Beyoncé ist die Königin ohne Krone: Von der Zahl der Preise her war es eine Enttäuschung für Beyoncé, doch die Texanerin wurde aus einem anderen Grund die Königin der MTV Video Music Awards 2014.

Los Angeles. Beyoncé Giselle Knowles-Carter (32) ist viel zu professionell, als dass sie sich Enttäuschung anmerken lassen würde. Aber zufrieden war sie vermutlich nicht, als ihr am Sonntagabend andere – jüngere Popsängerinnen – die wichtigen Preise bei den MTV Video Music Awards wegschnappten.

Aber mochten auch Miley Cyrus (21) und Katy Perry (29), Ariana Grande (21) und Lorde (17) zum Teil deutlich jünger und an diesem Abend zunächst erfolgreicher gewesen sein: Die Königin des Abends hieß wohl dennoch Beyoncé.

Dabei gewann den Hauptpreis nicht die perfekt planende Texanerin, sondern ein Girl aus Tennessee: Miley Cyrus. Der frühere Disney-Kinderstar („Hannah Montana“) verhalf im vergangenen Jahr bei den Videopreisen dem Wort „Twerking“ zum Durchbruch – dem erregenden Kreisen des Pos und Reiben am Becken eines anderen.

Diesmal nahm Cyrus den Preis für das „Video des Jahres“ mit: für den aufsehenerregenden Clip von „Wrecking Ball“. Darin baumelte sie nackt – allzu viel war natürlich trotzdem nicht zu sehen – auf einer Abrissbirne hin und her. Fans begeisterte das, viele Kritiker waren entsetzt. Als sie das Filmchen drehte, war Cyrus gerade 20. Eine Dose Bier hätte sie in den USA noch nicht kaufen dürfen.

Nicki Minaj verzichtet auf bissige Schlange


Mit gezielter Provokation versuchte es diesmal Nicki Minaj. Mit ihren Tänzerinnen deutete die 31-Jährige während ihrer Darbietung wilden Sex an, doch so richtig aufgeregt hat das keinen. Dafür fehlte die Schlange, die bei den Proben zuvor einen Helfer mehrfach gebissen haben soll. Es war zwar eine ungiftige Anaconda, schmerzhaft dürfte der Kiefer der Riesenschlange dennoch gewesen sein.

Genau zwei Drittel der Preisträger, 10 von 15, sind jünger als der Preis selbst. Vor 30 Jahren wurde der silbrige Mondmann, der seitdem als Trophäe dient, zum ersten Mal vergeben. Damals gewann nicht etwa Michael Jackson für sein legendäres Video „Thriller“ den wichtigsten Preis, sondern die New-Wave-Band The Cars für „You Might Think“ – heute nicht unbedingt jedermann ein Begriff.

Damals war die große Zeit von MTV und zwei Jahre später wurde mit „Money for Nothing“ von den Dire Straits ein Clip das „Video des Jahres“, in dem MTV mehrfach vorkommt und so dem Musiksender zu großer Breitenwirkung verhalf. Das ist längst Geschichte, ebenso wie das „Music“ im Sendernamen. Heute ist MTV ein normaler Sender; etwas jugendlicher vielleicht, aber längst kein Muss mehr für die Jugend. Wer ihn in Deutschland sehen will, muss sogar extra bezahlen.

Drei Jahre älter als der Preis ist die 1981 geborene Beyoncé. Sie gehörte damit tatsächlich zum älteren Viertel der Preisträger, die teilweise nur halb so alt waren. Und auch wenn aus ihren acht Nominierungen nur drei Preise wurden – nicht gerechnet die außer Konkurrenz laufende Ehren-Auszeichnung Michael Jackson Video Vanguard Award (Vorreiter-Preis): Sie war wie die Königin des Abends.

Sie krönte sich selbst mit einer etwa zwanzigminütigen Darbietung, in der sie etwa ein Dutzend ihrer Hits sang. In einem knappen Einteiler tanzte sie über die Bühne.

Und zum Schluss standen da plötzlich ihr Mann Jay-Z sowie Blue Ivy. Der Rapper und Musikproduzent hielt die zweieinhalbjährige Tochter auf dem Arm, die trotz Lärm, Tausender Menschen und greller Lichter ohne Scheu ins Publikum winkte. In den USA wird die Familie deshalb „America‘s royal family“ genannt.

Als Antwort auf die Trennungsgerüchte küsste Jay-Z die „größte lebende Entertainerin“, was die Kleine mit einem „Ja, Mami!“ unterstrich. Beyoncé strahlte und lächelte – wie es eine Königin macht, wenn sie die Huldigungen des Volkes entgegennimmt.