Die Circusschule TriBühne bietet seit September einen Kursus speziell für junge Erwachsene mit Trisomie 21 an. Er fördert Koordination, Selbstvertrauen und Teamgeist. Weitere Teilnehmer sind erwünscht

Lea weiß genau, was sie will. Einrad fahren lernen, Akrobatik einüben und vielleicht noch Teller drehen. Sie weiß, was sie kann: singen und tanzen. Aber sie weiß auch, dass sie besser werden muss als alle anderen, wenn sie es schaffen will, ihren großen Traum zu erfüllen. Lea möchte Schauspielerin werden. Sie ist 17 Jahre alt und hat das Down-Syndrom.

Sie weiß, dass sie es schaffen kann, wenn sie nur ordentlich übt. Also fährt sie jeden Dienstagnachmittag in die Grundschule Bahrenfelder Straße, um zu trainieren. Auch Mark ist dabei und Sophie. Sie haben den gleichen Gendefekt wie Lea. Und auch sie wollen sich dadurch nicht ausgrenzen lassen. Sondern mittendrin wirken, dabei sein, so wie alle anderen Kinder und Jugendlichen auch. Damit das möglich ist, hat Holger de Vries im vergangenen Jahr das Angebot des Zirkus TriBühne e.V. erweitert.

Seit September können nun auch Menschen zwischen 16 und 30 Jahren mit Down-Syndrom Zirkus machen. Die Gruppe trainiert einmal in der Woche mit dem Ziel, eine eigene Aufführung zu erarbeiten. „Wir trainieren immer dienstags von 17 bis 18.30 Uhr in der Gaußstraße in Altona verschiedene Zirkuskünste wie Akrobatik, Jonglage, Clownerie und vieles mehr“, sagt Holger de Vries. „Inzwischen sind wir eine Truppe von fünf Teilnehmern. Und wir wünschen uns, dass es noch mehr Mitglieder werden.“

Die Idee für dieses spezielle Zirkusprojekt mit Menschen mit Down-Syndrom kam dem qualifizierten Sportpädagogen bei der Zusammenarbeit mit der Integrativgruppe der Schule Bahrenfelder Straße. Es gab dort ein Mädchen mit Trisomie 21, Joanna. Sie war besonders beweglich und hochmotiviert, erinnert sich de Vries. Sie hat so lange auf dem Einrad geübt, bis sie ohne Hilfe fahren konnte. De Vries, der mit seinen Kollegen seit mehr als 15 Jahren in der Zirkusschule TriBühne Kinder die Künste in der Manege lehrt, wollte mehr für die Betroffenen tun. So entstand die neue Gruppe.

„Zirkus macht Kinder und Jugendliche stark, gibt ihnen Selbstvertrauen und fördert Koordination, Vertrauen und Teamgeist“, sagt Holger de Vries. Wie erfolgreich dieses bunte pädagogische Programm ist, hat sich in den vielen Jahren gezeigt. Inzwischen sind mehr als 200 Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 21 Jahren dabei. Es gibt Einstiegs-, Basis-, Fortgeschrittenen- und Integrationsgruppen. Und es gibt Wartelisten.

Trainiert wird in den einzelnen Gruppen ein- bis dreimal pro Woche in Einheiten von eineinhalb bis zwei Stunden. Die jungen Artisten lernen Jonglage, Stelzenlaufen, Kugellaufen, Einrad fahren, Akrobatik, Trapez, Tanz, Schauspiel und so einiges mehr. Jedes Jahr finden Aufführungen der Zirkusschule statt. Inzwischen laufen vier verschiedene Produktionen parallel.

Gegründet wurde das Projekt von dem Tanzpädagogen Harms Haddorp, der Gymnasiallehrerin Conny Weinzheimer und dem Sportwissenschaftler Holger de Vries. Die drei hatten 1999 die Idee für die Zirkusschule. Und weil sie zu dritt waren, nannten sie diese einfach TriBühne. Dass der Name für die neue Gruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Trisomie 21 außergewöhnlich gut passt, ist reiner Zufall.

Der Zirkus TriBühne ist telefonisch erreichbar unter 69 79 37 59 oder per E-Mail: info@tribuehne.net. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.tribuehne.net