Der tote Obdachlose wurde für einen 21 Jahre jüngeren Bekannten gehalten. Die folgenreiche Verwechslung wurde erst einige Wochen später festgestellt – weil der Totgeglaubte sich wegen der ausbleibenden Hartz-IV-Zahlung meldete.
Schwerin. Nach dem Fund eines toten Obdachlosen in Schwerin ist Mitte April der falsche Mann für tot erklärt worden. Sowohl die Polizei und auch ein Arzt, der den Totenschein ausstellte, hielten den 65-Jährigen irrtümlich für einen 21 Jahre jüngeren Bekannten des Mannes, weil er dessen Ausweispapiere dabei hatte, wie am Samstag ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte. Der Bekannte des Toten wird derzeit in einer Entzugsklinik behandelt. Erst als sich sein Betreuer Anfang Mai bei den Behörden meldete und nach der ausbleibenden Hartz-IV-Unterstützung erkundigte, fiel die Verwechslung auf.
Warum der Altersunterschied von 21 Jahren auch bei der Obduktion der Leiche durch einen Rechtsmediziner nicht bemerkt wurde, muss noch geklärt werden. Die Polizei verwies in einer Presseerklärung darauf, dass beide Männer dichte Bärte trugen. Möglicherweise tauschten sie die Ausweispapiere miteinander, um leichter an eine Krankenbehandlung zu kommen. Nach Informationen der „Schweriner Volkszeitung“ sollen Angehörige des 44-Jährigen für die Kosten der Beerdigung des Toten herangezogen worden sein.
Unterdessen ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der unterlassenen Hilfeleistung gegen fünf Polizisten, die am Abend vor dem Tod des Obdachlosen alarmiert worden waren. Eine Anwohnerin hatte den 65-Jährigen am Rande einer Skater-Bahn entdeckt und als hilfsbedürftig eingeschätzt. Die Beamten stellten nach Angaben der Polizei keine Notlage fest und überließen den Mann sich selbst.