Amoklauf bei Batman-Film in Colorado: Zwölf Menschen sterben.Täter hatte 6000 Schuss Munition gekauft. Wollte er wie der Joker sein?
Aurora. "Ich bin der Joker, der Feind von Batman", sagte James Eagan Holmes, 24, bei seiner Festnahme. Seitdem schweigt der Amokläufer, der in einem Kino in Aurora (US-Staat Colorado) zwölf Menschen tötete und 59 verletzte. Sein jüngstes Opfer ist die sechsjährige Veronica Moser, die mit ihrer Mutter zur Premiere des "The Dark Knight Rises" gekommen war. Heute soll der als Einzelgänger beschriebene Student vor Gericht erscheinen.
Über sein Motiv herrscht Rätselraten. Noch gibt es keine Bestätigung dafür, dass der Attentäter gezielt den mit Spannung erwarteten dritten Film der Batman-Reihe (Regie Christopher Nolan) für sein Verbrechen auswählte. Der New Yorker Polizeichef Ray Kelly erklärte zwar, der Schütze habe seine Haare rot gefärbt und sich als "Joker" bezeichnet - so heißt einer der Gegenspieler von Batman - die Polizei in Aurora bestätigte das jedoch nicht. Im Film führt ein maskierter Bösewicht seine mörderische Bande in ein voll besetztes Football-Stadion und greift mit Waffen und Sprengstoff die nichts ahnenden Sportfans an. Und so glaubten viele Besucher des Kinos in Aurora an eine Show, als kurz nach Beginn der Mitternachtspremiere gegen 0.30 Uhr ein maskierter Mann in einem gasartigen Nebel auftauchte und sich Schüsse mit dem Soundtrack mischten.
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Fest steht: Holmes, der Neurowissenschaften studierte und Hirnforscher werden wollte, gab sein Studium vor Kurzem auf und hatte seine Tat von langer Hand geplant. Es war keine Affekthandlung, der Täter wollte offenbar noch weitaus mehr Menschen umbringen. Schon seit vier Monaten hatte Holmes mit der Post etliche Waffenlieferungen erhalten und über das Internet 6000 Schuss Munition gekauft, sagte Polizeichef Dan Oates. Außerdem erstand er eine Schutzweste, zwei Magazinhalter und ein Messer für 300 Dollar (250 Euro) bei einem Online-Händler für Polizei- und Militärausrüstung. Holmes sei mit "Berechnung und Vorsatz" vorgegangen. Die Bestellungen hat er sich sowohl nach Hause als auch an die Universität schicken lassen. "Das ist der Beweis für eine gewisse Berechnung und einen gewissen Vorsatz."
Seine Wohnung, die nur wenige Hundert Meter vom Kino entfernt liegt, spickte er mit unzähligen Sprengfallen, Brandbeschleunigern und Chemikalien. "Dieses Apartment war darauf angelegt, jeden zu töten, der es betritt", sagte Oates. Nachdem Holmes sich in der Nacht zu Freitag nach dem Amoklauf auf dem Parkplatz vor dem Kino widerstandslos festnehmen ließ, musste er davon ausgehen, dass die Polizei seine Wohnung durchsuchen würde. Auch gestern waren dort Einsatzkräfte noch immer damit beschäftigt, Beweismaterial zu sichern. Die Fenster wurden mit schwarzer Plastikplane verdeckt, damit Schaulustige keinen Blick hineinwerfen konnten. Bei der Entschärfung der Sprengfallen setzte die Polizei auch einen Roboter ein. Es gab mehrere kontrollierte Explosionen.
Das Haus darf weiterhin nicht betreten werden, die Bewohner der angrenzenden Gebäude durften inzwischen aber nach Hause zurückkehren. Dass bei dem Verbrechen nicht noch mehr Menschen umkamen, lag wohl auch an einer Ladehemmung des halbautomatischen Sturmgewehrs (Typ AR-15) des Täters. Das Trommelmagazin mit 100 Schuss klemmte. Ansonsten hätte der Schütze bis zu 60 Schuss in einer Minute abgeben können.
US-Präsident Barack Obama, der gestern nach Aurora flog, um mit Überlebenden und Angehörigen der Opfer zu sprechen, stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben, ähnlich ging es seinem republikanischen Wahlrivalen Mitt Romney. "Die Lehre aus dieser Tragödie ist, dass das Leben sehr zerbrechlich ist", sinnierte Obama. "Wir wollen kein Beileid", erklärte die Organisation Brady Campaign to Prevent Gun Violence, die für schärfere Waffengesetze kämpft. "Wir wollen Taten." So sieht es auch New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg. "Wissen Sie, besänftigende Worte sind nett", sagte er in einer Rundfunkansprache. "Aber vielleicht ist es an der Zeit, dass die beiden Leute, die Präsident der Vereinigten Staaten werden wollen, aufstehen und uns sagen, was sie (...) tun wollen."
Trotz des Amoklaufs spielte der Film am ersten Wochenende in den USA und Kanada 160 Millionen Dollar (130 Mio. Euro) ein. Das ist etwas mehr als der letzte Batman-Film vor vier Jahren. In vielen Kinos waren die Sicherheitsmaßnahmen erhöht worden.