Die WHO erklärt die Virus-Epidemie zum internationalen Notfall und ruft zu verstärkten Kontrollen bei Reisen auf. Die internationale Gemeinschaft soll den betroffenen Staaten helfen.
Genf. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Ebola-Epidemie in Westafrika zum internationalen Gesundheits-Notfall erklärt. Die Epidemie lasse sich nur mit Hilfe einer weltweiten Mobilisierung bekämpfen, warnte WHO-Chefin Margaret Chan am Freitag nach einer zweitägigen Krisensitzung von Experten. Es ist erst das dritte Mal, dass die WHO einen derartigen Notfall ausruft.
WHO-Chefin Chan sprach vom schlimmsten Ebola-Ausbruch seit der Entdeckung des Virus vor fast 40 Jahren. Eine koordinierte internationale Antwort sei nötig, um eine weitere Ausbreitung des Virus zu stoppen. Die betroffenen Länder seien dazu allein nicht in der Lage.
Die WHO-Experten forderte die Staatschefs der betroffenen Staaten auf, den Notstand auszurufen und die Bevölkerung in Ansprachen persönlich über den richtigen Umgang mit dem Virus aufzuklären. Außerdem sollten die Staaten die Maßnahmen zur Eindämmung intensivieren, etwa Ausreisende an den Flughäfen und Grenzübergängen auf mögliche Ebola-Infektion hin kontrollieren und notfalls die Ausreise verweigern. Allen, die mit Infizierten in Kontakt standen, soll das Reisen untersagt werden.
Weltweite Beschränkungen beim Reiseverkehr oder Handel empfahl das Komitee nicht. Auch stellte es die betroffenen Staaten nicht unter Quarantäne. Allerdings forderte es alle Fluggesellschaften bei Flügen in die betroffene Region zu speziellen Vorsichtsmaßnahmen auf.
Nicht betroffene Staaten wie Deutschland werden von der WHO lediglich allgemein aufgefordert, sich auf mögliche Ebolafälle vorzubereiten und entsprechende Strukturen vorzuhalten. Das sei in Deutschland ohnehin der Fall, sagte eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums: „Wir sind aufgestellt.“
Es ist äußerst selten, dass die WHO den internationalen Gesundheitsnotfall ausruft. Zuvor war dies 2009 bei der Vogelgrippe in Asien und im vergangenen Mai nach der Rückkehr der Kinderlähmung in mehreren Staaten der Fall.
Das Virus hatte sich seit Anfang des Jahres von Guinea aus nach Sierra Leone und Liberia ausgebreitet. Nach WHO-Angaben starben bislang mindestens 932 Menschen an dem aggressiven Erreger, mehr als 1700 Menschen infizierten sich. Auch Nigeria ist inzwischen mit zwei Toten und sieben Erkrankten betroffen. Dagegen gab es am Freitag bei einem Verdachtsfall in Uganda Entwarnung.
Das Virus wird durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten übertragen. Es löst eine fiebrige Erkrankung aus, die mit Erbrechen, Durchfall, Muskelschmerzen und in schweren Fällen mit inneren Blutungen bis hin zum Organversagen einhergeht. Der aktuelle Erreger-Stamm hat eine Sterblichkeitsrate von etwa 55 Prozent. Medikamente oder Impfungen gibt es bislang nicht.
In den USA werden aber zwei Ebola-Patienten mit dem experimentelle Serum ZMapp behandelt. Ihr Zustand hat sich nach Angaben von Ärzten verbessert. Die US-Lebensmittel- und Medikamentenbehörde FDA lockerte zudem Beschränkungen für ein neues, noch nicht zugelassenes Medikament gegen Ebola. Wie die in Kanada ansässige Firma Tekmira mitteilte, könnte das Mittel TKM-Ebola damit an Patienten in Westafrika getestet werden. Das Medikament war zuvor nur für klinische Tests zugelassen, die FDA hob die Beschränkungen nun teilweise auf.
Der Berliner Arzt Maximilian Gertler, der kürzlich für die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen in Guinea war, warnte indes vor dem Einsatz noch nicht zugelassener Medikamente. Es sei eine Sache, diese bei aufgeklärten Menschen unter modernen medizinischen Bedingungen in den USA einzusetzen, sagte er am Freitag im Deutschlandradio Kultur. Anders sei die Lage beim Einsatz der Mittel „in einer großen Population unaufgeklärter Patienten“.