Experten scheitern daran, Beben vorherzusagen. Können Tiere dem Menschen helfen?
Berlin. Sie forschen und forschen: Aber bislang haben Wissenschaftler es dennoch nicht geschafft, Erdbeben genau vorauszusagen - auch im Hightech-Land Japan nicht. Wieso eigentlich nicht?
"Wir können nicht in die Erde hineinschauen", sagte am Freitag der Seismologe und Geophysiker Michael Weber vom Geoforschungszentrum (GFZ) Potsdam. "Sie müssen sich das so vorstellen: Wenn man einen Balken biegt, kann man auch nicht genau sagen, wann er bricht."
Gernot Hartmann von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover dämpft ebenfalls zu hohe Erwartungen: "Man kann nur Wahrscheinlichkeiten abschätzen", erklärte der Experte. Man wisse zwar genau, wo sich Spannungen aufstauen. Aber es gebe keine Möglichkeit, das genau zu messen. Hartmanns Einschätzung: "Auch auf absehbare Zeit wird uns das nicht gelingen."
In der Not suchen Forscher auch nach ungewöhnlichen Lösungen. So setzt der Geologe Ulrich Schreiber von der Universität Duisburg-Essen auf die hügelbauenden Waldameisen. Nach seinen Beobachtungen verhalten sich die Tiere bei unterirdischen Erdbeben merkwürdig und könnten vielleicht eines Tages sogar als Warnsystem dienen - eine sehr umstrittene Hypothese. Die Warnsignale von Tieren sollen bei dem Tsunami Ende 2004 Eingeborenenstämme auf den indischen Inseln Andamanen und Nikobaren gerettet haben.
Das Gebrüll wilder Elefanten, die sich ins Innere der Inseln zurückzogen, das Geschrei von Vögeln und das auffällige Verhalten von Delfinen und Eidechsen trieben die Menschen rechtzeitig in die Flucht vor der Monsterwelle, wie Forscher berichteten. Besonders wilde Tiere seien extrem empfindsam, bestätigte auch eine Tierschützerin auf Sumatra in Indonesien. "Wir können keine Erdbeben voraussagen. Weder mit Maschinen noch mit Tieren", meint hingegen Heiko Woith vom GFZ in Potsdam. Jenseits der verblüffenden Einzelbeobachtungen stehe eine systematische Untersuchung, ob Tiere Erdbeben vorhersagen können, aus.