„Du hast offensichtlich nicht nur deinen Humor verloren“, hielt Moderator Markus Lanz dem verunglückten Wettkandidaten in der letzten Ausgabe von „Wetten, dass..?“ vor. Nicht der einzige Aufreger rund um das Interview.
Hamburg. Es war zweifelsohne der bewegendste Augenblick der 215. und letzten Ausgabe von „Wetten, dass..?“: Als der vor vier Jahren in der ZDF-Show verunglückte Wettkandidat Samuel Koch gegen 23 Uhr in Begleitung von Regisseur Til Schweiger in der Nürnberger Messehalle erscheint, brandet minutenlanger Beifall auf.
Und auch nach dem Auftritt beschäftigt etliche der 9,27 Millionen Zuschauer vom Sonnabend das Schicksal des querschnittsgelähmten Schauspielers. Besser gesagt: Die schicksalhafte Begegnung mit Markus Lanz. Denn der Moderator zog mit seiner Art des Umgangs mit seinem Gast den Ärger zahlreicher Fernsehzuschauer auf sich.
Vor allem die Tätschelattacken auf Samuel Koch waren dabei vielen ein Dorn im Auge. Immer wieder klopfte Lanz dem 27-Jährigen zustimmend oder beruhigend auf Schulter oder Hand. Dadurch näherte sich der Showmaster Koch ungefähr so, wie er zuvor mit dem siebenjährigen Kinderkandidaten umgegangen war.
Und auch verbal leistete sich der umstrittene Moderator einige Ungereimtheiten, aus denen vor allem eine Bemerkung hervorstach: „Du hast offensichtlich nicht nur deinen Humor verloren“, hielt Lanz dem Rollstuhlfahrer vor, nachdem dieser ironisch bemerkt hatte, bei seinem letzten „Wetten, dass..?“-Auftritt einen „steifen Hals“ gehabt zu haben.
Die Aufregung über den Satz ist im Netz auch zwei Tage nach der Live-Sendung noch immer groß. In den sozialen Medien laufen die Diskussionen in diversen Kanälen heiß. „Hat Lanz zu dem Koch eigentlich tatsächlich gesagt ‚Du hast nicht nur deinen Humor verloren‘? Ich hoffe ich habe mich verhört“, schrieb „Beatbulette“ bei Twitter.
Einige ließen Lanz diesen Spruch zwar als (kritischen) Versprecher durchgehen, die Irritation ist aber deutlich zu vernehmen. „Ich wette, bei dem Satz hat sich jeder in der Regie, Sendeleitung, Technik, Licht, Praktikanten sowas von an den Kopf geklatscht, mutmaßte ein Youtube-Kommentator.
Missverständliche Gesprächsführung
Der fatale Satz war der Auftakt zu einem großen Missverständnis in der Gesprächsführung zwischen Lanz und Koch. Nach der Frage nach seinem Befinden war letzterer sogar so genervt, dass er sein Gegenüber auf die Wiederholung dieser Nachforschung hinwies und mit einer Gegenfrage antwortete. Lanz fühlte sich im weiteren Verlauf so unwohl, dass er auch nach dem Einspieler des Schweiger-Films „Honig im Kopf“, in dem Koch eine Gastrolle erhielt, ein Zitat völlig falsch wiedergab.
“Kann man einem Gast, der sein Gesundheit für diese Show geopfert hat, noch blödere Fragen stellen“, kommentierte ein Nutzer die Interview-Frequenz bei YouTube, „aus meiner Sicht ist das Gespräch voll in die Hose gegangen.“ Einige „Wetten, dass..?“-Zuschauer machten sich sogar die Mühe, das komplette Interview zu transkribieren.
Auf der Seite von Lanz‘ Talkshow schrieb ein Facebook-User: „Damit hast Du mich persönlich einfach nur spüren lassen wie unberührt Du von seiner tragischen Geschichte in Wirklichkeit bist!“
Alles andere als unberührt zeigte sich indes Til Schweiger, der noch in der Show die „Wetten, dass..?“-Gäste zur Unterstützung für Samuel Kochs neue Stiftung aufforderte. In diesem Rahmen möchte Koch ab kommendem Jahr Angehörige von Behinderten unterstützen. Am Sonntag legte Schweiger dann noch einmal mit einem Selfie von sich und Koch nach, das er auf seiner Facebook-Seite postete:
Auf der Seite erhielt Samuel Koch bei einigen kritischen Stimmen dann nochmals etliche Respektbekundungen für seinen Auftritt. „Ich verneige mich vor Samuel, der weder seinen Humor verloren hat noch seine Zuversicht“, schrieb ein Nutzer exemplarisch.
Andere Stimmen bezogen allerdings auch Til Schweiger selbst in die kritische Nachbetrachtung des Koch-Auftritts bei „Wetten, dass..?“ ein: „Mit der Behinderten-Tätschelei angefangen hat der fürsorgliche Til Schweiger - bevor dann Lanz über Koch herfiel und eine Peinlichkeit an die andere reihte“, stellte ein Nutzer für sich fest.