Die Australier David und Wendy Farnell weisen Vorwürfe der Leihmutter ihres behinderten Kindes zurück. Biologischer Vater soll in den 90ern wegen dreifachen Kindesmissbrauchs eingesessen haben.
Sydney/Bangkok. Nach dem Aufruhr um das in Thailand bei einer Leihmutter zurückgelassene Baby Gammy will das Gesundheitsministerium durchgreifen: Fünf der zwölf Kliniken, die künstliche Befruchtung anbieten, drohe die Schließung, teilte das Ministerium am Dienstag mit. Die Kliniken hätten offenbar nicht die richtigen Genehmigungen, um diesen Service anzubieten.
Unterdessen melden australische Medien, der australische Vater des Babys sei schon einmal wegen Kindesmissbrauchs verurteilt worden. Die Zeitung „Australian“ zitiert aus Gerichtsunterlagen, wonach der heute 56-jährige David Farnell in den 90er Jahren mindestens drei minderjährige Mädchen missbraucht haben soll. Daraufhin habe er im Gefängnis gesessen.
Die 21 Jahre alte Leihmutter Pattaramon Chanbua aus Thailand hat für den Mann und seine Frau Zwillinge ausgetragen. Der Junge, Baby Gammy, wurde mit Down Syndrom und einem Herzfehler geboren, das Mädchen war gesund. Die Familie habe nur das gesunde Mädchen mitgenommen und den Jungen zurückgelassen, sagt Pattaramon.
Die Vorwürfe haben die biologischen Eltern des behinderten Babys zurückgewiesen. Das Arrangement mit der Leihmutter in Thailand und ihre Erfahrungen hätten sie schwer traumatisiert, ließen David und Wendy Farnell aus Bunbury bei Perth in Westaustralien mitteilen. Sie hätten den Säugling nicht wegen seiner Behinderung im Stich gelassen. „Gammy war sehr krank und den biologischen Eltern wurde gesagt, dass er allenfalls einen Tag leben werde“, sagte eine Freundin im Auftrag der Farnells der Lokalzeitung „Bunbury Mail“ am Dienstag.
Den Vorwurf, die Farnells hätten eine Abtreibung verlangt, als Gammys Behinderung Trisomie 21 während der Schwangerschaft festgestellt wurde, wies die Freundin zurück.
Pattaramon hat in Thailand das Sorgerecht
Nach thailändischem Gesetz ist sie die Mutter des Kindes und hat das Sorgerecht. Die 21-Jährige Mutter zweier Kinder hat mehrfach betont, dass sie Gammy wie ihr eigenes Kind großziehen will. Trotzdem startete eine Frau aus Melbourne eine Kampagne, um das Kind nach Australien zu holen. Das Einwanderungsministerium meinte, dem Kind stehe womöglich die australische Staatsbürgerschaft zu. Einwanderungsminister Scott Morrison bezeichnete die Mutter als „Heldin und Engel“.
Gammy erholte sich in der Privatklinik Samitivej Sriracha etwa eineinhalb Stunden südöstlich von Bangkok von einer Lungenentzündung. Die Leihmutter war bei ihm und posierte bereitwillig für Fotos mit dem Jungen. „Die Infektion ist weg, er hustet nicht mehr“, sagte ein Sprecher des Krankenhauses. „Es soll in Kürze entlassen werden.“