Die Hungerkatastrophe in Ostafrika ist nicht vorbei. Unicef nennt dramatische Zahlen und startet eine Weihnachtsaktion unter dem Motto “Zeit zu teilen“.
Berlin. Die Hungersnot in Ostafrika ist weiter dramatisch. In Kenia, Somalia, Äthiopien und Dschibuti sind nach Unicef-Angaben immer noch schätzungsweise 320.000 Kinder so stark ausgezehrt, dass sie die kommenden Monate ohne Hilfe von außen nicht überstehen können. „Es ist nicht vorbei“, sagte der Leiter der Unicef-Nothilfe in Ostafrika, Elhadj As Sy, am Donnerstag in Berlin. Das Uno-Kinderhilfswerk startete seine Weihnachtsaktion unter dem Motto „Zeit zu teilen“ und warb um Spenden. 13 Millionen Menschen leiden demnach unter der derzeit größten humanitären Katastrophe weltweit, zehntausende Kinder starben bereits.
Unicef-Schirmherrin Bettina Wulff appellierte, die Nahrungsmittelkrise auch angesichts anderer aktueller Themen nicht aus den Augen zu verlieren. „Jeder von uns kann dazu beitragen, das Sterben der Kinder in Ostafrika zu stoppen.“
2012 wollen Bundespräsident Christian Wulff und seine Frau nach Afrika reisen, ein Besuch in Somalia ist dabei nicht vorgesehen. Sie wolle sich konzentrieren, dort zu helfen, wo sie es am besten könne - das sei in Deutschland, so Bettina Wulff.
Nothilfe-Leiter As Sy erklärte, die Situation in Somalia sei seit 1991/1992, als hunderttausende Menschen starben, nicht mehr so dramatisch gewesen wie jetzt. Die Aussichten für die kommende Ernte seien nicht gut. Im kenianischen Flüchtlingslager Dadaab leben 460.000 Menschen - das Lager sei zur drittgrößten Stadt des Landes geworden, berichtete As Sy. Ein Auslöser der Katastrophe war der fehlende Regen. Im von Krieg und Gewalt zerrütteten Somalia wird die Hilfe zudem durch die unruhige politische Lage erschwert.
In Deutschland sammelte Unicef bislang 16,1 Millionen Euro Spenden, was die Organisation als „sehr großzügig“ wertet. „Bitte lassen Sie nicht nach in Ihrer Hilfsbereitschaft“, sagte As Sy. Kinder in Not werden mit Zusatznahrung, Medikamenten und Trinkwasser versorgt. Mehr als 100.000 akut bedrohte Jungen und Mädchen wurden bereits wieder aufgepäppelt.
Die Hilfe komme an, versicherte Unicef. Bis Ende 2011 würden für die Nothilfe zusätzlich rund 30 Millionen Euro gebraucht, darunter zur Behandlung von lebensgefährlichem Durchfall und Cholera, für Hygieneartikel, Ernährungsprogramme und Essensgutscheine. Die Gelder sollen auch in mobile Gesundheitsstationen in Südsomalia fließen. Auch 2012 würden in der Krisenregionen Nahrungsmittel „sehr knapp“ sein, hieß es weiter.