Der 54-jährige Moderator freut sich auf die erste Weinlese auf seinem Weingut an der Saar. Schon als Kind hat er dort gespielt.
Kanzem. Für Günther Jauch ist es wie eine Heimkehr: Schon als kleiner Junge hat er auf dem „Weingut von Othegraven“ in Kanzem an der Saar gespielt. Seit Anfang Juli gehört es ihm : Mit seinen gut 11 Hektar Weinbergen, einem großen Guthaus und einem idyllischen Park. „Ich habe das Weingut gekauft, weil es seit 205 Jahren im Familienbesitz ist, und weil es drohte, aus der Familie heraus verkauft zu werden“, sagt der 54-Jährige auf seinem neuen Anwesen. Und eine Zerschlagung des renommierten Riesling-Betriebs, dessen Weine in alle Welt gehen, habe er nicht gewollt.
Reben schneiden, Traktor fahren, Wein machen – das alles ist neu für den Starmoderator. „Ich bin ja kein richtiger Winzer, sondern ich bin Winzer-Azubi und lerne jeden Tag dazu“, sagt er. Dabei geht er bei seiner sechsköpfigen Mannschaft, die er mit dem Gut übernommen hat, in die Lehre. Mehrmals im Monat kommt er in den 620-Einwohner- Ort, um nach den Trauben zu sehen. Mit dabei seine Frau Thea.
Der neue Nebenjob macht Jauch Spaß. „Ich bin sehr gerne hier“, sagt er und kraxelt den gut 60 Prozent steilen „Kanzemer Altenberg“ hoch. Eine nette Abwechslung zum Fernsehen. „Ich merke, dass das eben Landwirtschaft ist. Dass das viel mit frischer Luft, mit Natur zu tun hat. Und dass das auf eine ganz andere Art als Medien und als Fernsehen einfach sehr spannend und interessant ist.“ Mit dem Wetter fiebert er als Gutsherr richtig mit. „Ein paar Wochen Sonne würden unserem 2010er noch guttun“, sagt er.
Beim Weintrinken muss der Fernsehmoderator indes noch ein bisschen trainieren. „Ich kann tagsüber nicht trinken, weil ich müde werde“, sagt er. Anders am Ende des Tages: „Abends trinke ich gerne, wenn ich das Gefühl habe, das Tagwerk ist getan.“ Aber immer nur „moderat“. Saar-Weine finde er klasse. „Sie sind sehr schlank, gleichzeitig elegant und haben im allgemeinen wenig Alkohol“. Das Weingut gehört zu den Gründungsmitgliedern des Verbandes der deutschen Prädikatsweingüter VDP, in den nur allererste Adressen aufgenommen werden.
Im dem Gut, dessen Gründung ins 16. Jahrhundert zurückgeht, ist die Jauchsche Familiengeschichte lebendig. „Ich war immer hier, wenn Ferienzeit war“, erzählt Jauch. War doch seine Großmutter Elsa von Othegraven die Schwester von Maximilian von Othegraven, der einst das Gut führte. Ob Jauch mal ganz an die Saar ziehen will? „Wir haben unseren Lebensmittelschwerpunkt in Potsdam und da bleibt er auch erstmal“, antwortet er.
Die reinste Erholung vom Showgeschäft ist die Arbeit im Weingut aber nicht. „Es ist schon anstrengend, eben anders anstrengend“, sagt Jauch. Wenn man den steilen Weinberg hochlaufe, wisse man schon, was man getan habe. Die 270 Meter langen Zeilen sind laut Gutsverwalter Swen Klinger sogar die weltweit längsten in einer Steillage. Alles wird hier per Handarbeit gemacht.
„Ich benutze das jetzt hier nicht als Psycho- oder Physiotherapie und leide ja auch nicht unter einem Burnout-Syndrom“, sagt Jauch. Normalerweise, das ist Jauch klar, hätte er nie einen Weinberg gekauft. Ausschlaggebend war der familiäre Bezug. Dennoch – Jauch freut sich schon auf seine erste Weinlese Mitte Oktober. In Gummistiefeln wird er dann Trauben abschneiden und die Ernte einfahren.