Nah dran an den Mädchen wollte Heidi Klum in der neuen Staffel ihrer Model-Casting-Show sein. Aufregender wurde die Sendung dadurch leider nicht. Nach acht Jahren wiederholt sich vieles.
München. Und wieder geht eine Staffel „Germany's next Topmodel“ zu Ende. An diesem Donnerstag (30. Mai, 20.15 Uhr) entscheidet sich auf ProSieben, welche der vier Finalistinnen ihre wohlmanikürten Hände vors Gesicht schlagen, Freudentränen vergießen und sich „Deutschlands Schönste“ nennen darf. Das Problem: So richtig spannend ist die Frage eigentlich nicht. Schließlich hat kaum eines von Heidi Klums „Topmodels“ nach dem Sieg den Sprung in eine große, internationalen Karriere geschafft. Und dieses Mal gibt es noch nicht einmal eine wirkliche Favoritin, deren Sturz vom Thron kurz vor dem Ziel ein wenig Drama in die Finalshow bringen könnte.
Blondschopf Sabrina (21) aus Sternkrug bei Wismar, die dunkelhaarige Luise (18) aus Rostock, die dunkelhäutige Lovelyn (16) aus Hamburg und der blasse Rotschopf Maike (19) aus Köln sind zwar wirklich sehr hübsch und immer wieder durch kleine und größere Zickereien und viele Tränen aufgefallen – eine Model-Vormachtstellung aber hat sich in der Show keine von ihnen erarbeitet.
Um das Modeln ging es im Vergleich ohnehin erstaunlich wenig. Natürlich gab es in jeder Woche das obligatorische Foto-Shooting – schließlich braucht Heidi ja Fotos, um ihren berühmten Satz „Ich habe leider kein Foto für DICH“ auch entsprechend untermauern zu können. Laufsteg-Trainings und Modenschauen (Juror Thomas Hayo würde natürlich „Fashion Shows“ sagen), die immer einen gewissen Unterhaltungswert versprachen, waren aber im Vergleich zu den Vorjahren eher Mangelware.
Das war aber wohl auch der Plan. „Closer than ever“ hatten Klum und das Produktionsteam die Staffel betitelt. Es sollte vor allem um die „Mädchen“ gehen – weniger um das, was sie werden wollen. Da wurde der fünftplatzierte Publikumsliebling, die 17-jährige Anna Maria mit philippinischen Wurzeln, als Ernährerin ihrer armen Familie inszeniert. Mit der etwas unbeholfenen Kirchenchor-Sängerin Jacqueline ging Heidi shoppen, weil sie nur hässliche Klamotten hatte. Wenn sie vor Heimweh weinte, nahm Klum, die in diesem Jahr erstmals selbst auch noch die Stimme aus dem Off war, sie liebevoll in den Arm.
Zickenkrieg, Pommes-Verbot und noch mehr Heidi Klum
Auch wenn die vom Sender ProSieben als „Model-Mama“ inszenierte Klum die Quoten „megahammergeil“ nennt – die Spitzenwerte lagen in diesem Jahr gerade einmal bei rund zehn Prozent Marktanteil im Gesamtpublikum. Nach acht Jahren „Germany's next Topmodel“ gibt es einfach kaum noch etwas zu erzählen. Ein Höhepunkt war da noch der Streit unter den Models, wer wen als „billig“ beschimpfen darf: „Sie hat sich auch ausgezogen, jetzt ist sie auch billig?“
Neid und Zickenkrieg? Kennen wir schon – und den Oberzicken Fiona und Tessa können eine Sabrina und eine Maike sowieso nicht das Wasser reichen. Tränenreiche Anrufe in die Heimat? Kennen wir auch. Angst vorm Nacktshooting? Alter Hut. Heidi „ganz privat“ beim Kochen mit den Mädels? Gähn. Nur ihr bester Ernährungstipp war neu: „Umso grüner das Blatt ist, umso gesünder ist es für dich.“ Für Marie, die es wagte, vor einem Casting-Termin Pommes (mit Ketchup UND Mayo!) zu essen, hagelte es Kritik. „Dein Body ist nicht in Bikini-Shape“, lautete das vernichtende Urteil von Thomas Hayo. Es war einer der dramatischsten Momente dieser Staffel, die – das war wirklich neu – in diesem Jahr noch stärker als sonst dem Schlankheitswahn verfallen war. Das ist nicht nur emanzipatorisch eine klare Rolle rückwärts.
So musste sich nicht nur Marie für Pommes-Gate rechtfertigen, Christine musste es sich sogar gefallen lassen, dass auf dem Laufsteg ihre Hüften gemessen wurden. Das erschreckende Ergebnis: eine Zunahme von 98 auf schockierende 100 Zentimeter. Selbst Schuld: Schließlich hatte sie vor laufender Kamera in einen Schokoriegel gebissen. In Heidi Klums Denglisch gesagt: „Am Ende seid Ihr alle competition.“
Klum hat übrigens trotz der unausweichlichen Wiederholungsgefahr keine Pläne, mit „GNTM“ aufzuhören. Sie könne die ProSieben-Show noch locker „zehn Jahre“ machen, sagte sie am Montag in Berlin. Nach dieser unspektakulären Staffel klingt das fast wie eine Drohung.