Der Süden der USA wird von einer schlimmen Dürre heimgesucht.Texas hat es am schwersten getroffen. Mehr als 90 Prozent der Fläche sind betroffen.
Washington. Verdorrte Maisfelder erstrecken sich bis zum Horizont, Bauern müssen ihr Vieh verkaufen, die Farmhäuser knarren und knirschen vor Trockenheit. Überall werden die Wasservorräte knapp. Von Arizona im Westen bis zur Atlantikküste im Osten quält eine verheerende Dürre die Menschen in 14 Bundesstaaten. In Texas hat es seit neun Monaten nicht mehr geregnet. Es ist eine der längsten Trockenperioden seit 1895 und die schlimmste Dürre in 60 Jahren.
Mehr als 90 Prozent der Fläche von Texas sind von „extremer“ oder „außerordentlicher“ Dürre betroffen, den höchsten Stufen auf dem Dürremonitor der Regierung. „Es sieht etwas so aus wie im Winter, aber die Temperaturen sind bei 43 Grad Celsius“, sagt Travis Miller von der Abteilung für Boden- und Pflanzenbauwissenschaften der Texas A&M University. „Wir sind hier am kochen.“
Viele Texaner fürchteten, dass sie Opfer des nächsten „Dust Bowl“ werden, erzählt der Wissenschafter. In den 1930er Jahren verwandelte eine Dürre viele Staaten im Mittleren Westen in diese gefürchtete Staubschüssel. Der Boden trocknete aus, die zu Staub gewordene Erde wurde vom Wind verblasen. Familien kamen um Haus und Hof, weite Landstriche wurden unbewohnbar.
Der Autor John Steinbeck beschrieb den Dust Bowl in seinem preisgekrönten Roman „Früchte des Zorns“. Die Häuser waren fest verschlossen, Türen und Fenster mit Stofffetzen abgedichtet, schrieb er, aber der Staub kam trotzdem, so dünn, dass man ihn nicht sehen konnte. Wie Pollen ließ er sich auf Tischen und Stühlen nieder.
Miller hält es für unwahrscheinlich, dass Texas sich ein zweites Mal in eine Staubhölle verwandelt: „Wir haben heute viel bessere Systeme in der Landwirtschaft und bessere Methoden, um den Staub zu reduzieren.“ Ein schwacher Trost für Jeff Davis, 71. Der Farmer aus Zentraltexas musste zusehen, wie 80 Prozent seiner Maispflanzen verdorrten. „Wir hatten früher schon trockene Jahre, aber noch niemals habe ich es so trocken gesehen.“
Doch Davis ist immer noch besser dran als die Bauern im Süden: „Wir hatten hier zumindest eine kleine Ernte. Aber wenn du nach Süden gehst, da haben viele überhaupt nichts.“ Die Ernteausfall-Versicherung soll helfen, aber Davis hat kaum Hoffnung, dass all seine Ausfälle ersetzt werden.
Die Verluste könnten sich auf insgesamt mehrere Milliarden Dollar belaufen, sagt Miller. Wegen der Dürre mussten texanische Viehzüchter bis zu 40 Prozent ihrer Rinder vorzeitig verkaufen. Es gebe nicht genug Futter für die Tiere, sagt Bill Hyman vom Verband der texanischen Rinderfarmer.
In den Städten ist die Lage ähnlich düster. Flüsse und Brunnen trocknen aus. „Anrainer hier auf dieser Straßenseite können nur donnerstags und sonntags zwischen Mitternacht und 10 Uhr bewässern“, erzählt Sandy Owen, 74, aus Austin. Die Texanerin gießt nicht ihre Blumen, sondern ihr Haus. Überall entstehen durch die wochenlange Trockenheit Risse in den Fundamenten.
Frau Owen kann ihr Haus zumindest schützen, ohne ihre Gesundheit zu gefährden. In der 3500-Einwohner Stadt Llano ist sogar Trinkwasser zum Luxus geworden. Der Fluss Llano, die einzige Trinkwasserquelle, ist beinahe völlig ausgetrocknet. Finley deGraffenreid von der Stadtverwaltung ist überzeugt, dass es bald gar kein Wasser mehr geben wird. Das Reservesystem kann eine Notversorgung nur für 90 Tage sicherstellen. „Wir brauchen wirklich Regen. Aber wahrscheinlich entspannt sich die Situation erst im September.“
Doch die Texaner wollen sich nicht unterkriegen lassen. Maisbauer Davis sagt: „So ist das als Farmer in Texas. Man kommt schnell von einem Extrem ins andere. (dpa/ abendblatt.de)