menschen wurden verletzt, wie die Behörden am Mittwoch mitteilten. Am Samstag war Nepal von einem Erdbeben der Stärke 7,8 erschüttert worden, dem stärksten seit mehr als 80 Jahren. Besonders betroffen ist die Hauptstadt Kathmandu und das dicht besiedelte Kathmandu-Tal.

Mitarbeiter von Hilfsorganisationen drangen mittlerweile trotz widriger Witterung in Gebiete um das Epizentrum vor. In einigen der Dörfer sollen bis zu 90 Prozent der Häuser eingestürzt sein.

Insgesamt sollen laut Angaben der Vereinten Nationen rund acht Millionen Menschen von dem Erdbeben betroffen sein. Weitere 1,4 Millionen bräuchten Lebensmittel.

Tausende Opfer bei Jahrhunderterdbeben in Nepal

Ein Soldat der indischen Luftwaffe bringt ein gerettetes Kind in die Ambulanz
Ein Soldat der indischen Luftwaffe bringt ein gerettetes Kind in die Ambulanz © AP | Altaf Qadri
Ein gewaltiges Erdbeben im Himalaya hat Hunderte Menschen das Leben gekostet
Ein gewaltiges Erdbeben im Himalaya hat Hunderte Menschen das Leben gekostet © AP | Niranjan Shrestha
Einige Opfer werden krematiert
Einige Opfer werden krematiert © REUTERS | NAVESH CHITRAKAR
Bei dem schweren Erdbeben sind allein in Nepal nach Regierungsangaben mehr als 3200 Menschen ums Leben gekommen
Bei dem schweren Erdbeben sind allein in Nepal nach Regierungsangaben mehr als 3200 Menschen ums Leben gekommen © AP | Niranjan Shrestha
Gebäude und Jahrhunderte Jahre alte Tempel stürzten zusammen
Gebäude und Jahrhunderte Jahre alte Tempel stürzten zusammen © AP | Niranjan Shrestha
Vom Erdbeben betroffene Menschen trauern um die Opfer
Vom Erdbeben betroffene Menschen trauern um die Opfer © AP | Manish Swarup
Das Beben erreichte die Stärke von 7,8, wie die US-Erdbebenwarte USGS mitteilte
Das Beben erreichte die Stärke von 7,8, wie die US-Erdbebenwarte USGS mitteilte © REUTERS | NAVESH CHITRAKAR
Menschen beobachten die Kremation
Menschen beobachten die Kremation © REUTERS | NAVESH CHITRAKAR
Das Epizentrum lag 80 Kilometer nordwestlich von Kathmandu in einer Tiefe von elf Kilometern
Das Epizentrum lag 80 Kilometer nordwestlich von Kathmandu in einer Tiefe von elf Kilometern © REUTERS | NAVESH CHITRAKAR
Ein Nepalese schaut sich die Auswirkungen des Erdbebens schockiert an
Ein Nepalese schaut sich die Auswirkungen des Erdbebens schockiert an © REUTERS | NAVESH CHITRAKAR
Rettungskräfte bergen die Opfer
Rettungskräfte bergen die Opfer © REUTERS | NAVESH CHITRAKAR
Eine Stunde nach dem ersten Beben gab es ein Nachbeben mit der Stärke 6,6. Es folgten weitere Nachbeben
Eine Stunde nach dem ersten Beben gab es ein Nachbeben mit der Stärke 6,6. Es folgten weitere Nachbeben © AP | Niranjan Shrestha
Zahlreiche Menschen in den betroffenen Regionen sind jetzt obdachlos
Zahlreiche Menschen in den betroffenen Regionen sind jetzt obdachlos © AP | Pratap Thapa
Mit Menschenketten versuchen die Retter, sich zu den Verschütteten vorzuarbeiten
Mit Menschenketten versuchen die Retter, sich zu den Verschütteten vorzuarbeiten © AFP | PRAKASH MATHEMA
Menschen befreien einen Verschütteten nach dem schweren Erdbeben in Nepal
Menschen befreien einen Verschütteten nach dem schweren Erdbeben in Nepal © dpa | Narendra Shrestha
Der Mann steckte tief im Schutt
Der Mann steckte tief im Schutt © dpa | Narendra Shrestha
Viele Menschen wurden gerettet
Viele Menschen wurden gerettet © dpa | Narendra Shrestha
Die Armee des Landes half bei der Rettung
Die Armee des Landes half bei der Rettung © dpa | Narendra Shrestha
Völlig zerstörte Gebäude
Völlig zerstörte Gebäude © dpa | Narendra Shrestha
Verletzte Menschen auf Matten vor einem Krankenhaus
Verletzte Menschen auf Matten vor einem Krankenhaus © dpa | Narendra Shrestha
Ein Blick von oben
Ein Blick von oben © dpa | Narendra Shrestha
Weitere Bilder von den Ausmaßen des Erdbebens
Weitere Bilder von den Ausmaßen des Erdbebens © dpa | Narendra Shrestha
Weitere Bilder von den Ausmaßen des Erdbebens
Weitere Bilder von den Ausmaßen des Erdbebens © dpa | Narendra Shrestha
Weitere Bilder von den Ausmaßen des Erdbebens
Weitere Bilder von den Ausmaßen des Erdbebens © dpa | Narendra Shrestha
Weitere Bilder von den Ausmaßen des Erdbebens
Weitere Bilder von den Ausmaßen des Erdbebens © dpa | Narendra Shrestha
Weitere Bilder von den Ausmaßen des Erdbebens
Weitere Bilder von den Ausmaßen des Erdbebens © dpa | Narendra Shrestha
Vom Erdbeben zerstörte Häuser in Kathmandu
Vom Erdbeben zerstörte Häuser in Kathmandu © AP
1/27

Spannungen zwischen Bewohnern und Polizei

Die Polizei ist am Mittwoch in der Hauptstadt Kathmandu mit einem Großaufgebot am zentralen Busbahnhof aufgezogen, um für Ordnung zu sorgen. An dem Busbahnhof nahe dem Parlament versammelten sich am frühen Morgen tausende Menschen in der Absicht, Kathmandu zu verlassen, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Als erwartete Busse nicht zur Verfügung standen, gab es Handgemenge mit den Beamten.

"Wir warten hier seit der Dämmerung, weil uns gesagt wurde, dass 250 Busse kommen würden, aber es kommen keine", sagte der 25-jährige Student Kishor Kavre. "Wir wollen rasch nach Hause zu unseren Familien, aber wir wissen nicht, wann es Busse geben wird", fügte er hinzu. In den Straßen Kathmandus schliefen in der Nacht wieder hunderttausende Menschen unter freiem Himmel, weil ihre Häuser zerstört waren oder sie aus Angst vor weiteren Nachbeben im Freien bleiben wollten.

Göttinger Professor bei Erdbeben im Himalaya getötet

Am Dienstagmorgen wurde bekannt, dass unter den Erdbeben-Opfern auch ein Professor der Göttinger Georg-August-Universität ist. Wie ein Sprecher der Universität mitteilte, befand sich der Geograf mit 15 Studenten und einem weiteren Wissenschaftler auf einer Exkursion nordwestlich von Kathmandu, als die Gruppe vom Erdbeben überrascht wurde.

Einige der Studierenden wurden bei dem Unglück auf dem Weg vom Tsum Valley nach Arughat Bazar leicht verletzt. Derzeit befinde sich die Gruppe in Arughat Bazar in Sicherheit. Die genauen Umstände unter denen der Professor ums Leben kam, waren zunächst unklar.

Airbus bringt Hilfe aus Hamburg nach Nepal

„Nach derzeitigem Stand haben wir die traurige Gewissheit, dass ein deutscher Staatsangehöriger unter den Todesopfern des Erdbebens in Nepal ist. Wir können zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausschließen, dass sich weitere Deutsche unter den Opfern befinden“, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Dienstag. Angaben zur Zahl der Verletzten machte er nicht.

Mehr als 100 Deutsche vermisst

Der Krisenstab im Auswärtigen Amt bemühe sich weiter um Informationen über das Schicksal von mehr als 100 vermissten Deutschen.

Einige Deutsche und ihre Angehörige konnten das Land inzwischen mit Unterstützung der deutschen Botschaft in Kathmandu verlassen. Diplomaten haben einen Betreuungsstand am Flughafen der nepalesischen Hauptstadt eingerichtet. Einige deutsche Staatsbürger halten sich noch auf dem Botschaftsgelände auf.

Am Flughafen der Hauptstadt warteten Hunderte auf ihren Abflug ins Ausland. Gleichzeitig sind die Landebahnen mit ankommenden Maschinen überlastet, die erste Hilfsgüter einfliegen.

Historisches Zentrum zerstört

Das historische Zentrum Kathmandus wurde weitgehend zerstört. Auch der berühmte neunstöckige Dharhara-Turm stürzte ein. Laut Polizei wurde die Attraktion zum Zeitpunkt des Erdbebens von etwa 150 Touristen besucht. Es fehlen Trinkwasser und Medikamente. Das bestätigen nepalesische Regierungsvertreter. Krankenhäuser sind so überfüllt, dass Ärzte die Verletzten auf der Straße behandeln. Stromausfälle und überlastete Mobilfunknetze erschweren die Arbeit der Rettungskräfte ebenso wie das schlechte Wetter. Seit Tagen regnet es immer wieder, obwohl der April eigentlich zu den heißen und trockenen Monaten gehört. Nicht nur die Erde spielt verrückt, auch das Wetter, sagen manche.

Hier können Sie für Nepal spenden

Diakonie Katastrophenhilfe, Berlin

Spendenkonto 502 502 bei der Evangelischen Darlehensgenossenschaft, BLZ 21060237, IBAN: DE26210602370000502502, BIC: GENODEF1EDG. Stichwort: Nepal Erdbebenhilfe

Caritas international, Freiburg

Spendenkonto 202 bei der Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe, BLZ 660 205 00, IBAN: DE04660205000000000202, BIC: BFSWDE33KRL. Stichwort: Erdbebenhilfe Nepal

terre des hommes

Spendenkonto 700 800 700 Volksbank Osnabrück eG, BLZ 265 900 25, IBAN: DE20 2659 0025 0700 8007 00, Stichwort: Erdbeben Nepal

Plan International Deutschland e.V.

Bank für Sozialwirtschaft, Stichwort: Erdbebenhilfe Nepal, IBAN: DE92251205100009444933

1/4

Die Region um Gorkha ist besonders betroffen. Aus dem Distrikt an der Grenze zu Tibet wurden 223 Tote gemeldet. Nepal erlebte das schwerste Beben seit 1934, als 10.000 Menschen starben. Seit 30 Jahren lebt Schick in Kathmandu. Früher war er Anwalt in Bonn, wanderte erst nach Indien, dann nach Nepal aus. Als am Wochenende das Beben mit einer Stärke von 7,8 auf der Richterskala begann, rannten seine Familie und er aus dem Haus. Sie warfen sich auf die Wiese im Garten, krallten sich am Gras fest.

Massenverbrennungen von Toten

Schick, 73 Jahre alt, bestätigt vieles, was auch andere Hilfsorganisationen berichten. Das Chaos in der Stadt, die abgeschnittenen Regionen, der Mangel an Trinkwasser und Medikamenten. „Aus Angst vor Seuchen gibt es Massenverbrennungen von Toten.“ Die Behörden hätten nicht nur Decken und Zelte angefordert, sondern auch „Body Bags“ für die Leichen.

Geologen warnen seit Jahren vor schweren Beben in der Region. Unter dem Himalaya schiebt sich die Indische Erdplatte jede Woche einen Millimeter in den Eurasischen Kontinent. Das lässt die Erde immer wieder erschüttern. Wäre das Ausmaß der Katastrophe vermeidbar gewesen?

Erdbeben mit hohen Opferzahlen

Sumatra/Indonesien

Ein Seebeben der Stärke 9 vor der indonesischen Insel Sumatra löst Weihnachten 2004 gewaltige Tsunamis aus. Sie bringen binnen weniger Stunden Tod und Zerstörung an viele Küsten des Indischen Ozeans. Etwa 230 000 Menschen sterben. Darunter sind auch 552 Deutsche, ganz überwiegend Thailand-Touristen.

Haiti

Anfang 2010 kommen bei einem Erdbeben mehr als 220 000 Menschen ums Leben. Mindestens 1,2 Millionen Haitianer werden obdachlos. Neun Monate später bricht eine Cholera-Epidemie aus. Es sterben mehr als 7600 Menschen, mehr als 600 000 erkranken.

Pakistan

Im Oktober 2005 fordert ein Erdbeben mit der Stärke 7,6 allein in Pakistan mehr als 86 000 Todesopfer, im indischen Teil Kaschmirs etwa 1350. Mehr als 3 Millionen Menschen werden obdachlos.

China

Bei dem folgenschwersten Erdbeben in China seit 1976 werden im Mai 2008 etwa 87 000 Menschen in der südwestchinesischen Provinz Sichuan und anderen Regionen getötet. Das Beben der Stärke 7,9 bringt mehr als 5,3 Millionen Gebäude zum Einsturz. 1976 gab es im Osten Chinas nach Schätzungen zwischen 255 000 und 655 000 Todesopfer.

Japan

Ein Beben vor der Ostküste Japans mit einer Stärke von 9 und ein anschließender Tsunami richten im März 2011 schwere Zerstörungen an. Mehr als 15 800 Menschen kommen ums Leben, etwa 2600 gelten als vermisst. Das Beben führt zur Katastrophe im Atomkraftwerk Fukushima.

1/5

Schick berichtet, dass Bauvorschriften für neue Gebäude nicht eingehalten worden seien. Die Metropole ist stark gewachsen, viele Wohnblöcke wurden hochgezogen. Nicht traditionell aus Ziegeln wie in der Altstadt, sondern mit Zement und Eisenträgern, sagt Schick. Laut Gesetz dürfen Häuser maximal fünf Stockwerke hoch sein. „Viele Häuser sind zehn oder sogar 15 Stockwerke hoch.“ Korruption mache das möglich. Zerstört wurden aber vor allem die alten Gebäude der Innenstadt und des historischen Zentrums Kathmandus.

Krisenmanagement konzentrierte sich auf Fluten

Entwicklungshelfer heben dagegen hervor, dass die Regierung vieles unternommen habe, um das Krisenmanagement zu verbessern. Allerdings vor allem für Flutkatastrophen, die in der Vergangenheit aufgrund starker Regenfälle in Monsunzeiten eine große Gefahr darstellten. Knapp 200 Menschen starben 2013 bei Überschwemmungen in der Region. Auch Organisationen wie Plan International würden die Menschen regelmäßig trainieren. In der Altstadt hängen laut Jürgen Schick Plakate, die Passanten erklären, was sie im Fall eines Bebens tun sollen.

+++Reinhold Messner kritisiert "Zwei-Klassen-Rettung" nach Beben+++

Der Wiederaufbau in Nepal könnte Experten zufolge mehr als fünf Milliarden Dollar kosten – das sind rund 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die EU-Kommission sagte drei Millionen Euro Nothilfe zu, die USA bot eine erste Hilfe in Höhe von einer Million Dollar an.

188D3400085C2A20.jpg
© dpa-infografik | dpa-infografik GmbH

Aus der Erfahrung seiner 30 Jahre in Nepal warnt Schick davor, dass die armen Menschen – vor allem in den abgelegenen Bergregionen – nur wenig von der ausländischen Entwicklungshilfe für Straßenbau oder medizinische Versorgung abbekommen würden. „Vieles versackt in den Behörden.“ Auch Mike Thiedke sagt, dass direkte Spenden an Hilfsorganisationen effektiver sei als Geld an die Regierung in Kathmandu. Eine Stadt, die nun aus dem Chaos finden muss. In der Krise habe Nepal aber eine große Stärke: die Solidarität der Menschen. (mit Material von dpa, AP, AFP, Reuters, epd)


Spendenkonten: Einige Hilfsorganisationen haben gemeinsame Konten: Aktion Deutschland hilft (23 Organisationen): Konto 102030, Bank für Sozialwirtschaft, IBAN: DE62370205000000102030, BIC: BFSWDE33XXX, Stichwort: Erdbeben Nepal; Aktionsbündnis Katastrophenhilfe (Caritas, DRK, Diakonie, Unicef): Bank für Sozialwirtschaft Köln, IBAN DE57370205000000300000, BIC BFSWDE33XXX, Stichwort: Erdbeben Nepal