Schweden diskutiert über ein Buch mit angeblichen Enthüllungen zum Privatleben von König Carl Gustaf. Der Regent selbst sagt kaum etwas dazu.
Stockholm. Schwedens König Carl XVI. Gustaf hat sich unbändig auf seine China-Reise in dieser Woche gefreut. So sagte es der Regent vor dem Abflug von Stockholm nach Peking. Und viele Menschen glaubten das dem Ehemann von Königin Silvia. Denn Carl Gustaf kann vermutlich beim Staatsbesuch in Asien endlich den unangenehmen Schlagzeilen zu Hause und einer früher so nicht geführten Debatte entfliehen: In Schweden wird nämlich diskutiert, ob es okay sein kann, wenn ein Monarch wilde Privatfeste mit Gastgebern aus halbseidenen Kreisen gefeiert haben sollte. Und ob eine mögliche Geliebte ein Staatsoberhaupt erpressbar machen könnte.
“Ich habe zu dem Buch keinen Kommentar“, antwortete Carl Gustaf noch bei der Abreise in der Ersten Klasse seines Airbus-Linienflugzeuges. Ein besonders hartnäckiger „Aftonbladet“-Reporter hatte sich von den billigen Sitzen dorthin vorgekämpft, um ein „Exklusiv-Interview“ zum Auslöser all dieses Ungemachs zu führen: Die Debatte hatten der Journalist Thomas Sjöberg und zwei Mitautoren ausgelöst, die eine Biografie des Königs vorlegten. Das Buch heißt „Den motvillige monarken“ (“Der widerwillige Monarch“) und darin sind mehr oder weniger vage belegte Geschichten etwa über mögliche Nachtclub-Besuche des Königs und über eine alte, angebliche Affäre mit einer früheren Popsängerin zu finden.
Der König hatte nach den sensationell aufgemachten Schlagzeilen in Zeitungen über das Buch erklärt, das sei alles so lange her, dass er gemeinsam mit Ehefrau Silvia beschlossen habe, nach vorn zu schauen: „Wir schlagen ein neues Kapitel auf.“ War das nun eine indirekte Bestätigung oder ein majestätisch-vornehmes Dementi? Das fragen sich nun manche. Er selbst habe das Buch gerade erst bekommen und noch keine Zeit zum Lesen gehabt, beschied Carl Gustaf vorige Woche nach der Elchjagd 60 wegen einer „kurzen Erklärung“ in den Wald bei Halle Hunneberg geeilten Journalisten .
Unter anderem die Boulevardzeitung „Aftonbladet“ fand danach, dass auch ein gekröntes Staatsoberhaupt heutzutage nicht mehr so locker Fragen abweisen sollte, die „das ganze Land bewegen“. Letzteres war wohl ein bisschen übertrieben - auch wenn Buchhändler ruckzuck die erste Auflage der vieldiskutierten „Biografie“ ausverkauft melden konnten. Dass die liberale Tageszeitung „Dagens Nyheter“ den Inhalt als „Mischmasch aus aufgekochtem Biografischen, verzweifelter Skandaljagd und unfreiwillig komischem Gefasel“ niedermachte und auch das konservative Qualitätsblatt „Svenska Dagbladet“ ein „beklemmendes Stück Boulevard-Prosa“ diagnostizierte, tat dem Publikumsinteresse wenig Abbruch.
Hofsprecherin Nina Eldh mochte weder das kritische Echo in der Öffentlichkeit noch die Kritik am König kommentieren: „Danke der Nachfrage, aber wir haben zu dem Buch nichts mehr zu sagen.“ Viele PR-Experten in Stockholm fanden auch das unzeitgemäß arrogant. Pär-Arne Jigenius hingegen, Schwedens Ex-Presseombudsmann, sieht die Schurken in den Redaktionsstuben: Die Medien würden sich begeistert auf die Weiterverbreitung von Klatsch, Tratsch und böswilligen Gerüchten aus Büchern stürzen, für die weniger scharfe presseethische Regeln gelten. „Und der König kann ja wohl nicht weite Teile der schwedischen Tagespresse vor den Kadi bringen“, meinte Jigenius in der überregionalen Zeitung „Dagens Nyheter“.
Eine neue Biografie über Königin Silvia soll schon in Arbeit sein. Deanne Rauscher, Mitautorin beim „widerwilligen Monarchen“ findet dieses Projekt viel interessanter. „Wenn überhaupt, dann ist die Königin ein Buch wert“, sagte sie im Boulevardblatt „Expressen“.