Der verunglückte “Wetten, dass ..?“-Kandidat will Schauspieler werden. Bei “Menschen 2011“ sprach er mit Hape Kerkeling über sein Leben.

Grünwald. Der Unfall am 4. Dezember 2010 hat das Leben von Samuel Koch, 24, von Grund auf verändert. Der junge Mann verletzte sich bei dem Versuch, mit Sprungfedern an den Füßen über fahrende Autos zu springen, so schwer, dass er seitdem an Armen und Beinen gelähmt ist.

Nun versucht Koch, sich ins Leben zurückzukämpfen. Nach mehr als einem Jahr wagt er den Schritt in die Öffentlichkeit und sprach im ZDF-Jahresrückblick "Menschen 2011" gestern Abend mit Hape Kerkeling, 47, über seine Hoffnungen, Rückschläge und seine Zukunft.

So richtig begreifen kann er noch immer nicht, was seit seinem Unfall bei "Wetten, dass ..?" mit ihm geschehen ist. Aber er schmiedet Zukunftspläne. Er will eine Reise in den Süden unternehmen: "Was mir auf jeden Fall Freude machen würde, ist, raus aus dem kalten eurasischen Kontinent zu kommen. Weg, in die Nähe des Äquators." Und er will sein Schauspielstudium fortsetzen, das er zwei Monate vor dem Unfall begonnen hatte.

"Ich will auf jeden Fall irgendwie weitermachen und nicht stehen bleiben - und aktiv sein", sagt er und erzählt von seinen Plänen, seine alte Schauspielschule in Hannover wieder zu besuchen. Am Fecht-, Reit- und Tanzunterricht könne er zwar nicht mehr teilnehmen, aber mit seinen Dozenten suche er nach Alternativen. Gerade hat er eine Orientierungswoche hinter sich.

"Es ist ein Experiment", sagt Koch. Bereits im August hatte TV-Produzent Wolfgang Rademann ihm eine Rolle in der ZDF-Serie "Das Traumschiff" vorgeschlagen. Darauf angesprochen, erklärte Koch: "So weit denke ich gerade noch nicht."

Ein Film zeigte auf Kochs ausdrücklichen Wunsch Bilder aus seinem früheren Leben. Ein außergewöhnlich sportlicher junger Mann beim Turnen erscheint auf dem Bildschirm. Es sind Bilder, die der Fernsehzuschauer schon oft gesehen hat - aber es sind auch Bilder, die es so nie wieder geben wird.

Koch scheint das auch ein Jahr nach seinem tragischen Unfall noch nicht wirklich glauben zu können. "Ich kann mich leider noch nicht so ganz mit meinem Körper identifizieren", sagt er. "Ich fühle mich schon unwohl, wenn ich allein in meinem Zimmer bin, mit dem Körper zusammen." Darum stehe er - der Schauspielschüler und ehemalige Hobbyturner - heute eigentlich nicht mehr gerne in der Öffentlichkeit.

Der Unfall habe für ihn vor allem eines bedeutet: einen Sturz "von 120 auf minus 10". Was das heißt, zeigt sich an einer kleinen Episode vom 9. Dezember: Als sich alle Teilnehmer nach der Aufzeichnung der Sendung in Grünwald bei München zu einem gemeinsamen Foto versammeln sollen, befindet sich Samuel Koch im Flur, eine blonde junge Frau steht hinter seinem Rollstuhl. Ein Mitarbeiter ruft ihr über Samuels Kopf hinweg zu: "Wir brauchen den Samuel noch mal." Samuel selbst spricht er gar nicht erst an.

"Für jeden ist es schrecklich, seinen Körper zu verabschieden, und ja, für mich ist es irgendwie noch ein Stück härter, gerade wegen der bewegungsreichen Vergangenheit", sagt Samuel Koch. Heute kann er seinen Kopf und die Schultern bewegen und - so heißt es in einem Filmbeitrag beim Jahresrückblick - mit leichtem Antippen der Räder seinen Rollstuhl steuern. "Von den Vitalfunktionen bin ich auf jeden Fall wesentlich fitter geworden. Ich kann nach wie vor spontan atmen und sprechen, was ich sonst nicht konnte. Die Halswirbel scheinen sich auch zu bessern."

Über die ungeheure Kraft des jungen Mannes ist viel geredet und noch mehr geschrieben worden - auch darüber, dass er viel davon aus seinem Glauben zieht. Er wisse, dass er nie allein sei, sagt Samuel Koch auch bei Kerkeling. "Das gibt mir Kraft und Mut und Zuversicht und deshalb macht Selbstmitleid nicht so viel Spaß."

Und noch etwas habe ihm sehr geholfen: die Anteilnahme der Bevölkerung. "Ich freue mich eigentlich täglich noch über Post und ehrliche Anteilnahme. Das hat mich ein Stück weit schon auch durchgetragen. Es ist schon ein kleines Privileg - im Vergleich zu Zimmernachbarn oder so." Koch beendet einen Tag vor Weihnachten seine Reha in der Schweiz und kehrt zu seiner Familie in die Nähe von Lörrach zurück.

Hinter der Bühne trifft Samuel Koch auf Joachim Fuchsberger, 84, der zuvor mit Kerkeling über den Tod seines Sohnes Thomas gesprochen hatte, der 2010 mit 53 Jahren ertrunken war. "Blacky" beugt sich über den 60 Jahre Jüngeren und küsst ihn auf die Wange. "Junge, was habe ich mit dir gelitten. Ich wünsche dir von Herzen alles Gute."