Ein Kommentar von Joachim Mischke
Als die Rezension des neuen Batman-Films entstand, war das Massaker in Aurora noch nicht passiert. Jetzt sind beide als globale, schockierende Medienbotschaft in der Welt. Unauslöschlich, unübersehbar. Muss man den Film deshalb jetzt mit anderen Augen betrachten? Ja und nein.
Ein Film - und sei er noch so gut oder schlecht - ist nicht für die Taten von Menschen verantwortlich zu machen. Kunst kann viel, aber sie hat noch nie jemanden umgebracht. Wäre das so einfach, dann hätten auch jene nur scheinbar harmlosen Dorftrottel der US-Waffenlobby recht, die nach jedem Blutbad in einem Einkaufszentrum oder einer Schule faseln, nicht etwa ihre niedlichen kleinen Automatikkanonen würden Unschuldige niedermähen; das seien immer nur die bösen Menschen mit den falschen Händen, die sie bedienen.
Die Erkenntnis, bezogen auf die vielen Toten während einer Vorabpremiere, muss lauten: Der Film ist unschuldig. Es war ein offenbar wahnsinniger Einzeltäter, der möglichst viel Aufmerksamkeit wollte. Dass Batman-Darsteller Christian Bale vor einigen Jahren in der Titelrolle der Romanverfilmung "American Psycho" brillierte, ist eine gallige Ironie dieser Tragödie. Darin spielte er einen ebenso schnittigen wie psychopathischen New Yorker Investmentbanker, der die Leere und Langeweile in seinem Luxusleben damit bekämpft, Menschen umzubringen. Doch auch das ist keine Schuldzuweisung. Schuld am Blutbad in Colorado ist eine Waffengesetzgebung, die anachronistisch ist und unmenschlich. Die Realität unserer Welt ist so grausam. Kino ist Kino.