Die Popdiva stellte mit acht Preisen und verschiedenen Outfits einen neuen Rekord auf. Selbst Cher sah in Los Angeles gegen die neue MTV-Queen brav aus.
Los Angeles. Nicht einmal Pop-Diva Cher konnte Lady Gaga das Wasser reichen: Seite an Seite standen sie in der Nacht zum Montag in Los Angeles auf der Bühne. Die 64-jährige Cher mit wilder Lockenmähne, im durchsichtigen Glitzerbody, mit Stiefeln bis zum Po. Doch Lady Gaga stahl ihr die Show mit einem Fleischdress, der die Zuschauer rätseln ließ, ob sie tatsächlich echte Fleischfetzen am Körper trug oder Synthetik. Ihren Kopf zierte ein steakähnliches Gebilde, die Stiefeletten erinnerten an geschnürte Rouladen, in der Hand hielt sie ein fleischiges Täschchen. In diesem Kostüm, entworfen von dem Designer Franc Fernandez, sagte die 24-Jährige zu Tränen gerührt: „Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal Cher darum bitten würde, meine Fleischtasche zu halten.“
Es war der Höhepunkt bei der 27. Vergabe der „MTV Video Music Awards“, als Lady Gaga aus Chers Hand für ihren Hit „Bad Romance“ den Top-Preis für das Video des Jahres entgegennahm – die achte Trophäe des Abends, mit der die Sängerin gekrönt wurde. Sie gewann unter anderem in den Kategorien bestes Video einer Künstlerin, Pop Video, Dance Music Video und Videoregie.
Schon auf dem Roten Teppich vor dem Nokia Theatre, der diesmal weiß gehalten war war, stach Lady Gaga auf extrem hohen Plateau- Sohlen in einem wogenden Outfit mit einem goldglänzenden, meterhohen Kopfschmuck hervor. Beschwerlich war der Weg auf die Bühne, wo ihr Siegeszug mit dem Preis für das beste Video einer Künstlerin begann. Die rot-goldene Robe hatte der verstorbene Modeschöpfer Alexander McQueen entworfen, gab Stefani Joanne Germanotta alias Lady Gaga preis.
Während der Show wechselte sie immer wieder die Garderobe, trat auch in schwarzem Leder auf. Lady Gaga war für insgesamt 13 Preise nominiert, ein Rekord in der Geschichte der Musikpreise des US- Senders MTV. „Dieses Outfit ist zu schwer, um sich darin zu bewegen“, klagte die Sängerin in einem Stoffungetüm mit Spikes auf dem Kopf, als sie die Trophäe für das beste Pop-Video in Empfang nahm. „Entschuldigt bitte, wenn ich heute Abend etwas langsam bin“, sagte die Sängerin, die erst vor kurzem für Schlagzeilen gesorgt hatte, weil sie in einem „Fleisch-Bikini“ für den Titel der japanischen „Vogue Hommes“ posiert hatte.
Mit fetzigen Auftritten und frechen Sprüchen von US-Komikern Chelsea Handler ging das Spektakel dann weiter rasant über die Bühne. Rapper Eminem, der mit acht Nominierungen an den Start gegangen war, gewann mit „Not Afraid“ die Trophäen für das beste Video eines Künstlers und das beste HipHop-Video. Gemeinsam mit Sängerin Rihanna - mit feuerroter Frisur – rappte der 37-jährige mit Kapuze über dem Kopf zum Auftakt der Show.
Teenie-Star Justin Bieber brachte mit einem Auftritt vor der Konzerthalle die Schaulustigen zum Kreischen. In der Rubrik Bester Nachwuchs setzte sich der 16-jährige Bieber prompt gegen Ke$ha, Jason Derulo, Nicki Minaj und die Gruppe Broken Bells durch. Einen Eklat, wie ihn Rapper Kanye West im vorigen Jahr provoziert hatte, gab es diesmal nicht. Bei der Auszeichnung der Countrysängerin Taylor Swift zur besten Nachwuchskünstlerin war der Szeneschreck auf die Bühne gestürmt, hatte der fassungslosen Kollegin das Mikrofon aus der Hand gerissen und gefaucht, dass Beyoncé den Preis verdient habe.
Nun standen beide wieder auf der Bühne, allerdings mit sicherem Abstand. Swift sang anfangs eine sanfte Ballade über Vergebung und Unschuld, West schlug zum Ausklang der Show mit Rap-Flüchen und Schimpfwörtern einen harten Ton an.