Er sollte eigentlich für Michael Jacksons Leibarzt aussagen. Doch der Narkoseexperte hat auch Angaben gemacht, die Murray belasten könnten.
Los Angeles/New York. Im Prozess um den Tod von Michael Jackson ist ein Zeuge der Verteidigung am Montag zum Zeugen der Anklage geworden. Der Sachverständige Paul White sagte vor Gericht in Los Angeles aus, der angeklagte Arzt Conrad Murray sei fahrlässig bei der Pflege seines berühmten Patienten gewesen. Jackson war im Juni 2009 an einer Überdosis Propofol gestorben. Die Anklage wirft Murray vor, Jackson zu viel von dem Narkosemittel gespritzt zu haben.
„Ohne sorgfältige Überwachung am Bett des Patienten könnte es gefährlich sein“, sagte der Narkosespezialist zum Einsatz von Propofol bei Jackson. Die Verabreichung außerhalb eines Krankenhauses widerspreche allen ärztlichen Standards. „Man kann dieses Mittel einsetzen, ich würde es auch tun. Ich würde es aber nie bei einem Patienten zu Hause machen.“
Am Freitag hatte seine Aussage die Position der Verteidigung gestützt. Demnach könnte sich Jackson das letztlich tödliche Anästhetikum Propofol selbst gespritzt haben. Im Kreuzverhör der Anklage wurde White am Montag immer einsilbiger. Der Sachverständige sah sich sogar einer Strafandrohung vom Richter über 1000 Dollar (720 Euro) gegenüber, weil er trotz Verwarnung aus einer Unterhaltung mit Murray zitiert hatte. Er hatte sich schon Anfang des Monats den Unmut des Richters zugezogen, als er den Prozess im Internet kommentierte.
White ist der letzte Zeuge. Wenn nicht noch Anklage oder Verteidigung mit Überraschungszeugen aufwarten, wäre dann die Beweisaufnahme abgeschlossen. Nach den Plädoyers von Anklage und Verteidigung könnte der Fall an die Geschworenen gehen. Es wird nicht erwartet, dass Murray selbst in den Zeugenstand tritt. Im Falle eines Schuldspruchs drohen dem 58-jährigen Mediziner vier Jahre Haft. (dpa/abendblatt.de)