Laut dem Hamburger Virologe Stephan Günther sind klinische Studien in Afrika derzeit unmöglich. Er fordert mehr öffentliche Mittel zur Bekämpfung des Ebola-Virus.
Hamburg. Der Hamburger Virologe Stephan Günther fordert mehr öffentliche Mittel zur Bekämpfung des derzeit in Westafrika wütenden Ebola-Virus. Die tödliche Tropenkrankheit sei für die Pharma-Industrie „nicht lukrativ genug“, um wirklich Wirkstoffe zu entwickeln, sagte der Mediziner vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin am Sonnabend im Deutschlandradio Kultur. Die Krankheit treffe Afrika, das nicht finanzstark genug sei, um Medikamente oder Impfstoffe in größerem Maßstab kaufen zu können.
Die Ebola-Epidemie in Westafrika ist noch nicht unter Kontrolle, sondern breitet sich nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation weiter aus. Bisher wurden 1.323 Erkrankte erfasst, von denen 729 starben. Gegen Ebola gibt es noch kein Heilmittel und keine Schutzimpfung.
Nach den Worten des Tropenmediziners wurden bisher alle Entwicklungen von der öffentlichen Hand bezahlt, vor allem von Kanada und den USA. Um Mittel gegen Ebola „in größerem Maßstab industriell herzustellen, ihre Wirksamkeit zu prüfen, sind also auch noch deutlich mehr Finanzmittel von öffentlicher Hand erforderlich“, sagte Günther.
Nach seinen Angaben untersucht das Bernhard-Nocht-Institut derzeit, ob bereits existierende Wirkstoffe auch gegen Ebola wirken. „Zum Beispiel haben wir im Mausexperiment festgestellt, dass ein Wirkstoff, der derzeit in der Entwicklung für Influenza ist, eben eigentlich auch ganz gute Wirksamkeit gegen Ebola hat.“ Wenn er auf den Markt komme, könnte er auch gegen Ebola eingesetzt werden. Im Moment seien klinische Studien in Afrika aber unmöglich.
Angesichts der verheerenden Epidemie in Westafrika schlug Günther vor, zu überlegen, „ob man vielleicht gewisse Therapien, gewisse Impfstoffe auch ohne den Wirksamkeitsnachweis beim Menschen jetzt schon in bestimmten Situationen anwenden kann – vielleicht bei Krankenhauspersonal, um es zu schützen.“