Durch starken Schneefall waren in dem Land Autobahnen dicht, es gab mehrere Massenkarambolagen. Eine Tote in Bulgarien.

Györ/Budapest/Warschau/Sofia. Ein erneuter Wintereinbruch hat in Teilen Ungarns und in Gesamt Osteuropa für chaotische Verkehrsverhältnisse gesorgt. Tausende Menschen saßen in der Nacht zum Freitag auf Straßen und Autobahnen in ihren Autos fest. Schneeverwehungen, Unfälle und querstehende Lkws brachten vor allem auf den Autobahnen von Budapest nach Wien (M1) und in Richtung Zagreb (M7) den Verkehr zum Erliegen. Ein dpa-Reporter, der aus Richtung Wien kam, erreichte am späten Donnerstagabend bei Györ das Ende eines Staus, der nach Medienberichten fast bis in das 100 Kilometer entfernt Budapest reichte. Er zählte vier Unfallstellen, von denen zum Teil auch Verletzte weggebracht wurden.

Auf der Autobahn M 7 rutschten bei Nagykanizsa bereits am Donnerstagvormittag 41 Fahrzeuge ineinander. Grund waren Schnee und außerordentlich starker Wind. Wenige Stunden später wurden auf derselben Autobahn 77 Kilometer vor Budapest 47 Fahrzeuge in einen Massenunfall verwickelt. Ein Mensch kam dabei ums Leben, 40 weitere wurden verletzt, berichtete die ungarische Nachrichtenagentur MTI unter Berufung auf den Rettungsdienst.

Verkehrsbehinderungen und Mega-Staus wurden vor allem aus der westlichen Landeshälfte, aber zum Teil auch aus dem Nordosten Ungarns gemeldet. Papa, eine westungarische Kleinstadt mit 32.000 Einwohnern, wurde völlig von der Außenwelt abgeschnitten. Im Zugverkehr kam es wegen der Schneefälle zu stundenlangen Verspätungen. In den östlichen Bezirken Szabolcs und Hajdu blieben 47.000 Menschen ohne Strom, nachdem vom Wind umgeworfene Bäume die Überlandleitungen beschädigt hatten. Die Busse der öffentlichen Verkehrsbetriebe fuhren nicht mehr, die Züge hatten massive Verspätungen.

Das ungarische Innenministerium rief die Bevölkerung eindringlich dazu auf, keine Fahrten mit dem Pkw zu unternehmen. Außerdem wurden für den Freitag, den ungarischen Nationalfeiertag, alle staatlichen Feiern abgesagt. Die Opposition verschob ihre für Freitag geplanten Demonstrationen gegen die jüngsten Verfassungsänderungen durch die konservative Regierung von Ministerpräsident Victor Orban bis auf Weiteres. Den Meteorologen zufolge ist die Kältewelle in Ungarn nicht von Dauer: Schon am Dienstag soll das Thermometer auf 13 Grad klettern.

In Bulgarien wurden durch heftige Stürme eine Frau getötet und zwölf weitere Menschen verletzt. In der Region Gabrowo wurde die 34-Jährige am Donnerstagabend durch ein einstürzendes Gerüst auf einem Parkplatz getötet, wie die örtlichen Behörden am Freitag mitteilten. Zwei der Verletzten seien ins Krankenhaus eingeliefert worden, die übrigen zehn Verletzten wurden wegen nicht lebensbedrohlicher Verletzungen medizinisch untersucht.

In der Stadt Gabrowo mussten Teile des Krankenhauses evakuiert werden, weil der Sturm mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 Stundenkilometern Dachziegel fortgeweht hatte. Die Schulen blieben am Freitag geschlossen. Zwei Drittel der Einwohner der Stadt waren von der Stromversorgung abgeschnitten. In der benachbarten Region Triawna legten umgestürzte Bäume zwei Bahnlinien lahm. Für die kommende Woche wurden weiter fallende Temperaturen und Schneefall vorhergesagt.

Auch in Südpolen hat das Wetter ein Verkehrschaos ausgelöst. Auf der A4 zwischen Tarnów und Brzesko kam ein Reisebus mit 55 israelischen Touristen bei Glatteis von der Straße ab und stürzte gegen die Autobahnbegrenzung, berichtete der Nachrichtensender „TVN24“. Die Reisenden blieben unverletzt, konnten sich aber wegen der blockierten Türen nicht selbst befreien. Nach vielen Unfällen verhängte die Verkehrspolizei zudem ein Fahrverbot für Lastwagen auf der sogenannten Zakopianka von Krakau nach Zakopane.