Tante ist sie schon, nun wird Pippa Middleton, Schwester von Herzogin Kate, 30. Doch das Image eines windigen Partygirls wird sie nicht los.
London. Als Pippa Middleton im April 2011 in einem atemberaubenden weißen Kleid als Brautjungfer für ihre Schwester Kate auftrat, war der Boulevard außer sich vor Begeisterung. Mit der schönen Schwester der Herzogin schien ein Star geboren – „Her Royal Hotness“, wie die bunten britischen Blätter titelten. Keine eineinhalb Jahre später boten die Wettbuden in London Wetten darauf feil, wie oft sich Pippa wohl bei der Niederkunft ihrer Schwester vor versammelter Fotografenmeute ins Bild drängeln werde. Pippa wird am 6. September 30 Jahre alt – und ihr Stern scheint schon wieder zu verglühen.
Was auch immer Pippa Middleton in den vergangenen Monaten anfasste – es wollte ihr einfach nicht glücken. Mal ließ sie sich mit den falschen Leuten fotografieren, wie auf einer dekadenten Party in Paris. Dann rutschte ihr das Minikleid zu hoch, wie auf der Londoner Modewoche Fashion Week. Für ihren Partyratgeber „Celebration: A Year of Festivities for Families and Friends“ soll sie zwar 400 000 Pfund (rund 465.000 Euro) kassiert haben. Doch das Buch lag nicht nur wie Blei in den Regalen, es wurde sogar zur Lachnummer. In Internet-Foren machten sich Scherzkekse einen Spaß daraus, die von Pippa Middleton aufgeschriebenen Banalitäten zu karikieren.
Inzwischen schreibt die studierte Literaturwissenschaftlerin eine Kolumne mit Kochrezepten für die Supermarktkette „Waitrose“. Doch noch bevor sie die erste Zeile veröffentlicht hatte, meldeten sich Leser zu Wort, die das Engagement Middletons für das Kundenmagazin als „Beleidigung“ empfanden. Ihr Arbeitgeber sagte der „New York Times“ kürzlich, sie arbeite „sehr hart – ein paar Tage jeden Monat oder jeden zweiten.“ Immerhin: Die Auflage stieg dank der prominenten Kolumnistin um 17 Prozent.
Der Sportunterricht hat sie medien-fit gemacht
Als Pippa dann auch noch als Autorin bei dem Glamour-Magazin „Vanity Fair“ einstieg, war der Spott kaum noch zu überbieten. „Es ist schwer, jemanden zu finden, der das Wort „Autorin“ nicht in Anführungszeichen schreibt“, beschrieb „Guardian“-Kommentatorin Daisy Buchanan das Echo auf die Personalie. Dieselbe Zeitung machte sich über Pippas Hinweis in einer ihrer Kolumnen für das Gesellschaftsblatt lustig: „Nehmen Sie sich Zeit, um zum Tennis zu kommen“, empfahl die sportbegeisterte Middleton-Schwester allen Tennis-Fans beim Wimbledon-Turnier. „Sonst könnten Sie in Eile kommen.“
Den Spott nimmt Pippa mittlerweile gelassen: Sportwettbewerbe in der Schule mit Ellbogen-Einsatz und Anrempeln hätten sie auf den Kampf gegen die Medien vorbereitet. „Es war brutal, aber eine nützliche Übung für den Umgang mit den Medien heute“, schreibt sie in der neuen Ausgabe des Magazins „Spectator“. „Dank meines zierlichen Körperbaus konnte ich an den Mädchen mit breiterer Brust vorbeirennen und mich um sie herumwinden“, schreibt sie unter anderem über Korbball-Spiele.
Doch wie konnte es dazu kommen, dass Schwester Kate nach ihrer Hochzeit mit Prinz William zur Lichtgestalt der Medien aufstieg und ihre Schwester zum bloßen Partygirl degradiert wurde? Der enorme Drang Pippas in die Öffentlichkeit im Windschatten ihrer Schwester dürfte sicher für das Image nicht hilfreich gewesen sein. „Letztlich wurde Pippa nur deswegen prominent, weil sich ihre Schwester einen Prinzen geangelt hat“, mutmaßen Kritiker. Ganz ohne eigenen Beitrag lässt sich dann auch im promifreundlichen Großbritannien kein positives Image aufrechterhalten – auch wenn Pippa im Jahr 2012 vom US-Magazin „Time“ noch zu den 100 einflussreichsten Personen gezählt wurde.
Sie ist der Gegenpol zur hochgelobten Kate
Viele glauben auch, dass Pippa Middleton in Bezug auf die Medien als eine Art „Blitzableiter“ herhalten muss. Zwischen dem Königshaus und der Journaille herrscht seit dem tragischen Tod von Prinzessin Diana ein Burgfrieden. Kate soll nicht das Schicksal von Williams Mutter erleiden und von Paparazzi gehetzt werden. Pippa kommt als Gegenpol für die überhöhte Berichterstattung über Kate gerade recht.
Vermutlich hat Pippa Middleton höchstens einen Teil von all dem verdient. Jedenfalls können auch ihre schärfsten Kritiker nicht verschweigen, dass sie trotz des einen oder anderen Fehlversuchs in ihren beruflichen Bemühungen ernsthaft engagiert ist. Als sie jüngst mit einem Beitrag für den „Spectator“ Londons manchmal etwas vorlauten und schwergewichtigen Bürgermeister Boris Johnson zum Ping-Pong-Match herausforderte, hatte sie sogar die Lacher auf ihrer Seite.
Ihre sportlichen Leistungen sind ebenfalls aller Ehren wert. Im April schaffte sie sogar die „Haute Route“ – ein Unterfangen in den französischen und Schweizer Alpen, das normalerweise erfahrenen Skibergsteigern vorbehalten ist. Und auch im Privatleben scheint es etwas aufgeräumter zu werden. Nach einigen amourösen Abenteuern in Adelskreisen hat Pippa nun mit dem fünf Jahre älteren Banker Nico Jackson wohl den passenden Partner gefunden. Berichte von Boulevardmedien, dass das Paar bereits verlobt ist und eine Hochzeit schon im kommenden Frühjahr anstehe, verschwanden allerdings recht schnell wieder und dürften daher noch mit Vorsicht zu genießen sein.