Für die Menschen in der östlichen Hemisphäre hat das neue Jahr bereits begonnen. Samoa wechselte nach einem Zeitsprung der besonderen Art als erstes. In Sydney begeisterte ein Feuerwerk, in Peking gab es eine Lasershow. In Berlin ist die Partymeile schon offen.
Apia/Sydney/PekingBerlin. Mit einem Countdown am Himmelstempel hat die Stadt Peking das neue Jahr begrüßt. Die letzten Sekunden des Jahres 2011 wurden zum Abschluss einer Lasershow auf das 600 Jahre alte Wahrzeichen der chinesischen Hauptstadt projiziert. Es war das erste Mal, dass Peking New York, Berlin und anderen Metropolen mit einem eigenen Countdown nachzueifern versuchte. Die Pekinger Bürger waren nicht eingeladen, weil die kommunistischen Führung Chinas jede Ansammlung von Volksmassen als unkalkulierbares Sicherheitsrisiko fürchtet.
Zuvor hatten schon in der Pazifikregion die Menschen das neue Jahr begrüßt. In Australien begeisterte ein Riesen-Feuerwerk um das Opernhaus von Sydney mehr als 1,5 Millionen Menschen. In Neuseeland verdarb hingegen das Wetter die Feiern. Als erste waren um 11.00 MEZ die rund 200 000 Einwohner von Samoa, Tokelau und der Linie-Inseln im Pazifik ins Jahr 2012 gewechselt. Dafür mussten Samoa und die zu Neuseeland gehörenden Tokelau-Inseln erst Zeitgeschichte schreiben. Sie gehörten bislang zu den letzten, die ein neues Jahr begrüßten. Nun ließen sie aber den 30. Dezember ganz aus und ließen als erste die Sektkorken knallen.
Die Australier konnten das monumentale Feuerwerk in Sydney bei sternenklarem Himmel genießen. In Neuseeland hatten die Menschen weniger Glück: Heftiger Wind und starker Regen vermisten die Stimmung. Um Mitternacht war es in der Hauptstadt Wellington ruhiger als geplant, weil das Feuerwerk am Hafen sowie zwei Konzerte im Freien wegen des schlechten Wetters abgesagt wurden.
In China zeigten die Fernsehkameras zeigten vor allem Reihen von Studenten, deren Fahrräder entlang der Hauptachse des Tempelparks so aufgebockt waren, dass sie auf der Stelle strampeln konnten. Nur wenige VIP-Gäste durften bei Temperaturen knapp unter Null Grad Celsius live dabei sein. Der Jahreswechsel wird in China traditionell erst während des Frühlingsfestes gefeiert. Nach dem traditionellen Bauernkalender („nong li“) fällt Chinas Neujahr diesmal auf den 23. Januar. Der gregorianische Kalender des Westens hat sich zwar im Alltagsgebrauch durchgesetzt. Für die meisten Chinesen sind die Tage um den 1. Januar aber nicht viel mehr als ein paar willkommene Feiertage.
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Die Schau am Himmelstempelpark war denn auch die Idee einiger Touristik-Experten, die eigenen Angaben zufolge einen „Marketing-Coup“ für ihre Stadt anstrebten. „Seit der Olympiade wissen wir, dass wir große Events veranstalten können“, zitierte die Zeitung „Global Times“ den Beamten Sun Weijia. Es sei an der Zeit gewesen, die Welt mal wieder an Peking zu erinnern, meinte er. Deshalb wurde der Himmelstempelpark, in dem schon die Kaiser der Ming-Dynastie still für eine gute Ernte beteten, für die Kameras in eine Art Open-Air-Disco verwandelt. Bunte Laser tasteten den smogverhangenen Pekinger Nachthimmel ab. Die 960 Studenten erzeugten strampelnd ökologisch korrekten Strom. Doch die ganze Darstellung blieb eher steril, vielleicht weil sie von Anfang an als TV-Spektakel konzipiert war.
All die technische Details konnten nicht über den größten Unterschied hinwegtäuschen, die Chinas Neujahrsparty von denen ihrer Vorbilder im Westen unterschied. Während sich dort wieder Hunderttausende anschickten, die Zentren ihrer Städte in eine Partyzone zu verwandeln, blieb der Platz des Himmlischen Friedens in der Mitte Pekings verwaist. Wo 1989 zuerst die Studenten demonstriert hatten und dann Panzer rollten, zogen Beamte der chinesischen Staatssicherheit einsam ihre Runden.
Die größte Silvesterparty Deutschlands gibt es wie üblich am Brandenburger Tor in Berlin. Hunderttausende werden im Zentrum der Hauptstadt erwartet. Die Partymeile auf der Straße des 17. Juni ist schon tagsüber geöffnet, am Abend steigt dann auf der Hauptbühne vor dem Wahrzeichen der Stadt das große Silvesterkonzert mit vielen Stars. Unter anderen sind Kim Wilde, Frida Gold und Udo Jürgens angekündigt. Um Mitternacht spielen die Scorpions, außerdem wird mit einem zwölf Minuten langem Feuerwerk das neue Jahr begrüßt. Allerdings spielt das Wetter wohl nicht so recht mit: Laut Deutschem Wetterdienst soll es in der Nacht bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt leicht nieseln.
Einige Stunden später feiern die New Yorker das neue Jahr. Sängerin Lady Gaga (25) spielt dabei eine Hauptrolle: Sie soll per Knopfdruck die berühmte Kristallkugel in Bewegung setzen, die sich in den letzten 60 Sekunden des Jahres über dem Lichtermeer des Times Squares senkt. Die Feier wird traditionell von mehr als einer Million Menschen besucht.
Auch in Rio de Janeiro ist eine Riesen-Party geplant. An dem legendären Copacabana-Strand werden rund zwei Millionen Menschen erwartet, die bei sommerlichen Temperaturen, heißen Samba-Rhythmen und Feuerwerk das neue Jahr 2012 begrüßen. In der größten brasilianischen Stadt São Paulo rechnen die Veranstalter in der Nacht zum Sonntag auf dem Prachtboulevard Avenida Paulista ebenfalls mit zwei Millionen Menschen.
Weniger spektakulär werden die Silvesterfeiern dagegen wohl in Paris ausfallen. Wie in den Vorjahren ist die Böllerei aus Sicherheitsgründen verboten. Auch öffentliche Feuerwerke gibt es in der Metropole nicht. Viele Pariser treffen sich deswegen mit Freunden und Verwandten zum Abendessen. In der Silvesternacht werden nach Angaben von Innenminister Claude Guéant rund 60 000 Gendarmen, Feuerwehrleute und Mitarbeiter von Rettungsdiensten mobilisiert sein, rund 10 000 davon allein im Großraum Paris. Guéant betonte im französischen Radiosender RTL, dass auch in diesem Jahr keine offiziellen Angaben mehr zur Zahl der in Brand gesetzten Autos gemacht werden. Ihre Zahl wurde in den vergangenen Jahren landesweit auf rund 1000 geschätzt.
In London gibt es wie in jedem Jahr das größte Silvester-Fest an der Themse, unweit des Riesenrads London Eye und des Big-Ben. Das etwa zehn Minuten lange Feuerwerk mit Musik-Begleitung werden aus der Nähe rund 250 000 Zuschauer sehen dürfen – wer einen Platz will, muss früh da sein. Auch der Trafalgar Square im Herzen der Stadt ist beliebtes Ziel zum Anstoßen um Mitternacht. Die Londoner Polizei ist mit 3000 Beamten im Einsatz. In Wien wird mit bis zu einer Million Gäste gerechnet Feierfreudige müssen sich allerdings auch auf Kontrollen einstellen: Böller sind auf dem Silvesterpfad verboten. Die Polizei will engmaschig überprüfen, ob das Verbot eingehalten wird.
In Indien wird der Jahreswechsel meist im privaten Rahmen gefeiert. Vor allem in Metropolen wie Neu Delhi, Mumbai oder Bangalore finden zahlreiche Silvesterpartys statt. Auf dem Land, wo die Mehrheit der Inder lebt, spielt Silvester allerdings kaum eine Rolle. Auch der 1. Januar ist in Indien ein normaler Arbeitstag. Weit größere Feuerwerke sind im Herbst während des Lichterfestes Diwali zu bestaunen, dem mit Abstand wichtigstens Feiertag.