In Berlin startet die alljährliche Fashion Week. Auf dem Laufsteg zeigen Michalsky, Kavier Gauche und Co. ihre aktuellen Kollektionen.
Berlin. Heute beginnt die internationale Fashion Week in Berlin. Bis Sonntag präsentieren zahlreiche Designer die Trends der Saison 2011/12. Modeinteressierte, Einkäufer, Fachbesucher und Medienvertreter aus aller Welt werden auf den Shows und Award-Verleihungen erwartet. Herzstück der Fashion Week sind die Schauen der Mercedes-Benz Fashion Week Berlin am Bebelplatz von Mittwoch bis Samstag. Etwa 40 Modeschöpfer werden dort ihre neuesten Kreationen zeigen, darunter Rena Lange, Michael Michalsky, Anja Gockel oder Kaviar Gauche.
Auf den "Showroom-Days" zeigen Berliner Designer kostenlos ihre Entwürfe
Los geht's aber erst einmal mit den "Showroom-Days“: In Hinterhöfen und öffentlichen Ausstellungen zeigen Berliner Designer die neuesten Trends und geben Einblicke in ihre Arbeit. Das Besondere: Die Veranstaltungen der "Showroom-Days“ von Dienstag bis Sonntag sind überwiegend kostenlos und für die Öffentlichkeit zugänglich.
In der Couture zeichnen sich vor allem weiche, transparente Stoffe ab, wie die Kollektionen der Modedesignerin Andrea Schelling oder der Reinberger Couture zeigen. Angesagt sind verspielte Abnäher und weiche, fließende Stoffe. Ein weiterer Trend: Die Vermischung von groben Stoffen wie Pepita mit Chiffon oder Spitze. Im Bereich Streetware sind asymetrische Schnitte und der College-Style weiter im Kommen. Viele Designer kombinieren elegante und lässige Stile miteinander: So wie das Label Stoffbruch, das Jogginghosen mit High Heels zeigt.
"Bread and Butter" ist weiter auf Expansionskurs
Parallel zur Fashion Week findet auf dem alten Flughafen Tempelhof auch die "Bread and Butter"-Messe statt, die auf Jeans spezialisiert ist. Berlins Regierungschef Klaus Wowereit (SPD) sagte beim Eröffnungsrundgang, die Modewoche bringe 140 Millionen Euro Umsatz für Berlin.
Vergleiche mit Paris oder Mailand lehnte Wowereit ab. Berlin wolle nicht bei der Haute Couture mitmischen, sei dafür aber bei Streetwear und jungen Designern stark. "Wir wollen nicht kopieren, sondern unsere Eigenständigkeit leben“, sagte er auf dem alten Flughafen Tempelhof.
Messechef Karl-Heinz Müller zeigte sich optimistisch. "Der Branche geht es gut.“ Zum Auftakt strömten Tausende Besucher in die historischen Flughafenhallen. Bei der Eröffnungsparty am Vorabend gab es Boxkämpfe,Casino-Tische, Burlesque-Kostüme und Swing im Stil der 20er Jahre.
Die erste Show auf dem Bebelplatz bestritt das belgische Duo A.F. Vandevorst: Zu sehen waren Strickwaren in Naturfarben wie Braun und beige. Wie ein Leitmotiv zog sich ein roter Wollfaden durch die gesamte Kollektion. Daneben dominiert schwarz für die Wintersaison 2011/2012.
Pünktlich zur Modewoche ruft Peta zum Pelz-Boycott auf
Die Tierschutzorganisation Peta hat indes Designer zum Verzicht auf Pelz aufgefordert. Alle deutschen Modelabel, die ihre Herbst/Winter-Kollektionen bei dem Mode-Event präsentieren, sollten bei ihren zukünftigen Entwürfen keine Pelze verwenden, sagte ein Sprecher der Organisation am Dienstag in Berlin. Die Berliner könnten sich nach seinen Worten ein Beispiel an ihren norwegischen Kollegen nehmen; die Osloer Fashion Week verzichte ab 2011 "auf diese Zurschaustellung von Tierquälerei auf dem Laufsteg“.
"Mode sollte todschick sein, ohne jemanden dafür zu töten“, sagte der zweite Vorsitzende von Peta, Harald Ullmann. Die Zeiten, in denen Menschen noch unbedacht Pelze trugen, seien schlichtweg vorbei. Ullmann verwies darauf, dass Millionen von Tieren "jedes Jahr für Pelzprodukte grausam gequält und getötet“ werden. Tiere auf Pelzfarmen verbrächten ihr kurzes Leben eingepfercht in winzigen, verdreckten Drahtkäfigen, wo sie allen Witterungsbedingungen nahezu schutzlos ausgesetzt seien, sagte Ullmann. Zudem nutzen die Züchter nach Ullmanns Worten meist die billigsten und grausamsten Tötungsmethoden.
Berliner Grünen wollen keine Magermodels mehr sehen
Schon kurz vor Beginn der Berliner Fashion Week hatten die Berliner Grünen vom Senat den Einsatz für Gesundheitsstandards für Models gefordert. Die jugendpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Clara Herrmann, verwies am Sonntag darauf, dass in Berlin zahlreiche Projekte der Modebranche, darunter die Mercedes-Benz-Fashion-Week und die Messeplattform THEKEY.TO finanziell unterstützt würden. Gesundheitsstandards der Models müssten aber bislang nicht nachgewiesen werden, kritisierte sie.
"In anderen Modemetropolen wurde bereits auf die zunehmende Gesundheitsgefahr von Models mit Auflagen für die Messebetreiber reagiert und ein Mindest-Body-Mass-Index für die aktiv teilnehmenden Models vorgeschrieben“, sagte Herrmann weiter. Deshalb habe ihre Fraktion einen Antrag "Berliner Modeförderung ohne magere Models - Gesundheitsstandards für Models in der Berliner Modebranche einführen“ in das Abgeordnetenhaus eingebracht. Die Grünen-Parlamentarierin unterstrich, dass das "ungesunde Schönheitsideal, wie es von den Medien und der Modebranche verbreitet wird“, mitverantwortlich sei für einen überhöhten Schlankheitswahn bei jungen Menschen. Jeder fünfte Jugendliche zwischen 11 und 17 Jahren weise heute Symptome von Essstörungen auf.