Der Mann schlief am Hauptbahnhof seinen Rausch aus, während Mitarbeiter der Bahn sein temporäres Heim verrammelten. Als der Obdachlose befreit wurde, lehnte er ärztliche Hilfe ab.
Dortmund. Und wieder ist beinahe ein Obdachloser getötet worden, weil man ihn nicht entdeckt hat – und er sich in eine ausweglose Lage gebracht hatte. Der Mann aus Dortmund wollte seinen Rausch ausschlafen – doch dann war der Obdachlose plötzlich für drei Tage in einer zugenagelten Baracke gefangen. Arbeiter hatten alle Ausgänge mit Holzlatten verrammelten, während der 53-Jährige seinen Rausch ausschlief.
Zuletzt erst war ein Obdachloser in letzter Sekunde vor der Müllpresse gerettet worden.
Völlig betrunken hatte sich der Obdachlose mit seinem Schlafsack einen Unterschlupf gesucht und war in der Baracke am Dortmunder Hauptbahnhof gelandet. Am Sonntag, als er wieder bei Sinnen war, waren dann plötzlich alle Fenster und Tür verrammelt. Arbeiter hatten die Ausgänge mit Holzbrettern verschlossen, um zu verhindern, dass Drogensüchtige und Obdachlose die „Bruchbude“ als Unterschlupf nutzen. Der Mann hatte davon in seinem Rausch nichts mitbekommen.
„Der Mann muss schon ordentlich betrunken gewesen sein“, meinte am Dienstag Volker Stall von der Bundespolizei. „Der hat wahrscheinlich zwei Tage geschlafen.“
Als der Mann wieder klar im Kopf war, trommelte er in der Baracke ein paar Meter hinter dem Westende des Bahnsteigs wild gegen die Bretter. Fahrgäste auf dem Bahnsteig 2 hörten das Getöse und alarmierten die Bundespolizei. Die Beamten schraubten ein Brett ab und sahen sich dem sichtlich erleichterten und völlig ausgenüchterten Mann gegenüber. Auf eine ärztliche Untersuchung verzichtete der Obdachlose. „Der war nur froh, dass er aus der Baracke kam“, sagte Stall. „Heißen Kaffee hat er aber dankbar angenommen.“
Hätte er noch länger in dem Verschlag ohne Wasser ausharren müssen, hätte es gefährlich werden können. „Fehlendes Essen wird nicht so schnell zum Problem, das Kritische ist immer das Trinken“, sagte Prof. Susanne Klaus vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung. Erfahrungsgemäß werde es nach drei bis vier Tagen ohne Wasser gefährlich für Menschen.
Jetzt ermittelt erst einmal die Bundespolizei. Die Frage ist, warum die Arbeiter den Mann in seinem Schlafsack nicht gesehen haben, als sie die Bretter vor die Fenster und Türen nagelten.