Trotz der Hygiene-Pannen am Klinikum Fulda hält der Klinik-Chef mehr Kontrollen nicht für nötig. Aufsichtsbehörde sieht keinen Grund zur Kritik.

Fulda/Kassel/Wiesbaden. Nach Bekanntwerden des Hygiene-Skandals am Klinikum Fulda hält die Krankenhausleitung mehr Kontrollen wie aus dem hessischen Landtag gefordert für überflüssig. „Irgendwann sind Kontrollen auch unsinnig. Wir brauchen ein geschlossenes, gut Funktionierendes System, das natürlich auch Kontrollen beinhaltet. Aber die achte Kontrolle ist wahrscheinlich unnütz, wenn es vorher nicht funktioniert hat“, sagte Klinik-Chef Harald Jeguschke am Dienstag.

In der am Sonnabend geschlossenen Zentralsterilisation der mit 2800 Angestellten größten Klinik Osthessens war wiederholt mit Blutresten und Flugrost verschmutztes OP-Besteck gefunden worden. Derzeit sind nur Notfalloperationen möglich. Patienten wurden laut Jeguschke durch die Hygiene-Pannen nicht geschädigt. Das Regierungspräsidium (RP) Kassel sprach den Verantwortlichen der Klinik das Vertrauen aus.

„Wir haben die Anlagen regelmäßig warten lassen“, sagte Jeguschke, bei Zertifizierungen würden die Geräte regelmäßig geprüft, zuletzt im Frühjahr 2010. „Wir haben auch ausreichend, gut ausgebildetes Personal in dieser Anlage.“ Der Klinik-Chef wies auch Kritik zurück, das Klinikum habe zu lange mit Konsequenzen wie der Schließung der technisch komplexen Abteilung gezögert. Erstmals waren verschmutzte OP-Instrumente wie Pinzetten und Klemmen Ende September entdeckt worden. „Es wurde nicht zu lange gewartet. Es gab ganz unterschiedliche Sachverhalte“, sagte Jeguschke. Auf durch Urlaub und Krankheit entstandene Personalengpässe habe die Klinik schnell mit der Einstellung von qualifizierten Leiharbeitern reagiert.

Das Regierungspräsidium (RP) Kassel als Aufsichtsbehörde sieht keinen Grund zur Kritik am Klinikum, das bereits 2007 eine schwere Salmonellen-Epidemie und Legionellen im Haus hatte. „Wir können keine Versäumnisse erkennen und haben nichts zu bemängeln“, sagte RP-Sprecher Michael Conrad auf Anfrage. Auch vom Gesundheitsamt Fulda fühle sich die Behörde gut informiert. „Mitte Dezember wurde festgestellt, dass es wieder schlimmer wird, und in kürzester Zeit waren alle vor Ort“, sagte Conrad und ergänzte: „Wir haben Vertrauen darin, dass es so war, wie es alle Beteiligten darstellen.“

Unterdessen traf am Dienstag eine erste Lkw-Ladung mit verunreinigten Instrumenten bei einer Spezialfirma in Tuttlingen zur Wiederaufbereitung ein. Es sei etwa ein Drittel des gesamten Fuldaer Instrumentariums, sagte Jeguschke. Die Pläne, eine mobile Sterilisationsabteilung am Klinikum zu errichten, haben sich zerschlagen. Favorisiert werde nun eine Interimslösung im Gebäude.

„Wir werden Anfang nächster Woche Maschinen geliefert bekommen - von sehr etablierten Firmen, so dass wir auch nicht mit irgendwelchem Billig-Kram arbeiten“, erklärte Jeguschke. Ende Nächster Woche will das Klinikum wieder selbst Instrumente aufbereiten können. Bis dahin werde OP-Besteck des Klinikums an anderen Krankenhäusern gereinigt.

Bislang wurden an zwei OP-Tagen bis zu 120 Eingriffe abgesagt. Mit dem Normalbetrieb wird in etwa drei Wochen gerechnet. OP-Patienten werden derzeit an andere Häuser verwiesen. Das funktioniere hervorragend, so Jeguschke. Die für verunsicherte Patienten geschaltete Hotline hätten am ersten Tag rund 50 Anrufer genutzt. „Die Resonanz ist positiv-kritisch, aber nicht katastrophal“, bewertete Jeguschke. Er hatte mit mehr Rückfragen gerechnet.