Ein Amokläufer schießt in einem Kinosaal in Colorado wild um sich. Zwölf Menschen sterben. Polizei geht von einem Einzeltäter aus. Motiv unklar.
Washington/Denver. Ein schwer bewaffneter Amokläufer hat bei einer nächtlichen Batman-Filmpremiere in einem Kino bei Denver 12 Menschen erschossen und 59 verletzt. James Holmes trug kugelsichere schwarze Kleidung, Handschuhe und eine Gasmaske wie der Bösewicht Bane in dem Actionfilm „The Dark Knight Rises“. Die Menschen versuchten in Panik, aus dem Kino herauszukommen. Über das Motiv des 24 Jahre alten Schützen, der nach dem Blutbad in der Stadt Aurora festgenommen wurde, herrschte Rätselraten. US-Präsident Barack Obama äußerte Entsetzen. Das Verbrechen löste eine Debatte über die Waffengesetze in den USA aus.
Der junge Mann hatte den Kinosaal im US-Bundesstaat Colerado kurz nach Filmbeginn betreten und wild um sich geschossen, wie Augenzeugen erzählten. Zuvor habe er Tränengas in den Saal gesprüht. Unter den Zuschauern herrschte Chaos. Die Polizei schloss Terrorismus als Motiv aus und geht davon aus, dass der Täter allein handelte.
Bei der Festnahme auf einem Parkplatz hinter dem Kinokomplex habe er vier Schusswaffen bei sich getragen. Der Mann habe keinen Widerstand geleistet. Der 24-Jährige hatte nach Angaben der Polizei keine Vorstrafen. Er sollte am Montag einem Gericht vorgeführt werden.
+++"Die Leute liefen los und er fing an zu schießen"+++
Der Vorfall geschah zwei Tage vor dem ersten Jahrestag des Massakers von Utøya in Norwegen und außerdem nicht weit entfernt vom Schauplatz des Amoklaufs an der Columbine High School im Jahr 1999. Dort hatten zwei Teenager 13 Menschen getötet und 23 weitere verletzt, bevor sie sich selbst erschossen.
New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg rief Obama und dessen republikanischen Herausforderer bei der Präsidentenwahl, Mitt Romney, dazu auf, für eine Verschärfung der Waffengesetze zu sorgen. Bloomberg ordnete nach CNN-Angaben zudem Sicherheitsvorkehrungen bei Batman-Vorführungen in seiner Stadt an. Das Filmteam selbst sagte geplante Werbeauftritte in Paris ab.
Videoaufnahmen von Zuschauern zeigten schreckliche Szenen: Menschen schrien und drängten zu den Ausgängen, einige waren blutüberströmt. Nach Angaben von Augenzeugen trat der Täter etwa eine Viertelstunde nach Beginn des Films durch einen Notausgang in den Kinosaal Nummer 9.
„Der Typ kam über die Treppe und schoss sofort um sich“, berichtete ein junger Mann CNN. Einige Kugeln durchschlugen die Wand zum Kinosaal nebenan. Viele der zumeist jungen Premierengäste dachten zunächst, die Schüsse gehörten zum Film. „Ich habe zunächst überhaupt nicht begriffen, was los ist.“
Viele der Verletzten hatten Schusswunden, einige erlitten Rauchvergiftungen, wie KUSA berichtete. Unter den Verletzten seien mehrere Kinder. Auch ein drei Monate altes Baby wurde in einem Krankenhaus behandelt, hieß es weiter. Der lokale Polizeichef Dan Oates schilderte, zehn der Opfer seien im Kino gestorben, die zwei weiteren im Krankenhaus.
Nach der Tat wurde zunächst das Auto des Täters auf Sprengstoff untersucht, später auch seine Wohnung. Vorsichtshalber wurden dabei umliegende Appartements evakuiert. Oates sagte vor der Presse, Holmes habe in seiner Wohnung zahlreiche Sprengfallen errichtet. Es werde Tage dauern, bis diese entfernt seien.
Einem Bericht des Senders NBC zufolge soll Holmes in Aurora Neurowissenschaften studiert haben. Er sei aber dabei gewesen, sein Studium aufzugeben.
Obama legte bei seinem Auftritt in Florida zusammen mit seinen Zuhörern eine Schweigeminute ein. Er sprach von einer herzzerreißenden Tragödie und einem „sinnlosen Akt der Gewalt“. Die Opfer hätten Träume gehabt, „die jetzt nicht mehr erfüllt werden können“. Er ordnete an, die Flaggen an allen Bundesgebäuden auf halbmast zu setzen.
Zuvor hatte Obama in einer schriftlichen Erklärung versichert, seine Regierung werde alles tun, um den Opfern und den Betroffenen zu helfen. Der Täter werde zur Rechenschaft gezogen. Obama brach seine Wahlkampftour in Florida ab, um nach Washington zurückzukehren. Auch Romney äußerte in einer Erklärung Entsetzen und Anteilnahme. (dpa)