Die genaue Herkunft der Frau ist aber ebenso unklar wie die Frage, ob es sich bei der Leiche um eines der bislang geborgenen elf Opfer handelt. Neue Ermittlungen gegen Besatzungsmitglieder und Reederei-Vertreter.
Brindisi. Bei dem Fährunglück in der Adria am vergangenen Sonntag ist auch eine Deutsche ums Leben gekommen. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes bestätigte am Freitag, dass auch eine deutsche Staatsangehörige unter den Opfern sei. Insgesamt 17 Deutsche konnten nach dem Brand der „Norman Atlantic“ in Sicherheit gebracht werden. Ob es sich bei der Deutschen um eins der bislang geborgenen elf Opfer handelt, war zunächst nicht klar. Auch über die Herkunft der Frau wurde nichts bekannt.
Bei dem Brand auf der Adriafähre waren am vergangenen Sonntag mindestens 13 Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen zwei Einsatzkräfte. Das Wrack der Unglücksfähre war am Freitag im Hafen der süditalienischen Stadt Brindisi eingetroffen und wurde erstmals untersucht. Dabei wurde auch die Blackbox des Schiffs geborgen. Die Ermittler schließen nicht aus, dass in dem stark beschädigten Wrack weitere Leichen gefunden werden könnten.
An Bord des verunglückten Schiffs waren blinde Passagiere. Die Passagierlisten stimmten nicht mit den tatsächlichen Fahrgästen überein. Deshalb ist unklar, wie viele Menschen noch vermisst werden.
Nach italienischen Angaben liegt die Zahl der Geretteten bei 477. Diese Zahl addiert mit der Zahl der elf Opfer ergibt, dass mindestens 488 Menschen an Bord waren. Die griechischen Behörden hatten von 474 Menschen auf der Fähre gesprochen.
Staatsanwalt Giuseppe Volpi betonte, die Zahl der Vermissten nach dem Feuer auf der Fähre liege bei 10 bis 15 Menschen. „Die offiziellen Zahlen kennen wir, wenn Griechenland sich entscheidet, uns eine zuverlässige Passagierliste zu geben“, sagte er laut Ansa. „Die optimistischste Voraussage sind zehn Vermisste.“
Emittlungen gegen Besatzung und Anek-Vertreter
Im Zusammenhang mit dem Unglück ermittelt die Staatsanwaltschaft von Bari inzwischen gegen vier weitere Personen. Dabei handelt es sich nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Ansa um zwei Besatzungsmitglieder und zwei Vertreter der griechischen Fährlinie Anek. Im Visier der Behörden stehen bereits der Kapitän und der Chef der Firma, die die Fähre gebaut hat. Beide sind Italiener.
Der Kapitän soll gegenüber der Staatsanwaltschaft erklärt haben, dass Besatzungsmitglieder beim Herablassen von Rettungsbooten seinen Anweisungen nicht korrekt nachgekommen seien. Das berichteten italienische Zeitungen, die angeblich Mitschriften von der Vernehmung des Italieners zitierten. Demnach sagte der Kapitän auch, dass auf dem Wagendeck zu viele Fahrzeuge gestanden hätten.
Italienischen Fernsehberichten zufolge fiel Passagieren auf, dass sich in dem einzigen in Betrieb genommenen Rettungsboot fünf Crewmitglieder befanden. Dies sei offenbar ein Verstoß gegen Vorschriften, wonach nur drei Besatzungsmitglieder zusammen mit den evakuierten Passagieren an Bord gehen sollten.