Bei der Gedenkfeier im Stadion des MSV Duisburg wurden die Namen der 21 Todesopfer, die während der Musikveranstaltung bei einer Massenpanik ums Leben gekommen waren, verlesen.
Duisburg. Rund 7.000 Menschen haben am Sonntag an die Opfer des Loveparade-Unglücks vor einem Jahr erinnert. Bei der Gedenkfeier im Stadion des MSV Duisburg wurden die Namen der 21 Todesopfer, die während der Musikveranstaltung bei einer Massenpanik ums Leben gekommen waren, verlesen. Bei Regen legten Sanitäter symbolisch 21 Sonnenblumen auf dem durch eine Blumengirlande in Herzform geschmückten Rasen nieder. Neben einem Sanitäter, einer Verletzten und einer Duisburgerin kam auch eine Mutter zu Wort, deren Tochter bei der Katastrophe gestorben war.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) erinnerte daran, dass die Katastrophe das Leben von Menschen in Duisburg, Nordrhein-Westfalen, Deutschland und darüber hinaus für immer verändert habe. Die Ministerpräsidentin dankte allen Helfern, forderte zugleich aber auch Wahrheit und Gerechtigkeit bei der Aufklärung über die Ursachen des Unglücks.
Gemeinsam mit Petra Bosse-Huber von der evangelischen Kirche hatte der emeritierte katholische Essener Weihbischof Franz Grave die Gedenkfeier eröffnet. Seine Ansprache begann Grave mit der Frage, ob die Worte eines Bischofs bei einem solchen Anlass trösten könnten. „Erklärungsversuche versagen, jede Frage nach dem Warum verhallt und kann den Seelenschmerz nicht lindern“, sagte Grave. Er erinnerte daran, dass ein fröhliches Fest am 24. Juli 2010 plötzlich in Chaos und Panik endete. „Die Katastrophe jenes Events, das die Liebe zum Motto wählte, ist zu einem Symbol des Schreckens geworden“, so Grave.
Petra Bosse-Huber, Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, dankte stellvertretend für die Opfer und deren Familien den Rettungskräften für ihre Arbeit. „Auch viele Angehörige der Polizei, der Feuerwehr und der Hilfsorganisationen tragen die Bilder und Gefühle der Katastrophe noch mit sich und müssen mit diesen belastenden Erlebnissen umgehen“, sagte sie.
Die Gedenkfeier im Stadion des MSV Duisburg sollte Angehörigen, Verletzten, Rettungskräften sowie die in Duisburger Initiativen Engagierten in einer Gemeinschaft der Trauer zusammenführen und zugleich der Öffentlichkeit die Chance bieten, Anteil zu nehmen. Mitgefühl drückte die musikalische Gestaltung der Feier mit Liedern wie „Tears in Heaven“ aus. Auf Wunsch der Betroffenen sang auch „der Graf“, Sänger der Band „Unheilig“. Sein Lied „Geboren um zu leben“ ist zu einer Art Hymne für die Trauernden der Loveparade-Katastrophe geworden.
Das Unglück hatte sich beim völlig überfüllten Zugang zum Veranstaltungsgelände der Loveparade am Karl-Lehr-Tunnel ereignet. Bei einer Massenpanik wurden 21 Menschen erdrückt oder totgetrampelt und zahlreiche weitere Besucher verletzt. Die Frage nach der Verantwortung ist noch nicht abschließend geklärt. Bewusst hatten sich die Angehörigen gewünscht, dass Ministerpräsidentin Kraft und die Staatskanzlei die Organisation der Veranstaltung übernahmen. Das Landespfarramt für Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland war für die inhaltliche Gestaltung zuständig. Der umstrittene Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) und Loveparade-Veranstalter Rainer Schaller blieben auf Wunsch der Betroffenen des Unglücks von der Veranstaltung fern.
Im Anschluss an die Gedenkfeier kamen Angehörigen und Freunde der Toten noch einmal abgeschirmt von Öffentlichkeit und Medien an der Unglücksstelle im Karl-Lehr-Tunnel zusammen. Mit dabei war auch Ministerpräsidentin Kraft. (KNA/abendblatt.de)